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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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irgendwelcher Bedeutung gewesen wäre.
    Wex führte die kleine Gruppe zu einer freien Fläche zwischen den Hütten, wo drei Aussätzige im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit im Sterben lagen. Curdwell, Spärling und Spragg bereiteten den drei ein rasches Ende und schnitten ihnen mit ihren Schwertern die Kehle durch, damit sie keinen Alarm schlagen konnten. Das Blut wischten sie angewidert an den umstehenden Farnen ab, unsicher, ob ihnen von der klebrigen Flüssigkeit Gefahr drohte.
    »Wir dürfen nicht lange bleiben, sonst stecken wir uns auch noch an«, erklärte Spärling, der sich den ängstlichen Kommentar nicht verkneifen konnte.
    »Das werden wir nicht«, beruhigte ihn Wex.
    Eine nach der anderen traten sie die Türen der Hütten ein, fanden aber nicht mehr als ein paar verlauste Kinder, allein gelassen von den todgeweihten Eltern, die sich den Düsterlingen entgegenwarfen. Ängstlich kauerten sie sich zusammen, machten aber keinen Lärm, also ließen die Soldaten sie in Ruhe und verkeilten lediglich die Tür, damit sie keine Hilfe holen oder sonst irgendwelchen Ärger machen konnten. Die fünfte Hütte, zu der sie kamen, sah etwas robuster gebaut aus. Die Tür war zur Sicherung mit geflochtenen Lianen verschnürt. Arkh bearbeitete sie mit seinen scharfen Klauen, und die erbärmlich schlecht hergestellten Seile gaben im Nu nach. Dann trat er einen Schritt zurück und ließ Wex die Tür öffnen.
    Die Gefangenen lagen in ihrem eigenen Dreck. Harold, Errol, Gill und, ganz am Ende, Lothario. Aneinandergefesselt lagen sie da, Hand- und Fußgelenke aufgerissen und blutverschmiert von den rauen Lianen. Das Haar klebte ihnen in den eingefallenen, stoppeligen Gesichtern, und ihre stinkenden Kleider waren schweißdurchnässt. Die Wohltat eines kurzen Bads im Walther war ihnen nicht vergönnt gewesen. Drei weitere Männer, die Wex nicht kannte, kauerten neben ihnen. Sie trugen Umhänge aus Tierhaut. Eine Latrine gab es nicht, die Männer mussten ihre Notdurft in einer der Ecken der Hütte verrichten. Wie Schweine im Stall , dachte Wex. Fassungslos stand er da und starrte die Männer an, und sie starrten zurück. Sie schienen eine ganze Weile zu brauchen, bis sie ihn erkannten.
    »Seht ihr, sie wurden noch nicht geopfert«, sagte Wex schließlich.
    Fretter schob sich nach vorn, und die anderen reckten die Köpfe über Wex’ Schulter, nur um sie wegen des bestialischen Gestanks sogleich wieder einzuziehen.
    »Sie sind am Leben!«, rief Spragg. »Alle!«
    Lothario sprach als Erster. »Fretter«, sagte er mit krächzender Stimme. »Du bist zurückgekommen.«
    Wex sah, wie Fretter beinahe platzte vor Stolz. Ihre Rückkehr war eine mutige Tat. Bestimmt würde er in Skye einen Orden dafür bekommen. Doch Fretter antwortete nicht gleich. Sein Blick wanderte zu Wex.
    »Es war der Junge«, erklärte er.
    »Der Schweinehirte?«, erwiderte Lothario, während er versuchte, den Gedanken zu verarbeiten. Er stieß ein röchelndes Lachen aus, das schnell zu einem heiseren Hustenanfall verkümmerte.
    Curdwell schlug Wex auf den Rücken. »Bei den Göttern! Woher hast du’s nur gewusst?«
    Wex hätte es ihm gerne gesagt, aber zuerst musste er sich eine möglichst plausible Erklärung einfallen lassen. »Ein Drache hat es mir verraten«, kam nicht in Frage.
    »Als Kraven von den Blutopfern der Aussätzigen erzählte«, begann er schließlich, »klang es eher wie ein Ritual als wie ein bloßes Schlachten. Ich dachte mir, sie würden es wahrscheinlich einmal pro Woche abhalten. Hätte auch ein Tag sein können, wie ich zugeben muss, und dann wären wir zu spät gekommen. Aber ich hielt es für unwahrscheinlich, dass sie genug Gefangene machen, um jeden Tag einen davon opfern zu können.« Das Lügen fiel ihm ganz leicht. Ohne Anstrengung kamen die Worte zu ihm, als wäre er Pinch und nicht Wexford Stoli. »Genauso gut hätte es einmal im Monat sein können oder zum Wechsel der Jahreszeiten«, fügte er hinzu. »Dann musste ich daran denken, wie sie Alvin gleich nach seiner Gefangennahme getötet haben. Und wenn sie das Ritual nur einmal pro Woche abhalten, war damit das Soll für die Zeit, die wir weg waren, bereits erfüllt …«
    Während er sprach, machten Arkh und Spärling sich daran, die Fesseln der Soldaten durchzuschneiden. Sie mussten die Luft anhalten wegen des Gestanks, und die Befreiten wanden sich jedes Mal unter Schmerzen, wenn die beiden die wunden Hautstellen auch nur berührten. Ihre Beine waren noch ganz steif von der

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