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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Verwandtschaft.«
    »Hab keine Verwandtschaft da. Die haben uns ja erst hierhergeschickt. Wollen uns nich’ zurück.«
    »Du verstehst die Lage nicht!«
    »Nee. Tu ich nich’.«
    »Dann bleib eben bei uns«, gab Wex schließlich mit einem Kopfschütteln nach.
    »In Ordnung.« Cud nickte. »Ich bleib bei euch.«
    Das gräfliche Anwesen lag nordwestlich, und Hampten war Richtung Süden unterwegs. Seine Warnung würde den Grafen nicht erreichen. Als Kind war Wex einmal mit seinem Vater dort gewesen, er kannte den Weg, auch wenn er ihm jetzt viel weiter vorkam, selbst im gestreckten Galopp.
    Wex sprang vom Pferd und warf die Zügel über den nächsten Zaun. Die anderen blieben im Sattel und hielten sich bereit zur Flucht, während er auf das Haus zurannte. Er klopfte weder, noch kündigte er sich sonst wie an – unter normalen Umständen eine schwere Verletzung der Etikette, die ihm eine ordentliche Tracht Prügel von den Hausangestellten eingebracht hätte. Doch dies waren keine normalen Umstände, und Wex rannte an dem Diener vorbei, der verdutzt in der Eingangshalle stand, ohne ihn auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen. Er hatte keine Ahnung, wohin er sich wenden sollte, also folgte er einfach dem Geräusch der Stimmen. Es waren laute Stimmen. Ein hitziger Streit war im Gang.
    »Sie gehört mir. Ich habe einen fairen Preis für sie bezahlt!«
    »Mein Untergebener hat nichts mit ihrem Verstoß gegen das Arrangement zu tun.«
    »Wer will schon so ein widerspenstiges Gör?«
    Wex erkannte nicht alle Stimmen sofort, und als er in den Salon platzte, verstummten sie abrupt. Die im südlichen Stil der Küstenlande gehaltene Einrichtung hatte etwas Prahlerisches an sich. Hier in Zornfleck schien sie völlig fehl am Platz. In dem Raum stand, lag und hing mehr Geld, als Wex in seinem ganzen Leben überhaupt verdienen konnte. Kein Wunder, dass sie keins mehr übrig haben , dachte er. Und obwohl es der Salon war, saß keiner der Anwesenden in den bequemen Möbeln. Alle standen. Fretter in der Mitte auf einem antiken Läufer, der mehr wert sein musste als Elgers Hof samt Schweinen. Daneben der alte Gavel und Graf von Zornfleck persönlich.
    »Sinter!«, bellte der Graf. »Entfern sofort den Eindringling und verabreiche ihm eine angemessene Tracht Prügel.«
    Ein Diener legte Wex eine Hand auf die Schulter, noch bevor Fretter einschreiten konnte.
    Wex fuhr herum, packte Sinter und riss ihn zu Boden. Um ganz sicherzugehen, presste er ihm noch einen Fuß auf den Hals, alles in einer einzigen flüssigen Bewegung, und hielt ihn unten.
    »Wexford!«, rief Fretter entsetzt.
    Wex wartete nicht darauf, dass der Hauptmann alle miteinander bekanntmachte. »Die Düsterlinge sind hier!«, keuchte er.
    »Hier?«, wiederholte Fretter.
    »Auf der Ersten Straße. Weniger als eine Wegstunde entfernt.«
    »Die was?« Gavel hatte Wex mit Sicherheit erkannt, war aber noch zu verwirrt von der Art seines plötzlichen Auftretens und dem vollkommen neuen Verlauf, den das Gespräch genommen hatte.
    »Wer ist dieser Störenfried? Hauptmann Fretter, beschützt uns.«
    »Das werde ich«, erklärte Fretter, lief zu Wex und stieß Sinter, entgegen der Bitte des Grafen, mit einem unsanften Tritt zur Seite. »Sprich, Wexford. Was sind das für Neuigkeiten?«
    »Ich habe schon gesprochen, die Neuigkeiten lauten: Sie kommen! Raus hier, flieht!«
    »Aber die Garnisonstruppen …«
    »Vernichtet. Alle tot.«
    Fretter wurde bleich, und Wex sah, wie sich dieselbe alte Unentschlossenheit seiner bemächtigte, die schon so oft sein Verderben gewesen war. »Ihr müsst ihnen sagen, was sie tun sollen!«, rief Wex und deutete auf die beiden fein gekleideten Männer. »Auf mich werden sie nicht hören.«
    »Nicht so hastig«, polterte Gavel. »Was soll dieses Gefasel, Hauptmann?«
    »Ein Heer ist im Anmarsch«, erklärte Fretter. »Ein feindliches Heer. Sie kommen, um zu töten und zu plündern, in dieser Reihenfolge. Lasst alles stehen und liegen und flieht.«
    »Wo sind unsere Leute?«, fragte Wex.
    »Hinten«, antwortete Fretter. »Kommt, Graf, wir werden Euch und Eure Familie eskortieren.«
    »Und was ist mit mir?«, beschwerte sich Gavel.
    »Ihr habt ein Pferd«, erwiderte Wex. »Nehmt es und reitet.«
    Sie rannten durchs Haus und holten Enrial, die Frau des Grafen, und ihren kleinen Sohn Revan. Hätte Wex die Zeit dazu gehabt, er hätte Stunden damit verbringen können, Brynns Elternhaus zu bestaunen. Stattdessen hastete er mit kaum mehr als einem flüchtigen

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