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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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erklärte Kraven. »Kryst weiß es. Lothario hegt einen Verdacht. Fretter hingegen ahnt nicht das Geringste. Und ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du für dich behieltest, dass ich über mehr Macht verfüge, als ich mir anmerken lasse.« Der Magier warf Wex einen bedeutungsvollen Blick zu. »So wie du.«
    »Ich werde es niemandem erzählen.«
    »Und ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich mich von Petrich so hinters Licht führen ließ. Ich glaubte, viel von ihm lernen zu können, doch er war arrogant und ein Unmensch. Seine Macht stammte aus einer anderen Zeit, sie war unbändig und nicht in zivilisierte Bahnen gelenkt. Und sie war nichts im Vergleich zu dem, was du vermagst. Seine stümperhaften Schmierereien auf der Karte sind eine Schande neben deinen wundervollen Zeichnungen. Er war nicht in der Lage, etwas zu erschaffen, er konnte nur zerstören.«
    »Aber Ihr habt seinem Plan zugestimmt.«
    Kraven seufzte. »Diesen Landen haftet etwas Dunkles an. Wir sollten sie verhüllen. Du solltest. Und ich weiß, dass du es kannst, ohne dafür dein Leben opfern zu müssen. Beschütze die Bürger von Abrogan, Wexford. Wenn dir die anderen Gründe schon nicht einleuchten, dann wenigstens wegen des Drachen. Wir können ihn nicht abwehren, wenn er kommt, um unsere Töchter zu holen. Du wärst ein Held, Wexford!« Kraven stöhnte vor Anstrengung nach dieser Ansprache.
    Wex klopfte ihm auf die Schulter. »Versucht, etwas zu schlafen, Kraven. Ihr seid erschöpft.«
    Die ersten Strahlen erhellten den Himmel, noch bevor die Sonne den Horizont erklommen hatte, und Wex erwachte, erstaunt darüber, wie gut er geschlafen hatte. Es war ihm auch nicht viel anderes übrig geblieben. Wie Kraven war auch er vollständig erschöpft gewesen. Was ihn ebenfalls überraschte, war die Tatsache, einen Körper gegen seinen gekuschelt zu spüren. Einen weiblichen Körper. Wex lächelte. Er hatte schon geglaubt, er hätte Adaras Aufmerksamkeit für immer verloren, seitdem Bello zu ihnen gestoßen war. Sein Herz machte einen Sprung, und er lag so still wie möglich, damit er ihre Wärme noch möglichst lange genießen konnte. Doch es kam bereits Bewegung ins Lager. Wex wusste, der Lärm würde sie bald aufwecken. Langsam drehte er den Kopf. Er wollte ihren Anblick in sich aufsaugen, solange sie die Augen noch geschlossen hatte. Doch das Gesicht, in das er blickte, war nicht das der dunklen, geheimnisvollen Schönheit.
    Es war rund und hell. Brynn.
    Sie hatte sich an ihn geschmiegt wie in der ersten Nacht unter freiem Himmel, als das Geheul der Wölfe sie in den Schlaf gesungen hatte. Auch damals hatte sie Angst gehabt, doch jetzt war die Gefahr um einiges größer, und Brynn hatte sich regelrecht an ihn gepresst. Wex verharrte eine Zeit lang reglos, und als Brynn sich rührte, schaute er weg.
    Sie drehte sich auf die andere Seite, und er tat so, als würde er weiterschlafen. So konnte sie zumindest vor sich selbst den Schein aufrechterhalten, Wex hätte nichts gemerkt.
    Lothario drängte sie zu einem schnellen Aufbruch. Sie entkleideten die Leichen von Petrich und seinen Gefolgsmännern, damit die wilden Tiere sich an ihrem Fleisch gütlich tun konnten, und streckten ihre Gliedmaßen in die vier Himmelsrichtungen aus, wie es in den meisten Religionen Brauch war. Es gab auch andere Riten, aber die Unterschiede waren eher klein. Die Felis, beispielsweise, verfütterten ihre Toten an Katzen. Fretter war der Meinung, dass es jeder Mensch verdient hatte, nach seinem Tod aufgebahrt zu werden. Doch weil die drei in Schande gestorben waren, so wiederum Lotharios Meinung, drehten sie die Leichen mit dem Gesicht nach unten in den Dreck und nicht gen Himmel. Völker, die am Meer lebten wie die Bewohner von Dredhafen oder der Großen Küstenstadt, überantworteten ihre Toten der See, wo die Ausrichtung der Gliedmaßen keine Rolle spielte. Gute Menschen wurden so ins Wasser geworfen, dass sie mit dem Gesicht nach oben in den Wellen landeten. All dies erzählte Pinch ungefragt, während er mit der unangenehmen Aufgabe beschäftigt war, die Leichen Petrichs und der anderen zu entkleiden.
    Sie waren jetzt wieder in Abrogan, und Wex spürte, wie das Gewicht des Schleiers sich allmählich von seinen Schultern hob, nachdem sie den Krater überquert hatten. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er sich dafür verantwortlich gefühlt hatte, was in den Zornbergen geschehen war. Die abschüssige Bergflanke war schneefrei, und von oben schien die gelbe

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