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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Beine. Er wollte seinen Bogenschützen schon das Signal geben, den am Boden liegenden Flussmenschen mit drei gezielten Pfeilen zur Strecke zu bringen, doch er zögerte.
    Vill analysierte die Situation. Er war weder in einer verzweifelten Lage, noch war er wütend, und es dürstete ihn auch nicht nach Rache. Er fühlte nichts dergleichen. Wie bei einem Schachspiel schätzte er die veränderte Situation ab und dachte über seinen nächsten Zug nach. Es ging nicht mehr darum, Armeen zu verschieben oder Feinde auszukundschaften. Nur er und Blu befanden sich auf dem Schlachtfeld. Die Auseinandersetzung hatte eher etwas von einem Duell, und der Flussmensch war klar im Nachteil. Wenn er seine Düsterlinge zu Hilfe rief, um einen einarmigen Gegner auszuschalten, würden sie ihm das nur als Schwäche auslegen. Er musste es selbst zu Ende bringen.

45
    »Töte ihn«, befahl Fretter.
    Spragg kniete am Fenster und zog die Bogensehne bis zur Wange durch. Aus dieser Höhe war es ein weiter Schuss, doch Wex hatte Spragg bereits schießen sehen, und die Chancen standen nicht schlecht, dass er das Ziel treffen würde. Blu krümmte sich auf dem Boden und hielt sich den verletzten Arm. Vill ragte über ihm auf.
    »Blu ist zu nah«, sagte Wex.
    Spragg zögerte.
    »Nur durch seinen Mut haben wir überhaupt diese Gelegenheit!«, fauchte Fretter. »Ohne diesen Vill sind die Düsterlinge nichts als hirnlose Tiere. Schieß!«
    Wex sah, wie Vill aufblickte. Der Anführer der Düsterlinge sprang nach vorn, packte Blus gesunden Arm, zerrte den Flussmenschen mit einem Ruck auf die Beine und hielt ihn wie einen Schild vor sich.
    »Vorbei«, sagte Spragg. »Blu verdeckt ihn.«
    Vill riss sein Schwert aus der Scheide und zog die Klinge über die Beuge von Blus unversehrtem Arm, durchtrennte Sehnen und Muskeln. Jetzt konnte Blu keinen seiner Arme mehr benutzen. Vill ließ ihn jedoch am Leben, um Spragg von einem weiteren Schussversuch abzuhalten. Dann schleifte er den benommenen Blu auf den Rand der Lichtung zu, während seine drei Düsterlingschützen ihnen schon entgegeneilten.
    Spragg drehte den Bogen ein kleines Stück und versenkte seinen Pfeil im Knie eines Düsterlings. Sie hörten ein fernes Plopp! , und der Düsterling fiel ins Gras.
    Die anderen beiden schossen wie wild zurück, doch die missgestalteten Pfeile zersplitterten lediglich am Turm. Von unten ertönte Lärm, als die Zwerge an den Fenstern sich entweder zu Boden warfen oder entsetzt stehen blieben und auf die wie von Zauberhand auf sie zujagenden Holzschäfte starrten.
    Spragg erwiderte die Salve, doch diesmal verfehlte er sein Ziel, und der Pfeil verschwand zwischen den beiden Düsterlingen irgendwo im Gras.
    Wex, der im Gegensatz zu den Zwergen wusste, wann er sich ducken musste und wann nicht, stand seelenruhig daneben und beobachtete alles.
    Weitere Düsterlinge stürmten auf die Lichtung. Ein kleiner, der leicht humpelte, rannte direkt auf Vill zu.
    Sobald er außer Reichweite von Spraggs Bogen war, ließ Vill Blu los, der mit zwei verletzten Armen nicht einmal seinen Sturz abfangen konnte.
    Mit einem heimtückischen Lachen stürzte sich der kleine Düsterling auf Blu, in der Hand ein steinernes Messer. Wie ein schwarzer Stern blitzte der Obsidiankeil in der Sonne auf, einmal, zweimal, dann ein letztes Mal.
    Wex kämpfte gegen den Brechreiz in seiner Kehle an. Er fragte sich, ob er eine Mitschuld an Blus Tod trug, weil er ihn sich insgeheim gewünscht hatte. Doch noch etwas anderes plagte ihn: Fretter hatte zwar Blus mutige Attacke gelobt, aber Wex hatte immer noch Zweifel wegen der Bisswunde. Blu hatte sie schon gehabt, bevor Wex die zusätzliche Flussbiegung gezeichnet hatte. Dessen war er absolut sicher. Und was auch immer Blu ursprünglich vorgehabt hatte, es war nicht gewesen, den Düsterlingführer anzugreifen. Seine Tat war weder geplant noch mutig gewesen, sondern spontan und ungeschickt, und er hatte Vill erst angegriffen, nachdem Adara sich von ihm abgewandt hatte.
    Die Düsterlingbogenschützen zogen sich unterdessen wieder zurück. Fretter riet Spragg, seine Pfeile aufzusparen und vor allem nicht preiszugeben, dass sie nur einen einzigen Bogen hatten. Besser, der Feind glaubte, sie besäßen ein ganzes Arsenal weitreichender Waffen.
    Als Blurdo mit seiner Eskorte unten aus dem Turm kam, war alles bereits vorüber. Das Zwergenoberhaupt marschierte mit Kraven ein Stück auf die Lichtung. Dort ließ er den Magier stehen und eilte zurück in die Festung. Der Mann,

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