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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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seine Chancen in einem Kampf auf Leben und Tod standen.
    Wex spürte, dass es für die Kreatur nicht das erste Mal war. Für Wex schon. Also beschloss er, Schlitzer bei seiner Entscheidung zu helfen. »Du hast gehört, wie dein Opfer meinen Namen gesagt hat. Ich bin Wexford, der Kartenzeichner. Geh! Sag deinem Herrn, dass ich nicht länger im Turm bin.« Er wartete einen Moment, um zu sehen, wie Schlitzer reagieren würde, und als der Düsterling ihn nur verblüfft anstarrte, fügte er hinzu: »Ich gehe nach Norden. Sag ihm, er darf mich nicht verfolgen, sonst werde ich den Schleier über ihn bringen!«
    Während Schlitzer überlegte, fiel Wex ein, dass die Kreatur seine Sprache wahrscheinlich nicht allzu gut verstand. Außerdem wurde ihm bewusst, dass er Kraven nicht tragen konnte. Nie und nimmer würde er die anderen einholen, wenn er einen verletzten Erwachsenen mitschleppen musste. Vorausgesetzt natürlich, sie hatten es hinter die chaotischen Linien der Düsterlinge geschafft.
    »Der Kartenzeichner!«, rief Schlitzer plötzlich.
    Das Tier kannte den Ausdruck. Kraven hatte ihnen also alles erzählt. Eigentlich hatte er den Zauberer verfluchen wollen für seinen Verrat, ihm ewige Verdammnis wünschen, aber jetzt, da er ihn auf diesem Scheiterhaufen liegen sah, aus einem Dutzend Wunden blutend, konnte er es nicht mehr. Kraven fantasierte, war kaum bei Bewusstsein. Was er von dem heimtückischen Ding mit dem Messer hatte ertragen müssen, konnte und wollte Wex sich nicht einmal vorstellen. Allein beim Anblick von Kravens Wunden wurde ihm schwindlig. In regelmäßigen Abständen war die weißliche Haut auf Brust und Bauch eingeschnitten und rollte sich auf wie der Deckel einer Satteltasche. Darunter schimmerte rot das rohe Fleisch. Keine der Wunden war tödlich, aber früher oder später würde Kraven verbluten oder an einer Infektion sterben, wenn er nicht versorgt wurde, und die Narben würden ihn den Rest seines Lebens begleiten. Er war für immer gezeichnet. Falls er überlebte.
    Wex wurde allmählich nervös. Er warte darauf, dass der Düsterling irgendetwas unternahm. Langsam ließ er die Spitze seines Schwerts kreisen, um möglichst bedrohlich zu wirken, vielleicht sogar gefährlich. Was er jedoch erreichte, war das Gleichgewicht zu verlieren. Wex musste einen Ausfallschritt nach links machen, um nicht hinzufallen.
    Denkbar wenig beeindruckt von der kleinen Vorstellung ergriff Schlitzer die Gelegenheit und stürzte sich auf Wex.
    Das Messer schoss von schräg unten auf ihn zu. Wex taumelte ein paar Schritte zurück, zu sehr damit beschäftigt, dem Angriff auszuweichen, um seine eigene Waffe einzusetzen.
    Schlitzer setzte nach, blieb ihm dicht auf den Fersen.
    Wex wollte einen wuchtigen Schlag versuchen und holte weit aus, doch Schlitzer sprang ihn an und packte ihn, riss sie beide zu Boden, wo sein handliches Messer Wex’ sperrigem Schwert weit überlegen war.
    Wex ließ das schwere Ding los und versuchte, Schlitzers Messerhand zu packen. Mit beiden Händen hielt er den Arm mit der schwarzen Klinge so fest er nur irgend konnte. Da erkannte Wex seinen Fehler: Schlitzers freie Hand war mit ihren scharfen Krallen eine beinahe genauso gefährliche Waffe, und die legte sich jetzt um Wex’ Kehle.
    Doch der sichere Tod kam nicht. Schlitzer wurde von Wex heruntergerissen und gegen den Scheiterhaufen geschleudert. Ein anderer Düsterling stürzte sich auf Schlitzer und hieb mit seinen Klauen auf ihn ein. Spitze Krallen bohrten sich in seine Brust und Schulter, Blut spritzte, und Schlitzer heulte auf.
    Wex nutzte die Chance und krabbelte zu seinem Schwert. Als er sich wieder umdrehte, sah er, wie Schlitzer und der andere Düsterling einander umkreisten. Als der Neuankömmling ihm den Kopf zuwandte, erkannte Wex, dass er kein Düsterling war, zumindest nicht ganz.
    »Arkh!«, rief Wex.
    Schlitzer blickte verwirrt zwischen den beiden hin und her und versuchte, die neue Situation einzuschätzen. Einen Moment später sprang der drahtige Düsterling ein zweites Mal über Kravens Scheiterhaufen, nur diesmal in die andere Richtung, und floh hinaus in die Nacht.
    »Es war sehr mutig von dir, zu Kraven zu gehen«, sagte Arkhs vertraute Stimme. »Aber es will mir beim besten Willen nicht in den Sinn, warum du dieser Kreatur aufgetragen hast, ihrem Herrn zu übermitteln, was du vorhast. Würdest du mir das bitte erklären?«
    Wex spürte das Bedürfnis, den gehörnten Halbmenschen zu umarmen, aber er war noch zu durcheinander

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