Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
einfach aufgebrochen in einem Land, in dem selbst der ausgefeilteste Plan scheitern konnte, weil ständig etwas Unvorhersehbares geschah und alles über den Haufen warf.
    »Sie dürften nicht allzu weit voraus sein«, meinte Arkh. »Eine so große Gruppe kommt nur langsam voran. Und mit Kraven als zusätzlichem Marschgepäck werden wir auch kaum in der Dunkelheit an ihnen vorbeistürmen.«
    »Vielleicht warten sie ja auf mich«, erklärte Wex hoffnungsvoll. »Ich habe zu Adara gesagt, dass ich sie einholen würde.«
    »Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Sie werden versuchen, so viel Abstand wie irgend möglich zwischen sich und die Düsterlingarmee zu bringen, denn wenn es erst hell wird, ist es ein Leichtes, ihrer Spur zu folgen. Die Armee ist über zweihundert Mann stark. Hundert davon, ausgesandt in alle Himmelsrichtungen, werden genügen, um bei Tageslicht die Spur einer Gruppe von ihrer Größe zu finden.«
    Wex runzelte die Stirn. Daran hatte er nicht gedacht.
    Der Himmel wurde jetzt allmählich heller und der Fluss ruhiger. Sie verließen das Wasser, um am Ufer schneller voranzukommen, und Wex war froh, die nassen Füße aus dem eisigen Schmelzwasser der Gletscher zu bekommen. Sie waren schon ganz blau angelaufen, und er konnte seine Zehen nicht mehr spüren.
    »An der ersten Stelle, die sich überqueren lässt, sind sie wahrscheinlich abgebogen«, sagte Wex. »Sie wollten so schnell wie möglich zum Walther zurück.«
    »Zum Walther?«
    »Der eine Weg zurück nach Abrogan führt über den Berg mit den Aussätzigen. Ich würde ja lieber den anderen Pass nehmen, aber sie haben Angst vor Verda.«
    »Wer ist Verda?«
    Wex fiel ein, dass er niemandem von seiner Unterhaltung mit dem Baumungeheuer erzählt hatte. »Ich meine den Drachen. Ich nenne ihn Verda.«
    »Weshalb?«
    »Der Name scheint mir irgendwie passend.«
    Arkh nickte und blieb unvermittelt stehen. Die übergroßen Raubtierohren hoch aufgerichtet, schnupperte er in der Luft. »Bei Tageslicht sollte ich unsere Kameraden auch so finden können«, murmelte er, legte Kraven ins Gras und ging in die Hocke. Wie ein Wolf begann er, in immer größer werdenden Kreisen umherzulaufen. Die gegabelte Zunge schnellte immer wieder zwischen seinen Reißzähnen hervor. Plötzlich blieb er stehen und deutete auf den Boden.
    Wex lief zu ihm. Die Abdrücke waren unverkennbar. Etwa ein Dutzend Paar Füße, eindeutig von Menschen. Wex war außer sich vor Freude, aber auch ein wenig besorgt, weil Arkh die Fährte ihrer Freunde aufgenommen hatte, als wäre er ein Raubtier auf der Pirsch.
    »Sind sie frisch?«, fragte Wex.
    »Besonders alt können sie wohl kaum sein«, erwiderte Arkh.
    »Richtig.« Wex kann sich dumm vor, weil er gefragt hatte. Die Gruppe war nur kurz vor ihnen aufgebrochen.
    »Sie sind etwa eine Stunde vor uns«, erklärte Arkh. »Wenn wir uns anstrengen, können wir sie einholen. Andererseits könnten sie sich bald vom Fluss entfernen, und wir sollten Kravens Wunden auswaschen, solange wir noch in der Nähe des Wassers sind.«
    »Es wird ihm nicht gefallen, wenn wir die Wunden wieder öffnen«, gab Wex zu Bedenken.
    »Tun wir es gleich.«
    Sie zogen Kraven nackt aus, und Arkh hielt Kravens Arme fest.
    Wex befeuchtete die Stellen, wo der Verband an den Wunden festgetrocknet war, und zupfte ihn vorsichtig herunter.
    Kraven war wach, aber nur halb bei Bewusstsein. Er stöhnte.
    Wex nickte Arkh zu, und der verstärkte seinen Griff.
    Behutsam hob Wex die Hautlappen über den Wunden an.
    Der Magier zuckte und stieß unverständliche Laute aus, während Wex die entsetzlichen Wunden begutachtete. Die leuchtend roten Dreiecke rohen Fleisches zeigten Wex, wie die aufgerollte Haut auf Kravens Brust und Bauch zu liegen kommen musste. Gemeinsam hoben sie den Magier in den Fluss, wo Wex mit dem abgewickelten Verband den Schmutz aus den Wunden rieb. Er arbeitete schnell, damit Kraven von dem eisigen Wasser nicht auch noch krank wurde. Die Kälte dämpfte den Schmerz zwar, aber nicht genug, wie Wex an Arkhs anschwellenden Muskeln sah, der alle Mühe hatte, Kravens Zuckungen zu unterbinden. Wex konnte dem Magier das Gezappel kaum verübeln. Selbst die hartgesottensten Soldaten würden sich unter dieser Tortur vor Schmerzen krümmen.
    Als sie ihn zurück ans Ufer brachten, hatte sich die bläulich weiße Haut über den Wunden wegen der Kälte noch stärker zusammengezogen. Mit sanften Fingern drückte Wex die runzligen Lappen wieder fest, strich und zog sie glatt, so gut

Weitere Kostenlose Bücher