Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
nach unten verkürzen würde. Stattdessen führte Wex die Gruppe in aller Stille aus dem Gestrüpp und weiter den Pfad entlang, ohne auf den Lärm zu achten, der von der Felswand ertönte – Düsterlinggebrüll und der schrille Aufschrei einer Kinderstimme.
    »Oh, ob unsere Freunde wohl gerade Bekanntschaft mit den niedlichen Eidechsen schließen?«, fragte Pinch entzückt.
    »Aber es sind mehr Düsterlinge, als diese Viecher überhaupt aussaugen können«, gab Spragg zu bedenken. »Was sollen wir tun?«
    »Abwarten«, erwiderte Wex und führte sie weiter zu einem kleinen Felshügel, von dem aus sie den Fuß der Wand einsehen konnten.
    Spragg hatte recht. Sechs oder acht Düsterlinge lagen auf einem Haufen übereinander, farb- und leblos, die einen vom Blutverlust, die anderen von der unsanften Landung. Aber der Rest hatte es unverletzt bis nach unten geschafft. Nervös blickten sie von links nach rechts, und Fen geiferte wie von Sinnen. Er brüllte so laut, dass seine schrille Stimme durch die ganze Schlucht hallte, während seine Soldaten seltsam untätig herumstanden.
    Sie wissen es , dachte Wex, aber Fen nicht .

56
    Die Aussätzigen fielen über Fen und seine Düsterlinge her, kaum dass sie den Palmenwald betreten hatten. Wex hörte wildes Geschrei, und bald war der ganze Wald in Bewegung. Weitere Kraterbewohner wahrscheinlich, die sich ebenfalls am Festmahl beteiligen wollten. Die Düsterlinge waren zwischen den Palmen eindeutig im Nachteil. Der Boden war feucht und klebrig, und sie hatten wenig Platz zum Kämpfen. Alles Dinge, die den flinken Wilden in die Hände spielten, die sich immer zu mehreren auf ein einzelnes Opfer stürzten und es ins Unterholz zerrten, während die anderen Düsterlinge sich eilig zur Flucht wandten, um auf dem schmalen Wildpfad mit ihren nachrückenden Artgenossen zusammenzuprallen. Verwirrt und verängstigt liefen sie durcheinander, bis auch sie an der Reihe waren, von Dutzenden halb verwester Hände zu Boden gerissen zu werden. Die Reihen der Düsterlinge lichteten sich zusehends. Zehn fielen der ersten Angriffswelle zum Opfer und in den nächsten paar Minuten noch zwei oder drei weitere.
    Fen befahl die kräftigsten unter den Überlebenden zu sich und flüchtete zurück zur Felswand. Die restlichen überließ er dem Tod in dem sumpfigen Palmendickicht.
    »Wir müssen weiter«, sagte Fretter.
    Die schauerliche Szene, die sich unter ihnen abspielte, war faszinierend, aber Wex wusste, dass der Hauptmann recht hatte. Sie mussten zurück zum Kamm und den Pfad für den Abstieg suchen.
    »Wo ist die Karte, die du auf der Barke gezeichnet hast?«, fragte Fretter.
    Wex verzog das Gesicht. Der Düsterlingspäher hatte sie sich geschnappt. »Ihr habt die Karte. Die andere meine ich«, antwortete er und deutete auf die Rolle auf Fretters Rücken. »Die viel bessere.«
    Fretter schaute ihn grimmig an. »Ich werde diese Karte nie wieder hervorholen, solange du in der Nähe bist. Kannst du den Weg nicht auch ohne sie finden?«
    »Ich werde es versuchen.«
    Kein Wunder, dass der Pfad auf dem Kamm von den Füßen der Aussätzigen derart glattgetrampelt war – von hier aus hatte man den gesamten Krater im Blick. Die Eidechsenwand war zwar von den Palmen verdeckt, aber die obere Kante und das darüberliegende Plateau konnte man sehen. Wex entdeckte auch die Lichtung, auf der ihre Pferde von den Baumstämmen zermalmt worden waren. Trügerisch einladend sah das kahle Fleckchen inmitten des dichten Palmenwaldes aus.
    »Es ist die richtige Richtung«, sagte er zu Fretter, und der Hauptmann wirkte sogleich erleichtert. »Weniger als eine Stunde noch, würde ich schätzen.«
    Bald hatten sie die Stelle erreicht, von der aus sie zu der Lichtung hinabgestiegen waren.
    »Kaum zu glauben, dass wir erst vor einer Woche hier waren«, sagte Brynn. »Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.«
    »Eine Woche?« Irgendetwas an Brynns Kommentar ließ Wex aufhorchen, er wusste nur nicht, was.
    »Vielleicht ein, zwei Tage mehr oder weniger«, fügte sie hinzu. »Bei all der Aufregung habe ich den Überblick verloren.«
    Plötzlich erhob sich Gebrüll auf der anderen Seite des Kraters. Das Hauptkontingent der Düsterlingarmee war eingetroffen, mindestens hundert Mann. Nein, weit mehr als hundert. Donnernd hallten ihre Schreie durch die Kraterschüssel, und obwohl sie die Sprache der Düsterlinge nicht verstanden, war die Bedeutung nur allzu klar.
    Wex konnte Vill zwar nicht sehen, aber die fein säuberlich geordneten

Weitere Kostenlose Bücher