Die Karte der Welt (German Edition)
Ziel, während das knotige Ende der Keule sich tief in die Erde grub, genau an der Stelle, wo Pinch gerade noch gestanden hatte. Zersplitterte und abgebrochene Äste regneten auf den Dieb herab und begruben ihn unter sich.
Der Riese zog seine Keule aus dem weichen Lehmboden und stapfte zwischen den Bäumen hindurch auf Wex, Mungo und Arkh zu.
»Tötet ihn!«, rief Arkh.
»Töten? Wie?« Wex hatte keine Waffe. Er lief nicht mit dem Schwert seines Vaters am Gürtel auf offener Straße herum. Außerdem war das Vieh riesig. Selbst Mungo reichte ihm gerade mal bis zur Brust. Wex beschloss, den Angreifer nicht zu töten und stattdessen die Flucht zu ergreifen. Andere Möglichkeiten sah er nicht. Auf einen Baum zu klettern war sicherlich keine gute Idee.
»Bevor er die anderen warnt!«, beharrte Arkh und stürzte sich auf den Riesendüsterling.
Zwischen all dem Dickicht war nicht genug Platz, um ein Schwert oder eine Keule zu benutzen, also warf Arkh seines zur Seite und zog die Handschuhe aus, um mit Klauen und Zähnen anzugreifen.
Mungo folgte dem Halbmenschen dicht auf den Fersen. Mit gezogenem Messer warf er sich auf den Arm, mit dem das Monster Arkh an der Kehle gepackt hatte. Sie schlugen und stachen, während der Düsterling sie mit gewaltigen Fausthieben zu Boden und gegen Bäume schmetterte. Blut spritzte, sowohl das des Ungeheuers als auch das von Wex’ Freunden.
Wex verfluchte sich, weil er gezögert hatte. Die Ausgestoßenen kämpften um ihr Leben – und um seines, und das taten sie mit mehr Einsatz als die meisten Soldaten aus Fretters Kompanie. Wenn er ihnen nicht half, überlegte er, durfte er sich auch nicht als ihren Freund betrachten. Also stürzte er sich auf den riesigen Oberschenkel des Dings, schlang die Arme darum und versuchte mit aller Kraft und unter Einsatz seines gesamten Körpergewichts, den Düsterling aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Das Bein schlug aus wie der Hinterlauf eines Pferds, und Wex wurde von oben bis unten durchgeschüttelt, aber er ließ nicht los. Er hatte weder Krallen noch eine Waffe, schaffte es aber immerhin, den Riesen ein wenig zu verlangsamen, sodass seine besser bewaffneten Freunde jetzt zumindest eine Chance hatten.
Da sprang Pinch plötzlich auf die Beine. Er hatte nur so getan, als wäre er verletzt, und jetzt schlug er von hinten zu, rammte sein Schwert tief in die Wade des Ungeheuers.
Der Riesendüsterling fuhr taumelnd herum und schlug nach Pinch, während Mungo und Arkh den anderen Arm und den Rumpf des Untiers bearbeiteten. Der Düsterling blutete aus zahlreichen Schnittwunden, und seine Haut verfärbte sich zusehends rot. Trotz des Hinterhalts, in den er geraten war, schien er nicht auf die Idee zu kommen, um Hilfe zu rufen.
Er ist ziemlich dumm , erkannte Wex, und im nächsten Moment knickte das verletzte Bein ein, und alle stürzten mit dem Riesendüsterling zu Boden, alle außer Pinch, der flink zur Seite sprang. Wex lag unter dem Giganten begraben und hörte nur noch das leise Ächzen und Schnaufen seiner Mitstreiter. Sie verstanden ihr Geschäft, das Geschäft des Tötens, das sie jetzt erstaunlich ruhig verfolgten. Nur ab und zu drang ein Schnauben oder das Rascheln von Blättern an seine Ohren. Schließlich gab das Monster ihn frei. Wex blinzelte und blickte auf.
Mungo und Pinch standen vor ihm. Sie hatten die Keule des Düsterlings als Hebel benutzt, um ihn von Wex herunterzurollen.
Hastig richtete Wex sich auf. Sein ganzer Körper schmerzte. Das Monster hingegen lag mucksmäuschenstill und blutete aus einem Dutzend Wunden, die schwerste davon der tiefe Schnitt in der Wade, den Pinch ihm beigebracht hatte. Ein brillanter Trick. Das Riesenvieh hatte sich nicht lange damit aufgehalten nachzusehen, ob Pinch von den herunterkrachenden Ästen ausreichend schwer verletzt worden war, und der Dieb hatte die Gelegenheit genutzt, um eine Schlagader im Bein zu durchtrennen, wodurch der Riesendüsterling schnell verblutet war.
»Wo ist Arkh?« Wex sah die Fleischfetzen, die der Halbmensch mit seinen Klauen dem Monster aus dem stinkenden Leib gerissen hatte, nur Arkh selbst konnte er nirgendwo entdecken.
»Da drüben«, sagte Pinch, nachdem Mungo ihn gefunden hatte.
Arkh lag in einem Dornenstrauch. Er war erstaunlich weit geflogen, als das Monster ihn abgeschüttelt hatte. Zu dritt knieten sie sich vor ihn hin. Sein rechter Arm war offensichtlich gebrochen, das Gesicht übel zerschlagen. Ein Auge schwoll so schnell an, dass sie dabei zusehen
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