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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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hinüber, genauso wie Wex immer wieder auf Mungo und Pinch starrte. Alle drei lagen auf dem Boden und gaben keinen Laut von sich. Blut sickerte durch Kravens Verbände und untermauerte Wex’ Schilderung von der grässlichen Folter.
    »Die Düsterlinge wissen, dass wir weg sind«, schloss Wex seinen Bericht. »Ich schätze, sie haben die Verfolgung bereits aufgenommen. Und jetzt erzählt mir, was hier passiert ist!«
    Von Fretter einen Bericht zu verlangen war ein wenig anmaßend, wenn man bedachte, dass Wex mit einem Hauptmann der Palastwache sprach, aber niemand nahm Anstoß an seinem Benehmen. Die Tatsache, dass Wex dazu beigetragen hatte, Kraven zu retten, sorgte nicht nur für hochgezogene Augenbrauen, die Soldaten schienen ihm jetzt auch mehr Respekt entgegenzubringen.
    »Wir haben die beiden Deserteure wieder eingefangen«, erklärte Curdwell ohne große Umschweife und brachte die Klinge seines Schwerts bedrohlich nahe an Pinchs Hals.
    Wex’ Magen machte einen Satz. Selbst der Sohn eines Schweinezüchters kannte die Strafe für Desertieren: standrechtliche Exekution. Keine Anhörung beim Fürsten, keine Verhandlung vor dem Richter, sondern Hinrichtung an Ort und Stelle durch den befehlshabenden Offizier. So war die allgemeine Praxis. Furchtsame Soldaten wie Spärling würden sonst mit derselben Wahrscheinlichkeit fliehen wie kämpfen. Es ging das Gerücht, dass Fürst Wassel einst die Hinrichtung seines eigenen Sohnes befohlen hatte, weil er vom Schlachtfeld geflohen war. Wassel hatte es zwar nicht übers Herz gebracht, der Exekution beizuwohnen, aber er hatte sie befohlen. Das Gesetz war in dieser Hinsicht eindeutig.
    »Pinch und Mungo sind keine Soldaten«, merkte Wex an. »Also können sie auch nicht desertieren.«
    »Sie sind vertraglich gebundene Mitglieder der Expedition, und im Fall kriegerischer Auseinandersetzungen gilt jedes Mitglied als Soldat«, erklärte Fretter in ruhigem Ton, und Wex begriff, dass das Urteil bereits gesprochen war.
    »Du hast in dieser Sache nichts zu sagen, Junge«, knurrte Curdwell.
    »Aber sie haben uns keinen Schaden zugefügt«, entgegnete Wex.
    »Sie hatten Essen dabei«, verkündete der ältere Winster selbstgefällig.
    Alver hielt einen Sack hoch und ließ Wex den Inhalt sehen: getrockneter Fisch, vier Äpfel und ein paar Rüben – etwas von den Zwergenvorräten und etwas von ihren eigenen.
    »Gestohlen«, fügte Winster hinzu.
    Wex blickte Fretter an, aber der zeigte keine Regung. »Dieses Essen wurde den Opfern einer Belagerung in der Zeit höchster Not widerrechtlich entwendet«, sagte er nur.
    »Uns«, verdeutlichte Alver.
    »Kann ich mit ihnen sprechen?«, fragte Wex.
    »Keine Zeit«, erwiderte Fretter. »Wir müssen dem Gesetz Genüge tun und dann weitermarschieren. Die Düsterlinge sind uns wahrscheinlich schon auf den Fersen. Curdwell und Alver, vollzieht die Strafe.«
    Pinch sah Wex an. »Hilf uns …«, murmelte er durch blutige Lippen.
    Curdwell schlug ihm mit der flachen Seite seines Schwerts ins Gesicht, und Pinch verstummte. »Halt dein Lügenmaul und stirb wie ein Mann.«
    Alver holte aus.
    »Wartet!«, rief Wex. »Sie wollten zurückkommen. Sie haben es mir gesagt.«
    »Erkläre das.« Fretters Stimme genügte, um Alvers Arm verharren zu lassen.
    Wex zögerte kurz, dann plapperte er einfach drauflos. »Pinchot sagte, wenn die Düsterlinge uns erst einmal umzingelt hätten, würde uns keine Zeit mehr bleiben, Hilfe zu holen.«
    »Aber wir haben sie hier gefunden«, warf Winster ein. »Weit weg vom Turm. Wo sollen sie hier Hilfe gesucht haben?«
    »Habt ihr sie gefragt?«
    Curdwell räusperte sich. »Wir haben sie überrascht. Mussten sie schnell überwältigen, bevor der Große Widerstand leisten konnte. Hätte uns ziemliche Probleme machen können.«
    »Ihr habt sie nicht einmal reden lassen? Dann, bei den Göttern, lasst sie uns hören!« Wex ging zu Pinch und beugte sich zu ihm herunter, ohne auf Curdwells Schwert zu achten. Er zog den arg mitgenommenen Dieb in eine Sitzhaltung und flüsterte ihm bedeutungsvoll ins Ohr. »Das ist deine Chance. Lass uns jetzt nicht beide hängen.«
    Fretter öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Wex sprach schnell und laut, um seine Worte zu übertönen.
    »Macht schon! Erklärt euch!«, sagte er in strengem Ton zu Pinch. Dann wartete er und hoffte, der Dieb würde die beste Lüge seines Lebens präsentieren. Und genau das tat er.
    »Die Kühe«, hüstelte Pinch. »Wir haben die Kühe geholt.«
    Einen Moment lang

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