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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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außerhalb der Reichweite ihrer Pfeile lag. Er war ein bedächtiger, aber kein ängstlicher Mann, und was er sah, schreckte ihn nicht. Die Düsterlinge schienen nicht die ersten keulenschwingenden Wilden zu sein, mit denen er es zu tun hatte. Nach einem Moment des Überlegens bedeutete er seinen Männern vorzurücken.
    »Auf sie!«, rief er über das aufgeregte Gemurmel der Soldaten hinweg.
    Als die Düsterlinge den Angriffsbefehl hörten, flohen sie die Erste Straße entlang nach Norden.
    »Sieg!«, schrie Wex. »Sie haben Angst!«
    Pinch, Arkh und Mungo schienen weit weniger beeindruckt und beobachteten stumm die Szene.
    Der Donner von über hundert vorwärtspreschenden Hufen übertönte Wex’ Ausruf und alles, was er danach noch nach unten gebrüllt haben mochte.
    Die Reiterei nahm die Verfolgung der fliehenden Düsterlinge auf, ganz klar mit der Absicht, sie niederzureiten. Ein guter Plan , dachte Wex. Hinter ihnen machten sich nun auch die Fußsoldaten bereit und zogen die Schwerter. Im Gleichschritt, die Augen starr nach vorn gerichtet, rückten sie siegessicher vor. Hinter ihnen gingen die Bogenschützen in Stellung. Jede Bewegung war genau eingeübt, alles lief wie am Schnürchen. Die Schwerter glänzten, die Langbogen mit den an die Sehne gelegten Pfeilen hoben sich elegant gen Himmel. Das Garnisonsheer war ein prächtiger Anblick. Es würde einen kurzen Kampf geben, mit vielleicht ein paar Verwundeten.
    Doch es kam ganz anders.
    Die Späher fielen als Erste, wurden von unsichtbaren Händen in die Büsche am Rand der Straße gezogen, wo sie wild um sich schlagend verschwanden. Aus dem Wald stieg eine Salve auf, und zehn von Adains Bogenschützen brachen unter dem Hagel krummer Pfeile zusammen. Fünf waren sofort tot, die anderen starben, noch während ihre Kameraden ihre Bogen auf den Wald ausrichteten, aus dem die Pfeile gekommen waren. Nach der zweiten Salve war nur noch eine Handvoll am Leben, während das Menschenheer gerade einmal ein halbes Dutzend Pfeile zwischen die Bäume geschossen hatte. Wex bezweifelte, dass auch nur ein einziger davon sein Ziel getroffen hatte.
    Jubelgeschrei aus hunderten von Düsterlingkehlen rollte aus allen Richtungen gleichzeitig über die Straße hinweg.
    Adain fuhr herum und sah seine Bogenschützen im rot verfärbten Schlamm der Straße liegen. Manche zuckten noch, aber die meisten lagen reglos. Er war in eine Falle getappt, auf eine simple List hereingefallen, weil er seine Gegner für hirnlose Tiere gehalten hatte. Adain wollte die Hand heben, um die Reiterei zurückzurufen, aber der Befehl erreichte seine Soldaten nicht mehr. Ein seidig schimmernder Holzschaft ragte unter seinem Helm hervor, als hätte eine unsichtbare Zauberhand ihm eine neue, viel zu lange Nase verpasst. Scheinbar eine Ewigkeit verharrte er schwankend im Sattel, dann sackte er zusammen und fiel vom Pferd.
    Genau in dem Moment, als seine Leiche aufschlug, kamen die Düsterlinge aus dem Wald westlich der Straße gestürmt. Es waren zweihundert, viermal so viele wie die Fußsoldaten aus der Garnison. Mit wildem Brüllen stürzten sie sich auf sie. Aus den Baumreihen östlich stiegen unvermindert Pfeile auf, noch während die Garnisonstruppen sich zur Flucht wandten.
    Schlachtrufe und Todesschreie der Menschen vermischten sich mit dem Gebrüll der Düsterlinge. Formationen preschten vor oder wurden zurückgedrängt, es war ein ständiges Hin und Her von ineinander verkeilten Körpern. Erfolg bedeutete Überleben, Misserfolg einen blutigen Tod.
    Die Reiterei ließ von den fliehenden Düsterlingen ab, die sie in die Falle gelockt hatten. Sie wendeten die Pferde und gaben ihnen die Sporen, um in die Schlacht einzugreifen, brüllten ihren Kameraden zu, sie sollten runter von der Straße, damit sie die Düsterlinginfanterie niederreiten konnten.
    Eine Gruppe Fußsoldaten, die das Kommando gehört hatte, wandte sich nach Osten und rannte den Hügel hinauf, um die Düsterlingbogenschützen anzugreifen. Die westliche Verteidigungslinie blieb, wo sie war, aus Angst, von den in ihrem Rücken aus dem Wald stürmenden Düsterlingen mit Keulenschlägen niedergestreckt zu werden. Im Vertrauen auf ihre stabilen Rüstungen und scharfen Schwerter hielten sie die Stellung und warteten darauf, dass die Reiterei über ihre Angreifer hinwegpreschte.
    Doch die Reiter kamen nicht. Noch während sie losgaloppierten, erzitterte der Wald und spuckte mehrere Riesendüsterlinge aus.
    Wex schnappte nach Luft.
    Wie wandelnde

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