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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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weitere Verpflegung holen sollte. Etta war einem Nervenzusammenbruch nahe und wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, dass sie auf jeden Fall gründlicher geputzt und für eine besser gefüllte Speisekammer gesorgt hätte, wenn sie geahnt hätte, welch wichtige Gäste ins Haus stünden, und in welcher Zahl.
    Wex war unglaublich erleichtert, wieder zu Hause zu sein, auch wenn es bis zur eigentlichen Stadt noch drei Wegstunden waren und zum Hof seines Vaters sogar noch zwei mehr. Aber die Kühe der Kleinstocks machten ihn nervös. Ihn beschlich das Gefühl, dass sie ihn beobachteten, und jedes Mal, wenn er sich umdrehte, schienen sie ein Stück näher gekommen zu sein, obwohl er sie sich eigentlich nie vom Fleck bewegen sah.
    Sie würden bald wieder aufbrechen und den örtlichen Heiler aufsuchen, beschloss Lothario. Wex und Brynn wurden beauftragt, die Rundtour durch Zornfleck zu organisieren, da sie die hiesigen Bewohner und Versorgungsmöglichkeiten am besten kannten.
    Wex schlug vor, zum Kräuterheiler Wünschelruth zu gehen. Er war freundlich, besonnen und großzügig. Sie hatten zwar alles Geld verloren, das sie mit sich geführt hatten, aber Männern vom Palast würde er mit Sicherheit Kredit gewähren.
    Auch Brynn schien erfreut, sich wieder auf heimischem Boden zu befinden, zeigte sich aber nicht ganz so begierig wie Wex, nach Hause zu kommen. Immerhin war sie mehr oder weniger weggelaufen, und daheim erwartete sie wahrscheinlich eine ordentliche Standpauke. Selbst eine arrogante Adelstochter würde sich weder dem Zorn ihres Vaters entziehen können noch dem ihres verschmähten Verlobten.
    Sie und Adara bekamen die eine Wanne, während die Männer sich in der anderen abwechselten, deren Wasser schnell so trüb wurde, dass bei jedem Dritten neues geholt werden musste. Frische Kleidung war nicht zur Hand, aber als der Sohn der Familie zurückkehrte, brachte er auch saubere Gewänder für alle mit. Es handelte sich um schnittlose, weiße Roben, die eigentlich für religiöse Zeremonien gedacht waren. Der Junge berichtete, dass Gweevus wenig erfreut gewesen war, sie hergeben zu müssen. Lothario und Kraven bereitete die Tatsache diebisches Vergnügen, Fretter hingegen fühlte sich sichtlich unwohl dabei, sich den Groll des Dorfpriesters zugezogen zu haben.
    »Wenn du ihn siehst, Wexford«, erklärte Fretter eindringlich, »sag ihm, er wird die Sachen frisch gewaschen und in bestem Zustand zurückbekommen.« Aber es fiel Wex schwer, den zweiten Hauptmann ernst zu nehmen, solange er einen Kittel trug, in dem er aussah wie eine Amme.
    »Wer ist jetzt eigentlich der erste Hauptmann?«, fragte Wex.
    »Lothario«, antwortete Fretter knapp.
    »Aber Ihr gebt weiterhin Befehle.«
    »Ein paar«, räumte Fretter ein. »Lothario ist müde. Sobald er sich vollkommen erholt hat, liegt die Kommandogewalt wieder ganz bei ihm.«
    »Ihr habt davon gesprochen, mich zu einem Soldaten zu machen. Liegt diese Entscheidung jetzt bei Lothario?« Eine dreiste Frage, die Wex noch eine Woche zuvor nicht über die Lippen gekommen wäre.
    Fretter nickte. »Ich kann mit ihm reden.«
    »Wärt Ihr dafür?«
    Fretter blickte ihn ernst an, dann lächelte er. »Kannst du Befehle befolgen?«
    Wex lächelte zurück. »Ja«, erwiderte er.
    »Und du würdest mit zum Palast kommen?«
    »Solange mein Vater versorgt ist.«
    »Nimm ihn mit. Oder schick ihm einen Teil deines Solds, damit er eine Hilfskraft bezahlen kann. Aber wir reden von ungelegten Eiern. Zuerst muss ich mit dem Hauptmann sprechen.«
    Wex nickte. Er hatte getan, was er konnte. Jetzt war es Zeit, den Dingen ihren Lauf zu lassen. »Danke, Herr«, sagte er und versuchte unbeholfen zu salutieren.
    Fretter winkte lachend ab. »Das wird man dir noch früh genug beibringen.«
    Als Wex den Hof seines Vaters erreichte, war die Nachricht von seiner Rückkehr ihm schon vorausgeeilt, und Elger erwartete ihn bereits am Zaun. Wex lächelte und legte im Eiltempo die letzten Schritte über die heruntergekommene Zweite Straße zurück. Es tat gut, seinen Vater wiederzusehen.
    Doch der erwiderte das Lächeln nicht. Niedergeschlagen blickte er ihn an.
    Wex verlangsamte das Tempo und sah sich um. Der Hof war seltsam ruhig.
    »Sei gegrüßt, Vater«, rief er, als er in Hörweite war.
    »Sei gegrüßt, Sohn«, erwiderte Elger.
    Sie hielten sich an den Händen, dann ein kurzes Schulterklopfen. Ein Zeichen der Nähe und Vertrautheit, das nicht zwischen allen Vätern und Söhnen üblich war. Es gab keine

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