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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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sich tief im Innern zu fragen, ob er den Tod des Hauptmanns nicht irgendwie mitverschuldet hatte.
    »Wir werden dich nicht zurücklassen«, unterbrach Fretter Wex’ Gedanken. »Solange du dich von dieser Karte fernhältst. Wie ich schon sagte, ich habe es deinem Vater versprochen.«
    »Es sind noch nicht alle wieder weit genug bei Kräften, um zu klettern«, gab Arkh zu bedenken.
    Fretter nickte. »Männer, versorgt eure Wunden und gebt eure Rationen jenen, die es schlimmer erwischt hat als euch. Haben wir noch gefüllte Wasserschläuche?« Er blickte forschend in die Runde, aber sie hatten alles Trinkwasser verbraucht. »Wir ruhen uns noch eine Stunde lang aus, dann lassen wir dieses gottverdammte Loch im Fels hinter uns und machen uns auf der anderen Seite des Berges an den Abstieg.«

13
    Vill sah seinen neuen Gefolgsleuten bei der Arbeit zu. Sie waren fleißige Kreaturen. Wenn er ihnen erst einmal eine Aufgabe zugewiesen hatte, schienen sie nicht müde zu werden oder das Interesse zu verlieren. Er hatte ihnen gezeigt, wie sie junge Bäumchen abschneiden und mit einem scharfkantigen Stein entrinden konnten, und schon nach einem Tag hatte jeder von ihnen einen groben, aber durchaus brauchbaren Bogen geschnitzt und dazu zwei Pfeile. Kräftige Ranken würden einstweilen als Sehnen dienen, bis sie die Möglichkeit hatten, an getrocknete Tierdärme oder ein anderes, stabileres Material zu kommen. Sie waren miserable Schützen. Als sie versuchten, den ersten ahnungslosen Hirsch zu erlegen, flogen die Pfeile trudelnd in alle möglichen Richtungen, nur nicht in die richtige, die Bogensehnen rissen ihnen die Unterarme auf, und sie jaulten vor Schmerz. Eine der Kreaturen brach vor Aufregung sogar ihren Bogen entzwei. Doch ließen sie sich von dem Misserfolg nicht entmutigen. Nachdem Vill dem Tier einen Pfeil in die Flanke geschossen hatte, um es langsamer zu machen, begaben sie sich begeistert auf die Jagd und brachten es mit Zähnen und Klauen zur Strecke.
    Sie werden gute Soldaten abgeben , dachte er.
    Sie waren wie geschaffen für den Kampf: schnell, sehnig und stark, die Haut ledrig und die Schädel dick. Vill hatte beobachtet, wie einer einen mächtigen Keulenschlag auf den Kopf bekommen hatte und dabei lediglich ein wenig ins Wanken geraten war. Ihre Zähne und Klauen waren bestens für den Nahkampf geeignet, und dank der zwei spitzen Hörner auf der Stirn konnten sie einem Gegner mit einer kleinen Stoßbewegung den Bauch aufschlitzen. Schmiedestahl würde sie noch stärker machen, vorausgesetzt, er konnte ihnen das Schmieden beibringen. Und wenn sie erst einmal Waffen von größerer Reichweite meisterten, wären sie eine schlagkräftige kleine Truppe. Er überlegte, ob es noch mehr von ihrer Art gab. Er würde sie fragen, sobald er ihre Sprache besser beherrschte.
    Sie selbst schienen sich »Düsterlinge« zu nennen, was Vill recht war, solange er nur einen Namen für sie hatte. Im Moment standen ihm fünfzehn der Geschöpfe zur Verfügung, das heißt, solange er sich als ihr Anführer behaupten konnte. Er hatte schnell herausgefunden, dass sie ihre Rangordnung ständig neu ausfochten, und er musste jeder Herausforderung mit eiserner Faust begegnen, denn sobald er ein Anzeichen von Schwäche zeigte, würde er ersetzt werden. Um seine Stellung als Oberhaupt der Gruppe zu sichern, hatte er die beiden größten und schlauesten zu seinen Leibwächtern gemacht. Er gewährte ihnen einen extragroßen Anteil an der gemeinsam erjagten Beute, die sich immer zuverlässiger einstellte, nachdem sie von ihm gelernt hatten, wie man mit Fallen umging. Zuvor war es stets nur Zufall gewesen, wenn sie einen Hirsch erlegten. Sie waren ihm hinterhergerannt und hatten ihn dann mit schierer Körperkraft zu Boden gerungen. Sie waren ganz versessen auf Fleisch, und die Extraportionen wurden von seinen Handlangern sehr geschätzt. Also forderten sie ihn nicht heraus, um weiter von ihm lernen zu können und besonders gut gefüttert zu werden. Den Rest der Gruppe erinnerten sie mit gelegentlichen Keulenschlägen daran, dass die beiden Leibwächterposten schon vergeben waren.
    Es war eine barbarische, aber funktionierende Form der Hierarchie, und in der Einfachheit lag ihre Stärke. Es gab nicht die Intrigen, die Vill aus der Politik kannte. Der Starke konnte jederzeit sein Glück gegen den hierarchisch über ihm Stehenden versuchen, außer zu Zeiten von Bedrohung durch einen äußeren Feind. Der Herausgeforderte konnte den Platz räumen oder

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