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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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gesunden Menschenverstand man sich verlassen konnte. Wex wusste, dass es so besser war. Er seufzte schwer und sog die frische Frühlingsluft ein. Sie schmeckte nicht so süß, wie er gehofft hatte.
    »Heda! Heda! Heda!«, rief er.
    Pinch saß auf einem Baumstamm und blickte vom erloschenen Feuer auf. »Gutgelaunt, wie?«
    »Die Truppen sind hier«, frohlockte Wex.
    »Hundert Mann?«
    »Ja. Unter Waffen und in voller Rüstung. Sogar mit Pferden. Wirklich beeindruckend.«
    »Genau wie wir, als wir losgezogen sind.«
    Pinchs Stimme klang seltsam verhalten und kein bisschen beeindruckt. Wex wusste nicht, was er davon halten sollte. »Nun ja, aber sie sind viel mehr. Du solltest es dir mal anschauen.«
    »Reitereien, Bogenschützen, Hellebardiere … hab ich alles schon gesehen. Ich mag sie nicht. Fretter wird uns bald zurück zum Palast bringen, um dem Fürstlein Bericht zu erstatten. Damit sind wir so weit von diesem windigen Vorposten entfernt, wie ich mir nur wünschen kann, wenn du weißt, was ich meine. Nichts gegen euch edles Bauernvolk, natürlich.«
    »Bleibt Lothario hier?«
    »Bei den Soldaten? Nein.«
    »Dann geht er mit Fretter?«
    Pinch antwortete nicht.
    Inzwischen hatte Mungo sich stumm zu ihm gesellt, und Wex blickte ihn fragend an, aber auch er reagierte nicht.
    »Er bleibt doch wohl nicht in Zornfleck, oder?« Mit einem Mal kam ihm Brynn wieder in den Sinn.
    »Nein«, wiederholte Pinch. »Es gibt ein Problem.«
    »Problem? Was denn für eins?«
    Pinchs Blick verfinsterte sich auf eine Weise, wie Wex es noch nie bei ihm gesehen hatte. Der Dieb atmete einmal tief durch. »Sosehr mir diese Palastratten auch verhasst sind, es tut mir leid, dir etwas sagen zu müssen.«
    Wex wartete gespannt, aber Pinch ließ sich Zeit. Anscheinend suchte er noch nach den richtigen Worten.
    »Er hat ihn«, warf Arkh ein und gesellte sich zu der Dreiergruppe, um Pinch von seiner schweren Aufgabe zu erlösen.
    »Er hat was?«, fragte Wex.
    »Den Aussatz. Lothario. Und alle anderen, die mit ihm in diesem Verschlag gefangen waren.«
    »Wir können von Glück sagen, dass es uns nicht erwischt hat«, fügte Pinch hastig hinzu.
    »Das verstehe ich nicht«, erwiderte Wex. Aber er verstand nur zu gut. Es war ganz einfach: Lothario, Errol, Harold und Gill hatten sich mit der Fleischfäule angesteckt.
    »Sie haben es gemerkt, als sie sich auf dem Hof der Kleinstocks saubermachten«, sprach Arkh weiter. »Violette Flecken, die einfach nicht abgehen wollten, auch nicht mit Seife und Bürste.«
    »Und was bedeutet das?«
    Arkh, Mungo und Pinch schauten sich an. Schließlich blickte Pinch auf. »Ich denke, das weißt du.«
    »Sie werden verbannt«, sagte Wex. Selbst während er es aussprach, konnte er es kaum glauben. Lothario, der furchtlose Hauptmann, verbannt? Doch es lag auf der Hand. Das war der Grund, warum Fretter allein mit dem Kommandeur der Garnisonstruppen gesprochen hatte.
    »Nein«, erwiderte Pinch. »Sie sind bereits weg.«
    »Wohin?«
    »Nach Norden. Wohin sonst?«
    »Es gibt keinen anderen Ort, an den Männer wie sie sonst gehen könnten«, fügte Arkh hinzu. »Sie brachen heute Morgen auf. Alle außer Harold. Ihn hat sein Schicksal bereits ereilt.«
    »Er ist tot?«
    »Und verwest in aller Ehre«, erklärte Pinch. »Mit dem Gesicht nach oben, wie ich Lothario kenne. Er hat seine Männer immer gut behandelt. Und uns Ausgestoßene auch nicht so schlecht. Wahrscheinlich hat er Harold irgendwo aufgebahrt, wo die braven Bürger ihn nicht so schnell finden. Die würden weniger einfühlsam an die Sache rangehen und die Leiche einfach verbrennen.«
    Wex kannte die Sitten und Gebräuche. Gute Tote wurden aufgebahrt, Aussätzige verbrannt. Aber wenn man verbrannt wurde, konnte die Seele nicht weiterziehen. Sie wurde zu Rauch, der irdischen Version ihrer selbst. Und niemand irrte gern ziel- und richtungslos über das Antlitz dieser Welt, überlegte Wex.
    Andererseits war damit zumindest ein Problem gelöst: Brynn würde Lothario nicht heiraten müssen. Jetzt, da er den Aussatz hatte, würde niemand von der Episode im Wald erfahren. Wex plagten Schuldgefühle, weil er so dachte. Der Hauptmann hatte ihm nur Gutes getan, ihn aus seinem Dasein als Schweinezüchter befreit und zum Soldaten gemacht. Andererseits hatte Wex Lothario das Leben gerettet, wenn auch nur für kurze Zeit. Sie waren quitt, und Wex war frei zu denken, was er wollte.
    »Was werdet ihr jetzt tun?«, fragte er.
    Es war Arkh, der antwortete. »Wir sind keine freien

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