Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
in der Stadt. Es war lange her. Mit einem anderen Jungen, an dessen Namen er sich nicht erinnern konnte, hatte er versucht, Steine in die Eimer zu werfen, die an dem Mühlrad befestigt waren. Ein Geschicklichkeitsspiel.
    »Legt gefälligst Äste in die Pfütze da vorn, ihr Faulpelze!«, bellte Dunhard von der Pritsche aus. »Oder wollt ihr in diesem gottverfluchten Wald mit den Rädern im Schlamm stecken bleiben?« Die Tirade endete abrupt, und er krümmte sich mit einem schmerzverzerrten Stöhnen über seinen verletzten Arm.
    Die Söhne blafften sich eine Weile gegenseitig an, dann sprang Osmund, mit fünfzehn Jahren der jüngste, vom Wagen und lief auf die Bäume am Rand der Straße zu.
    Vill gab ein weiteres Zeichen, dann streckte er die Hand hoch in die Luft. Bogen wurden gespannt und Pfeile an die Sehnen gelegt. Hätte Osi sich mit den kleineren Ästen vom schlammigen Straßenrand begnügt, er hätte überlebt. Aber sein Vater hatte ihn und seinen Bruder »Faulpelze« genannt, also zwängte er sich durch die niedrigen Büsche, um etwas tiefer im Wald nach größeren zu suchen.
    Vill betrachtete den Ausdruck auf Osi Hoxxels Gesicht. Der Junge schien verwirrt, als würde er nicht verstehen, was er sah. Vielleicht tat er das auch nicht, überlegte Vill. Mit Sicherheit hatte der Junge nicht damit gerechnet, Reihe um Reihe gehörnter Monster stumm zwischen den Bäumen stehen zu sehen. Vill machte eine Faust, und zehn Pfeile lösten sich von den Sehnen.
    Osi taumelte ein paar Schritte nach hinten. Vier gefiederte Schäfte ragten an unterschiedlichen Stellen aus seinem Körper.
    Sie werden besser , dachte Vill.
    Denni sah seinen Bruder mit Pfeilen gespickt auf ihn zuwanken. Auch er begriff nicht schnell genug. »Osi?«, fragte er.
    »… Monster«, stammelte Osi und sank in seine Arme.
    Eine zweite Salve ließ die beiden zu Boden gehen.
    Es passierte alles zu schnell, als dass Dunhard Hoxxel irgendetwas hätte tun können.
    »Meine Jungs!«, keuchte er und kletterte, so schnell er konnte, von dem Wagen herunter. Mit der gesunden Hand in den Schlamm gestützt, kniete er sich neben die Leichen von Osi und Denni.
    Mit sachlicher Neugier beobachtete Vill die Szene. Nur Augenblicke zuvor hatte der Mann seine Söhne verflucht, und jetzt wiegte er sie im Arm wie ein jämmerliches Weibsstück. Da fiel ihm ein, dass er schon lange nicht mehr mit seinem Bogen geübt hatte. Das hier war eine gute Gelegenheit. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung zog er die Waffe vom Rücken und legte einen Pfeil an die Sehne. Er musste aus der Deckung heraus schießen, durch die Büsche am Rand der Straße hindurch. Dem Winkel des Regens nach zu urteilen, wehte eine steife Brise, und er würde den Schusswinkel entsprechend anpassen müssen. Aber die Entfernung war kurz, und sein Bogen war einer der besten, die es seinerzeit in Abrogan gegeben hatte, kein bisschen verzogen und absolut gerade. Der Pfeil löste sich lautlos und beschrieb die vorgesehene Flugbahn, an deren Ende er zitternd in Dunhard Hoxxels Schädel stecken blieb, der über seinen beiden toten Söhnen zusammensank.
    Ein Stück weiter die Straße hinunter blieb Cudbert Hoxxel wie angewurzelt stehen und starrte durch den Regenschleier. Der geistig minderbemittelte Bastard der Familie folgte mit einer Furchenlänge Abstand, die verbliebenen Schweine vor sich herscheuchend, den alten Gaul im Schlepptau. Eine ungeliebte Aufgabe für den ungeliebten Sohn.
    Vill sah ihn im selben Moment, als auch Cud ihn erblickte. Er bückte sich gerade, um den Pfeil aus Dunhards Kopf zu ziehen. Im Gegensatz zu seinen Halbbrüdern schien Cud die Situation schnell zu erfassen. Für ihn musste es aussehen, überlegte Vill, als wäre seine Familie in einen Hinterhalt von Wegelagerern geraten. Von reichlich seltsamen Wegelagerern in überreicher Anzahl. Vill hatte gerade erst die Bogenschützen aus den Bäumen zu sich befohlen, da schwang sich Cud bereits aufs Pferd. Vills letzter guter Pfeil steckte immer noch im Kopf des Toten zu seinen Füßen, und wenn er ihn zu hastig herauszog, würde er nur abbrechen. Einen von den Düsterlingpfeilen auf ihn abzuschießen war aussichtslos bei dem Wind und Regen, und als genügend Düsterlinge in Stellung gegangen waren, um eine Salve abzufeuern, war der Schweif des Pferdes kaum noch zu erkennen.
    Der Junge würde auf direktem Weg zum nächsten Büttel reiten. Der würde Nachricht nach Skye schicken, und Soldaten würden entsandt werden. Alle Heimlichkeit war damit

Weitere Kostenlose Bücher