Die Karte der Welt (German Edition)
aus, damit sie die versprengte Armee wieder zusammentrieben, und einen Zehnertrupp, der nach Spuren suchen sollte. Sie fanden sie stromaufwärts in südlicher Richtung, nicht im Norden. Leicht hinters Licht zu führen, dieser tumbe Schlitzer , dachte Vill.
Gegen Mittag waren sie bereit zum Abmarsch. Dreißig Düsterlinge ließ Vill zurück, damit sie die Belagerung noch eine Weile fortsetzten. Er wollte nicht, dass das kleine Volk neugierig wurde und ihnen hinterherspionierte. Eine Einmischung von ihrer Seite konnte er nicht gebrauchen. Sich selbst überlassen, würde die Belagerungsmacht sich bald zerstreuen. So waren diese Kreaturen nun einmal. Sie brauchten Führung. Sie brauchten ihn , und Vill würde dafür sorgen, dass sie sich daran erinnerten, jetzt, nachdem die Kühe, die sie so in Angst und Schrecken versetzt hatten, endlich weg waren. Um die Winzlinge würde er sich kümmern, nachdem er seine Armee weiter vergrößert hatte. Sie würden gute Sklaven abgeben.
Der Rest der Streitmacht machte sich mit ihm an die Verfolgung der Menschen. Ein Zehnertrupp war ihnen bereits dicht auf den Fersen. Dass sie die Spur verlieren würden, war so gut wie ausgeschlossen. Sie mussten die Menschen nur abfangen, bevor sie den großen Fluss erreichten.
Wasser. Seine Untertanen kamen nicht gut mit dem nassen Element zurecht, und es war durchaus möglich, dass die Verfolgten versuchen würden, sich auf den Fluss zu flüchten. Er verlief nach Norden, zur südlichen Grenze des Düsterlingreichs, das immer noch unter dem Schleier lag. Dort stürzte der Walther an einem scharfen Abbruch in die Tiefe, wie seine Soldaten ihm berichtet hatten. In dieser Richtung konnten die Menschen also nicht entkommen. Sie würden den Fluss entweder überqueren oder stromaufwärts Richtung Süden fliehen. Das kleine Volk hatte ihnen vorübergehend Zuflucht gewährt, und vielleicht hatten sie noch andere Verbündete. Von dem falschen Magier hatte er erfahren, dass die Tochter des Stammesfürsten der Flussmenschen noch am Leben war. Eine junge Frau. Und obgleich sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch im Turm bei den Kindern aufhielt, könnte sie den Flüchtigen aufgetragen haben, von irgendwoher Unterstützungstruppen zu schicken. Schnelles Handeln war von größter Wichtigkeit.
Vill war einer der Langsameren im Tross, denn das verletzte Bein behinderte ihn immer noch, und Düsterlinge liefen schnell. Die kreisrunden roten Punkte, wo der Bluthund seine Zähne in Vills Oberschenkel geschlagen hatte, heilten zwar recht gut, aber der Muskel darunter war nach wie vor steinhart, und Vill humpelte. Immer wieder erwischte er Schnüffler dabei, wie er sich über Vills langsames Tempo beklagte, und Verwundbarkeit war gefährlich. Diese Kreaturen spürten sie instinktiv. Ihre Hierarchie fußte darauf, richtete sich an ihr ständig neu aus, und selbst die kleinste Veränderung bemerkten sie sofort. Vill dachte an Schlitzer. Der sadistische Wicht humpelte ebenfalls, aber die anderen wussten es besser, als sich mit ihm anzulegen.
»Halt!«, rief Vill und wartete, bis das Kommando durch die Reihen bis nach vorn gedrungen war. »Versammelt euch!«
Die Stärke seiner Truppen belief sich auf etwa hundertfünfzig. Die dreißig, die er zurückgelassen hatte, zusammen mit denen, die den Rindern zum Opfer gefallen oder geflohen waren, hatten die Zahl trotz der Neuzugänge in den letzten Tagen deutlich schrumpfen lassen.
Es ärgerte ihn, anhalten zu müssen, aber er durfte nicht länger warten. Die Belagerung des Turms hatte in einer Niederlage geendet, und jetzt hielt Vills verletztes Bein die ganze Streitmacht auf. Vor seinem Bogen hatten sie keinen allzu großen Respekt mehr, nachdem er ihnen beigebracht hatte, selbst mit der Waffe umzugehen.
In einem großen Kreis versammelten sie sich, die Kleineren in den vorderen Reihen. Vill stand mit Schlitzer und Schnüffler in der Mitte.
»Schlitzer, geh in die erste Reihe«, befahl er.
Schlitzer tat, wie ihm geheißen, und Schnüffler stand nun allein mit Vill im Zentrum. Der Düsterling war sichtlich stolz auf den Ehrenplatz, bis er begriff, was sein Herr vorhatte.
»Ich habe Euch nicht herausgefordert, Herr«, sagte Schnüffler nervös.
»Schickt den Jungen Fen in die Mitte«, befahl Vill.
Die vorderste Reihe teilte sich, und Fen wurde von einem Düsterlingkoch nach vorn geschoben. An seinen Augen waren die Spuren der durchwachten Nächte deutlich zu sehen. Nachdem er seinen rothaarigen Schoßhund verloren
Weitere Kostenlose Bücher