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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Situation leichter erträglich zu machen. Aber jetzt, da sein Verstand nicht länger durch Empfindungen getrübt wurde, erkannte Vill nur zu deutlich, dass sein Hauptmann nicht mehr war als ein nützliches Instrument. Ein Mittel zum Zweck.
    Er probierte es trotzdem. Vielleicht gelang es ihm, die Moral der Kreatur zu heben und damit auch die der Truppe. »Also gut. Dann tu genau das, was ich dir jetzt sage, und das schnell«, erklärte Vill. »Tu nichts!«
    Ebers Nase zuckte. Regungslos starrte der Düsterling ihn an, während er versuchte, schlau aus dem zu werden, was er soeben vernommen hatte.
    Vill hatte noch nie einen Scherz gemacht, und seine Düsterlinge rechneten auch nicht damit, also zog Vill die Mundwinkel nach oben, um anzudeuten, dass er einen Witz gemacht hatte.
    Eber ließ ein unsicheres Glucksen hören, dann noch eins. Am Ende kicherte er.
    »Schlitzer!«, rief Eber, als der drahtige Düsterling in Hörweite geschlichen kam. »Schnell! Tu nichts!«
    Eber kicherte weiter, bis er schließlich lauthals losprustete. Wie ein Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hatte, probierte er den Befehl noch an ein paar weiteren Truppführern aus und schüttelte sich jedes Mal vor Lachen, wenn sie ihn nur verständnislos anstarrten.
    Vill ließ es geschehen. Es schien sie zu entspannen. Anspannung zum rechten Moment war etwas Gutes. Sie war notwendig, kurz bevor der Sturm losbrach. Aber sie durfte nicht zu lange andauern, denn dann konnte sie leicht in Angst umschlagen. Und Angst hatte im Lauf der Geschichte mehr Armeen aufgerieben als jedes feindliche Heer. Seine Düsterlinge kämpften tapfer, solange sie sicher waren, dass sie siegen würden, solange er sie führte. Wenn Vill Ruhe und Selbstvertrauen ausstrahlte, fühlten sie genauso.
    Wenn nur die Riesen ihm ebenso blind vertrauen würden wie Eber und Schlitzer. Die Riesen waren zwar unglaublich stark, aber immer noch ein Unsicherheitsfaktor. Jeder steht gern auf der Seite des Siegers , rief Vill sich ins Gedächtnis. Ein Sieg wird ihnen Vertrauen geben .

70
    »Lasst uns einen Aussichtspunkt suchen«, erklärte Pinch. »Wir wollen sehen, wie sich das hier entwickelt.«
    »Nein. Wir müssen sie warnen«, widersprach Wex.
    »Zu spät. Sobald du einen Fuß auf die Straße da unten setzt, bist du tot.«
    »Ich stimme Pinchot zu«, sagte Arkh.
    »Auf einen Baum oder auf den Hügel?«, fragte Pinch. Er warf Arkh einen schnellen Blick zu. »Und danke, dass du mich mit meinem richtigen Namen angesprochen hast, Freund.«
    Sie fanden eine kleine Öffnung im Dickicht auf dem Hügel, von der aus sie die Straße sowohl Richtung Norden als auch Süden einsehen konnten. Es war das bessere Versteck. Besser, als auf einem Baum in der Falle zu sitzen, und Arkh konnte mit dem gebrochenen Arm ohnehin nicht klettern. Es blieb keine Zeit mehr für eine Warnung. Die Heere waren jetzt beide in Sichtweite, und in wenigen Momenten würden sie auch einander sehen können.
    Das Garnisonsheer marschierte in Formation, die Reiterei von den Reihen der Fußsoldaten in die Mitte genommen, die Bogenschützen am Ende. Zwei Späher erkundeten das Gelände, suchten den Saum der Straße und die Baumreihen ab.
    Unbeweglich standen die Düsterlinge da. Es waren etwa fünfzig in einem ungeordneten Haufen. Sie schauten nach Süden.
    »Es sind weniger als vorhin«, sagte Wex aufgeregt. »Sie sind unorganisiert. Die meisten haben sich aus dem Staub gemacht!«
    Das war der Moment, in dem auch die Späher der Garnison die Düsterlinge entdeckten. Ein Warnruf ertönte, und die Reiterei kam nach vorn, der Kommandeur mit dem imposanten Helm an der Spitze. Sein Name war Adain, wie Wex gehört hatte, und er hatte eine für die Bewohner Südabrogans typische Adlernase. Ein paar der Soldatengesichter erkannte Wex wieder. Da waren Schiler aus Zornfleck, mehrere Cousins der Randells, die nur ein Stück von Wex’ Zuhause entfernt die Straße hinauf lebten, und die Urgbrecht-Brüder aus Furtheim, deren Familie mit Schweinefleisch handelte. Fretter und die Palastwache waren nicht dabei, aber mit Entsetzen entdeckte Wex gleich neben dem Kommandeur Cud Hoxxel. Der ehemalige Bürger von Zornfleck hockte zusammengesunken auf einem klapprigen Pferd, brabbelte irgendetwas vor sich hin und deutete auf die Düsterlinge.
    Adain staunte nicht schlecht über den Anblick der hässlichen Kreaturen, die sich auf einem Abschnitt der Straße zusammengerottet hatten, der ganz besonders unter dem Regen gelitten hatte und gerade

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