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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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nichts.«
    Petrich schnaubte. Seine Augen wanderten nachdenklich von Wex über Kraven zu Lothario, während er versuchte, die Hierarchie innerhalb der Gruppe einzuschätzen. »Mir wurde gesagt, du seist ein Magier von bescheidener Begabung. Hast du dem Jungen bei seiner Teufelei geholfen?«
    Wex sah, wie Kravens Augen sich verengten. Der Zauberer hob einen langen, dürren Finger und richtete ihn auf Petrich.
    »Genug jetzt«, sagte Lothario. »Wir haben gegessen und unsere Geschichten erzählt, aber wir alle sind zu erschöpft, um in der Dunkelheit noch weiterzumarschieren. Wir brauchen Schlaf. Alver und Spärling, ihr übernehmt die erste Wache. Eine Furchenlänge den Hügel hinauf und eine voneinander entfernt geht ihr auf Posten. Alle anderen suchen sich hier am Feuer ein trockenes Fleckchen.«
    Als die Gruppe sich verteilte, packte Lothario Wex am Arm und zog ihn für ein paar Worte unter vier Augen beiseite.
    »Falls auch nur die Hälfte von dem wahr ist, was Pinch eben erzählt hat, werde ich nicht vergessen, was du vollbracht hast, wenn wir in Abrogan sind«, eröffnete ihm der Hauptmann und tätschelte Wex den Kopf. Die Geste ehrte ihn, aber gleichzeitig zeigte sie Wex auch auf, wo sein Platz in der Hierarchie der Gruppe war.

58
    Die Schlacht mit den Aussätzigen war erfolgreich verlaufen, befand Vill. Der Voraustrupp von dreißig Mann war zwar vollständig aufgerieben worden, weil Fen ihn in einen Hinterhalt geführt hatte, aber damit waren auf bequeme Art zwei Probleme gelöst: Erstens hatte Vill Fen nicht trauen können, und sein Tod kam ihm sehr gelegen. Zweitens waren die dreißig Leichen eine unmissverständliche Warnung gewesen und das Überraschungsmoment somit entschärft.
    Vill schritt durch die Reihen der Toten und Sterbenden. Er achtete sorgsam darauf, die offenen Stellen auf der violett verfärbten Haut der Aussätzigen nicht zu berühren, die die Hände nach ihm reckten in der falschen Annahme, er wäre gekommen, um ihnen zu helfen, nur weil er ein Mensch war. Da er nicht wusste, ob die Krankheit auch auf seine Düsterlinge überspringen konnte, empfahl er ihnen, Keulen statt Klauen zu benutzen, um die noch Lebenden zu töten.
    Seine Angriffsstrategie hatte sich als richtig herausgestellt. In geschlossener Linie hatten sie den Wald durchkämmt und den Feind aus den Verstecken im Unterholz gescheucht. Auch die Palmen hatten den Jammergestalten keine sichere Zuflucht geboten. Die Düsterlinge hatten sie einfach heruntergeschüttelt und sich dann zu mehreren auf sie gestürzt oder sie aus kurzer Distanz mit ihren krummen Pfeilen erschossen. Nach dem anfänglichen Misserfolg von Fens Stoßtrupp hatte Vill lediglich zehn weitere Düsterlinge verloren, die sich auf eigene Faust aus der Hauptformation gelöst hatten und dann einzeln niedergerungen worden waren.
    Vill hatte den Kinderbanditen Fen in Stücke gerissen am Fuß der Felswand gefunden. Er hatte noch schwach geatmet, war aber natürlich nicht mehr zu retten gewesen. Auch als Proviant war er nicht mehr zu gebrauchen, denn die Aussätzigen hatten ihn mehrfach gebissen. Fen hatte Vill angefleht, ihn von seinem qualvollen Todeskampf zu erlösen, doch Vill hätte es als das falsche Signal empfunden, wenn er einem Versager einen letzten Wunsch erfüllte. Also hatte er ihm die Bitte verwehrt und ihn verbluten lassen.
    Die Spur des Kartenzeichners hatten sie zwar verloren, was einen kleinen Rückschlag darstellte, doch Vill wusste nur zu gut, wohin er gegangen war: über den Berg und zurück in die Lande Krysts. Außerdem machte der Ausgang der Schlacht diese kleine Verzögerung mehr als wett. Vill kontrollierte nun die vom vulkanischen Boden erwärmte und somit schneefreie Nordflanke des Bergs. Sie war der ideale Überschreitungspunkt für Märsche über die ansonsten nur schwer passierbaren Zornberge. Nachdem er seinen Düsterlingen beigebracht hatte, wie sie den Walther überqueren konnten, hatten sich auf der Westseite des mächtigen Flusses noch weitere umherstreunende Gruppen seiner Armee angeschlossen, und jeden Tag stießen mehr hinzu. Mit jeder Stunde Verzögerung vergrößerte sich die Stärke seiner Streitmacht, und der Moment, in dem Vill Magnan nach Abrogan zurückkehren würde, stand kurz bevor.
    »Eber!«
    Der Düsterlingoffizier kam herbeigeeilt und salutierte unbeholfen. Vill hatte den militärischen Gruß eingeführt, damit seine Untertanen immer und überall daran erinnert wurden, wer ihr Anführer war. Er stand jetzt wieder hoch

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