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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Ereignisse im Turm Bericht zu erstatten, doch schließlich hatte Vill herausgehört, dass die Menschen kochendes Wasser über den Tunnelgräbern ausgegossen hatten. Seine Gegner waren offensichtlich nicht so dumm wie die Düsterlinge. Der Soldat, der überlebt hatte, war für den Kampf nicht mehr zu gebrauchen, und auch für nichts anderes, also übergab ihn Vill an Schlitzer, der ihn in Essrationen aufteilte.
    Er ging durchs Lager und bedeutete Schnüffler, er solle ihn allein lassen, damit er nachdenken konnte. Er beobachtete die Düsterlingfrauen, wie sie eifrig Pfeilschäfte aus Ästen schnitzten und die Enden mit einer Nocke für die Bogensehne versahen, und dachte über seine Prioritäten nach. Er musste seine Strategie überdenken. Sein Ausgangspunkt war gewesen, eine Gefühlsregung in sich zu provozieren, ein Bedürfnis, etwas, für das es sich zu leben lohnte. Ein Ziel. Ohne ein Ziel konnte ein Mann jahrelang richtungslos umherirren. Die beste Motivation, diejenige, die ihm am schnellsten eingefallen war, war Rache gewesen. Dieses Gefühl verstand jeder. Es hatte etwas Einfaches und Naheliegendes und war deshalb bestens geeignet für einen ebenso einfachen und naheliegenden Plan. In seinem Fall, den Verräter Kryst zu quälen oder zu töten. So weit, so gut. Bis hierhin war seine Logik makellos.
    Die Umstände hatten ihn zu den Düsterlingen geführt, und er hatte sie als geeignetes Werkzeug für seine Rachepläne eingeschätzt. Den ursprünglichen Zehnertrupp hatte er um ein Vielfaches erweitern können, indem er ein Stück des Flusslaufs dem Schleier entrissen hatte, wo noch weitere lebten. Auf diese Weise war er vom Befehlshaber über eine Kompanie zum Feldherrn über eine kleine Armee aufgestiegen. Bis zu diesem Punkt hatte er also alles richtig gemacht.
    Aber eine kleine Armee würde nicht ausreichen, um Abrogan zu erobern. Dazu brauchte er das gesamte Düsterlingvolk. Diese Tatsache war unumstößlich, und es hatte sich nichts daran geändert. Als er den Flussmenschen bestochen hatte, um an weitere Soldaten heranzukommen, waren seine Vorbereitungen noch nicht weit genug gediehen gewesen. Das Düsterlingvolk hinter dem Schleier hätte sein kleines Kontingent umdrehen und überzeugen können, Vill abzusetzen. Sich gegen ihn aufzulehnen und sich stattdessen dem großen Stamm anzuschließen. Doch jetzt war Vill bereit. Seine disziplinierten Trupps würden sich gegen das unorganisierte Düsterlingvolk durchsetzen. Auch dieser Gedankengang war ohne Fehler. Nur leider gab es jetzt, da er bereit war, mit einem Mal Fehlschläge: die Kinderbanditen, das zerstörte Katapult, die toten Tunnelgräber, den Anschlag des Flussmenschen auf ihn und den falschen Magier.
    Und Fehlschläge waren gefährlich. Seine Düsterlinge beobachteten ihn ständig. Auch wenn sie für die meisten dieser Debakel selbst die Schuld trugen, würden sie das Ausbleiben des Erfolgs irgendwann ihm zur Last legen und es Vill als Schwäche auslegen. Er brauchte einen Sieg, um sie auf sich einzuschwören, seine Position zu stärken, um einen hässlichen Tod abzuwehren, den ein Tier wie Schlitzer ihm zweifellos mit Freude bereiten würde, wenn er sich nicht als der Stärkste unter ihnen erwies. Dennoch, all diese Rückschläge änderten nichts an seinem Plan, außer in einem kleinen, aber wichtigen Detail: Statt der Dienste von Krysts Wunderwirker brauchte er eine verstaubte alte Landkarte und den Sohn eines Schweinezüchters.
    Diesmal war die Information richtig. Dessen war er sicher. Der gerissene Flussmensch hatte ihm nur den falschen Namen genannt, nicht desjenigen, der den Schleier tatsächlich versetzen konnte. Aber es gab jemanden, der es konnte. Der feige Zauberer log nicht. Vill hatte Schlitzer auf ihn losgelassen, und der geifernde Düsterling hatte nicht mehr als ein paar flinke Schnitte mit seinem Steinmesser gebraucht, um den Namen aus ihm herauszulocken. Wexford. Ein Junge. Ein Bauer. So unglaublich es geklungen hatte, im Gesicht des Zauberers war deutlich zu sehen gewesen, dass er die Wahrheit sagte. Manche Männer konnten Schmerz ertragen, andere nicht. Der Unterschied war an ihren Augen abzulesen. Die standhaften kniffen sie zu schmalen Schlitzen zusammen, die der ängstlichen wurden groß und rund. Und die des Magiers waren sehr groß geworden. Kurioserweise war die Luft um ihn herum urplötzlich unangenehm kalt geworden, sobald er das Messer zu spüren bekommen hatte. Vill war nicht ganz sicher, ob der Magier diesen Effekt

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