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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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erwiderte sie.
    Wex seufzte erleichtert. »Ja. Sehr gut sogar. Manchmal essen wir auch welche. Es wird dir gefallen.«
    »Ich bin froh, dein Lager besuchen zu dürfen«, sagte Adara. »Wird es zu deiner Rückkehr eine Feier geben?«
    Wex bezweifelte es. Vielleicht für Brynn, aber nicht für ihn. Viel wahrscheinlicher war, dass er wegen Brynns Verschwinden vor den Richter gezerrt wurde.
    »Hättest du gern ein Fest?«, fragte er.
    »Oh ja. Eine Heimkehr sollte immer gefeiert werden.«
    »Wir könnten in Hamptens Taverne gehen«, überlegte Wex. »Ein richtiges Haus mit einem großen Kamin und einem warmen Feuer. Es wird dir gefallen.«
    »Ein Kamin?«
    »So heißt die Stelle, an der das Feuer brennt.«
    »Gibt es dort Met?«
    »Bier. Das ist was ganz Ähnliches.« Wex wurde immer aufgeregter. Er würde mit Lotharios Soldaten an einem Tisch sitzen. Sie würden ihre Geschichten zum Besten geben, und Wex würde darin vorkommen. Oft sogar. Und Pinch würde Wex vielleicht sogar zum Helden seiner Erzählungen machen. Das ganze Dorf würde zusammenströmen, um von seinen Abenteuern zu hören.
    »Ich würde gern dein Bier trinken«, erklärte Adara mit einem Lächeln.
    Es war ein durchtriebenes Lächeln, in dem eine tiefere Bedeutung verborgen lag. Wex hatte nur keine Ahnung, welche. Nichtsdestoweniger saugte er es in sich ein und starrte unverhohlen auf Adaras volle, geschwungene Lippen.
    Adara schaute nicht weg. Sie war solche Blicke gewohnt, erinnerte sich Wex. Sie kannte das Gefühl, von hundert Augenpaaren begafft zu werden, die sich an ihrem Körper weideten. Es gefiel ihr sogar.
    Also starrte Wex weiter. Und Adara lächelte weiter.
    Wex spürte eine eigenartige Wärme in sich aufsteigen, die Adara noch befeuerte, indem sie ihre tiefbraunen Augen zu sinnlichen Schlitzen verengte, bis etwas in ihm Feuer fing, irgendwo zwischen seinem Herz und der Lendengegend, dem Gefühl nach zu urteilen. Dummerweise benebelte der Rauch dieses Feuers Wex’ Gedanken derart, dass es ihm vollkommen die Sprache verschlug.
    Nachdem er volle zehn Schritte lang nichts mehr gesagt hatte, fuhr sich Adara kichernd mit der Hand über die Lippen, als würde sie ihr Lächeln wegwischen, um Wex’ Zunge von dem Bann zu befreien.
    Sie hat mich mit einem Zauber belegt , dachte Wex. Aber bestimmt war auch das nichts Neues für sie.
    Lothario, Harold, Gill und Errol waren noch nicht ausreichend wieder bei Kräften, und die Gruppe ging entsprechend langsam, damit sie mithalten konnten. Lothario übertrug Fretter sogar vorübergehend das Kommando, damit er sich besser erholen konnte. Die Tage bei den Aussätzigen hatten ihrer Gesundheit nicht gerade gutgetan. Kravens Zustand hatte sich gebessert, und er konnte auf seinen eigenen zwei Beinen gehen, aber nur langsam und unter großen Mühen. Brust und Bauch verheilten allmählich, aber dann und wann blutete er noch, wenn Schorf und Narben wieder aufplatzten. Dass sie keinen sauberen Stoff hatten, um seine Wunden zu verbinden, war ein Problem, aber wenigstens war es warm, und Kraven konnte sein Hemd ab und zu in einem Bach auswaschen.
    Alle litten Hunger und starrten nur so vor Dreck. Ein Dachs, ein bisschen Grünzeug und ein kurzes Bad im Walther, das bereits mehrere Tage zurücklag, waren zu wenig, um die Spuren auszumerzen, die zu viel Marschieren, zu wenig Essen und der Schweiß von Angst und Anstrengung hinterlassen hatten. Es würde wohl doch nicht ganz der Triumphzug in schillernder Rüstung und hoch zu Ross werden, den Wex sich vorgestellt hatte.
    Einen erbärmlichen Anblick werden wir abgeben, wenn wir ins Dorf gehumpelt kommen , dachte er.

61
    Sie erreichten einen abgelegenen Hof, das Heim des spindeldürren Augustus Kleinstock, seiner ebenso dürren Frau und seiner drei schmächtigen Kinder. Ein Stück weiter die Erste Straße entlang lebten noch mehr Kleinstocks, ein Bruder und zwei Cousins. Elger war mit einem von ihnen befreundet. Als Fretter höflich fragte, ob die Kleinstocks sie »vorübergehend beherbergen« könnten, überlegte Augustus nicht lange. Die Gruppe wurde sogleich mit Essen und Trinken versorgt, und zwei wohlerzogene Töchter ließen heiße Bäder ein. Für den Anfang wurden vier Hühner geschlachtet, doch die Anzahl der Gäste war ein Problem. Deshalb schickte Augustus, der außer seinen Kühen mehr Hühner besaß, als Wex zählen konnte, seinen Sohn auf dem einzigen Pferd der Familie nach Zornfleck, wo er die Nachricht von der Rückkehr der Expedition überbringen und

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