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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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in der Taverne starrten sie unverhohlen an. Sie stellten sich nie derart zur Schau und tranken weit weniger, und trotzdem sah Adara nicht so verbraucht und müde aus wie sie. Das Bier hellte ihre Miene auf, statt sie zu verdunkeln.
    »Das kommt, weil sie noch so jung ist«, hörte Wex eine von ihnen murmeln.
    »Nach ein paar Jahren hier drinnen wird sie nicht mehr so frisch aussehen«, keifte eine andere.
    Wex hingegen konnte sich kaum vorstellen, dass Adara in ein paar Jahren noch hier sein würde. Bei ihrem Temperament glaubte er nicht einmal, dass sie überhaupt in Zornfleck bleiben würde, und das beschäftigte ihn. Er setzte sich kurzerhand neben sie.
    »Du erregst Aufmerksamkeit«, sagte er.
    Sie nickte zufrieden, und Wex fiel wieder ein, dass sie das als Kompliment ansah.
    Er versuchte es noch einmal. »Die Frauen von hier zeigen sich nicht so … bereitwillig.«
    »Warum nicht? Diese da hat eine schöne Brust. Und die blaue Farbe, die sich ihre Freundin über die Augen gemalt hat, leuchtet so wundervoll. Ich werde ihnen beibringen, sich nicht so steif zu bewegen.«
    Adara stand auf, und Wex hielt sie am Arm fest. Es kam ihm seltsam vor, eine Frau einfach so zu berühren, aber es schien ihr nichts auszumachen.
    »Nicht jetzt«, sagte er. »Lass uns ein bisschen reden.«
    »Männer sind nicht gut im Reden, wenn sie Bier getrunken haben. Sie sagen Dinge, die sie gar nicht meinen.« Adara zwinkerte ihm zu. »Willst du mir etwas sagen, das du gar nicht meinst?«
    Wex rang um seine nächsten Worte, und Adara lachte. Es war kein grausames Lachen, eher verspielt und amüsiert, aber dennoch, sie hatte ihn ausgelacht. Wex konzentrierte sich wieder auf seinen Krug. Hamptens Bier war nicht gut, fand er. Er war zwar kein erfahrener Trinker, aber er war sicher, dass die bitter-warme Flüssigkeit, die er da zu sich nahm, nie und nimmer die Krone der Braukunst sein konnte. Pinch war bestimmt derselben Meinung. Nur Mungo scherte sich keinen Pfifferling darum. Und, nach dem dritten Krug, Pinch offensichtlich auch nicht mehr. Wex nahm noch einen langen, mühevollen Schluck, dann versuchte er es aufs Neue.
    »Ich möchte, dass du in Zornfleck bleibst«, sagte er.
    »Das werde ich«, erwiderte sie, und Wex’ Gesicht hellte sich auf. »Vielleicht sogar eine ganze Woche.«
    Wex runzelte die Stirn. »Und wohin willst du danach?«
    »Wohin auch immer der Strom mich trägt. Ich weiß, ich muss zurück zum Turm, sobald ich kann. Wegen der Kinder. Aber warum sprichst du von später, wenn es jetzt ist? Ich möchte nicht, dass es jetzt schon später ist. Ich möchte tanzen und küssen, und das jetzt.« Adara sagte das, als wäre einen Mann zum Küssen zu finden genauso leicht, wie eine Runde Bier zu bestellen oder den Flötenspielern noch ein Lied abzuschwatzen.
    »So einfach ist das nicht.«
    »Glaubst du, dieser Soldat da würde mich küssen?« Sie deutete auf Errol Dewere, der lüstern eine der Stammkundinnen begrapschte.
    »Ja, aber …«
    »Würdest du mich küssen?«
    Wex konnte gar nicht anders, als zu nicken.
    »Siehst du? Es ist ganz einfach. Also mach es nicht schwierig.«
    Wex wartete gespannt, aber Adara ließ den Blick nur weiter durch den Raum schweifen. »Küsst du mich jetzt endlich?«, fragte er.
    »Ich habe mich noch nicht für einen Mann entschieden«, erwiderte sie sachlich. »Noch ein Bier. Dann werde ich es wissen.«
    Die bloße Vorstellung, dass sie einen anderen erwählen könnte, versetzte ihn in blankes Entsetzen. Wex sprang auf. »Noch ein Tänzchen?«
    Adara strahlte ihn an. »Ah, endlich! Ein bisschen Feuer und Lebensfreude in dir, Wexford!« Sie leerte den frischen Krug bis zur Hälfte und folgte ihm, den Flötenspielern auffordernd zuwinkend, auf die Tanzfläche.

65
    »Ihr schuldet mir ein Pferd. Das hat er zu mir gesagt«, jammerte Brynn.
    Wex versuchte, sie zu bemitleiden. »Er ist wütend, weil du weg warst«, erklärte er. »Sprich mit deinem Vater. Er wird das regeln.«
    »Ich habe kein Pferd, das ich ihm geben könnte!« Brynn seufzte. »Keins wie dieses. Und mein Vater will nichts verkaufen, um mir zu helfen. Er ist außer sich. Diese verdammte Stute war so viel wert wie ein Dutzend normaler Pferde.«
    »Sie war …«, begann Wex und dachte daran, auf welch entsetzliche Weise das Streitross auf der Lichtung gestorben war. Er saß auf einem Hügel oberhalb des Stalls, der jetzt wieder von zwanzig Schweinen bevölkert war. Das einundzwanzigste hatten sie den Soldaten gegeben. Auf seinem Schoß lag

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