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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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konnte er nichts erkennen. Er blickte unsicher zurück.
    Vill deutete mit Nachdruck auf den Eingang der Höhle, und schließlich wagte der Düsterling sich hinein.
    Gespannt schauten sie zu. Schlitzers Kopf tanzte neugierig hin und her, während Eber die Nase kräuselte und nervös in der Luft schnupperte. Die anderen Düsterlinge hatten sich zwischen den Felsen versteckt und warteten ab.
    »Ruhig«, befahl Vill, als er den Eindruck bekam, sie wären kurz davor loszustürmen. »Wir wollen sie nicht erschrecken, außer es ist unbedingt notwendig.«
    Die Flugbahn war der des Jungen, den sie mit dem Katapult abgeschossen hatten, erstaunlich ähnlich. Die Köpfe in den Nacken gelegt, verfolgten Vills Soldaten mit staunenden Augen, wie ihr Artgenosse über sie hinwegsegelte und mit einem dumpfen Krachen irgendwo hinter ihnen aufschlug.
    »Es hat nicht geklappt«, kommentierte Eber.
    Zwei weitere Soldaten wurden ausgeschickt, mit ähnlichem Ergebnis, und schließlich wollte keiner mehr die Höhle betreten. Doch die rohe Kraft der Wesen, die dort hausten, war genau das, was Vill brauchte.
    »Ihr behandelt sie nicht sehr freundlich, oder?«, meinte Vill. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Sie mögen uns nicht«, erwiderte Eber.
    »Und Menschen?«
    Eber grunzte und schüttelte den gehörnten Schädel. Er wusste es nicht.
    Vill erhob sich. Er fühlte keine Angst. Er fühlte überhaupt nichts. Wenigstens hätte er sich ärgern müssen, fand er, aber er spürte auch keinen Ärger. Vollkommen ruhig trat er aus der Deckung. Seine Düsterlinge waren beeindruckt. Er sah es an ihren Blicken, die alle auf ihn gerichtet waren. Sie hatten Angst. Er nicht. Sein Verhalten würde ihm noch mehr Respekt verschaffen. Das heißt, wenn er überlebte. In aller Gelassenheit ging er zu einer flachen Stelle zwischen den Felsen, wo er schnell genug fliehen konnte, falls sich etwas aus der Höhle auf ihn stürzen sollte.
    »Heda!«, rief er in der primitiven Sprache der Düsterlinge. Dann lauschte er. Er hörte eine Art Brummen irgendwo in der Dunkelheit, dann ein Schaben und Krachen. Das war Warnung genug. Vill verlagerte das Gewicht auf sein gesundes Bein und machte sich bereit. Als der Felsbrocken geflogen kam, sprang er ein Stück zur Seite. Ziemlich genau da, wo er noch einen Moment zuvor gestanden hatte, schlug er ein. Er riss einen beachtlichen Krater, dann rollte er weiter und blieb am Fuß des dilettantisch aufgehäuften Walls liegen. Der Stein maß mehr als eine Elle im Durchmesser und hatte ihn nur knapp verfehlt. Vill war aufrichtig beeindruckt. Er ging noch näher heran.
    »Essen!«, rief er. Er hatte etwas Rind bei sich, das noch nicht vollends verdorben war, und warf es in den Höhleneingang.
    Diesmal kam kein Steinwurf als Antwort.
    »Wärme!«, rief er, holte sich von seinen Soldaten eine brennende Fackel und steckte sie vor sich in den Boden.
    Etwas rührte sich in der Höhle.
    »Weiche Schlafstätten!« Er verstreute ein Bündel langer Grashalme über den Fels, das er sich von den Düsterlingen hatte bringen lassen. Dann ging er hinein. Er war sicher, dass sie jetzt mit ihm reden würden. Oder ihn zu Brei zerquetschen.

64
    »Er wird es nicht wagen, eine Armee nach Abrogan zu führen, außer er ist auf einen schnell verlorenen Krieg aus«, sagte Lothario zu Fretter, und Fretter räumte ein, dass der Hauptmann vermutlich recht hatte. Die Garnison in Furtheim war bereits in Alarmbereitschaft versetzt. Mehr als fünfzig gut ausgebildete Soldaten waren dort stationiert, und fünfzig weitere konnten innerhalb eines Tages von den umliegenden Dörfern und Höfen einberufen werden. Es war bereits Nachricht ergangen von einem »möglichen Ernstfall«. Außerdem, so hatte Lothario erklärt, hatten selbst hundert wilde Düsterlinge nicht die geringste Chance gegen die tausend Mann, die Fürst Kryst im Fall einer Invasion schicken würde.
    Wex saß auf einem Stuhl an der anderen Seite des Holztisches und war begeistert, einem Gespräch von so hoher militärischer Brisanz lauschen zu dürfen. Außerdem war er hocherfreut zu hören, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht länger verfolgt wurde. Er nippte an seinem Bier. Die Idee von einer Feier war dankbar aufgenommen worden, und sie hatten sich darauf geeinigt, alle in Hamptens Taverne zusammenzukommen. Elger hatte sich entschuldigt. Nach dem Vorfall bei den Hoxxels hatte Wex den ganzen Tag mit ihm verbracht. Auf Anraten Pinchs hatte er ihm nicht bis ins letzte Detail

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