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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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waren.
    Kraven saß auf einem umgedrehten Kanu und war in ein Gespräch mit der Heilerin vertieft. Sie war die Älteste im ganzen Lager. Zu ihren Füßen lag Spärling auf einem Bett aus duftenden Farnwedeln, die seine Lunge reinigen sollten. Er hatte sich anscheinend immer noch nicht ganz erholt, also ging Wex zu den beiden und fragte nach seinem Zustand. Kraven antwortete, die Heilerin hätte versprochen, dass es ihm bis zum Abend wieder bessergehen würde, und Wex streckte kurz den Kopf unter das Kanu, wünschte Spärling gute Besserung und fuhr dann fort, Fretter zu suchen.
    Cirilla und Arkh saßen abseits, gemieden vom fahrenden Volk. Nur ein paar neugierige Kinder beobachteten sie aus einem Gebüsch heraus mit staunenden Augen. Das ungleiche Paar deutete auf Blus Boot, wo Blu und Fretter gerade damit beschäftigt waren, mit Stöcken etwas in den Kies zu zeichnen.
    »Ah, unser Zeichner«, sagte Fretter erleichtert.
    Blu schien keine besondere Notiz von Wex zu nehmen, also hatte Fretter ihm seine Rolle bei der Unternehmung anscheinend noch nicht erklärt. Oder vielleicht konnten die beiden sich auch einfach noch nicht gut genug verständigen.
    Wex blickte auf den Kies. Fretter hatte einen Berg gezeichnet. Nicht besonders gut, und der Ort, an dem sie den von der Fleischfäule befallenen Kannibalen begegnet waren, war kaum zu erkennen. Ein kleiner Bogen mit einem vierbeinigen Tier daneben sollte wahrscheinlich die Eidechsenhöhle darstellen, aber Wex erkannte sofort, dass jemand, der die Höhle noch nie gesehen hatte, aus Fretters Darstellung nicht schlau werden würde. Sie sah eher aus wie ein Hügel mit einer Ameise darauf. Blu blickte in der Tat ziemlich verwirrt drein und hatte die schielenden Augen sogar noch mehr verdreht als sonst. Von dem unförmigen Berg hatte Fretter noch eine geschlängelte Linie gezogen, die wohl den Fluss darstellen sollte, und ein X an der Stelle, an der sich das Lager befand, aber der Maßstab war vollkommen falsch, und der Fluss hatte zu viele Biegungen. Offensichtlich versuchte er, Blu ihre Route zu erklären, ohne ihm die Karte zeigen zu müssen.
    »Verfeinere das hier ein bisschen für mich, Wexford«, befahl Fretter. »Wir müssen ihnen zeigen, wo wir waren.« Er hielt Wex einen angespitzten Stock hin und zog ihn dann unvermittelt wieder zurück. »Aber zeichne nichts, was sich in der Nähe des Schleiers befindet. Nur um sicherzugehen.«
    Nickend nahm Wex den Stock entgegen, betrachtete die Zeichnung und wischte sie schließlich mit dem Fuß weg. Fretter wollte protestieren, doch da hatte Wex schon einen Berg mit einer Nebelwolke über dem Gipfel gezeichnet. Immer breiter werdend wand sich der Fluss an der Flanke hinab bis zu Blus Füßen, wo Wex ein Boot um ihren Retter herumzeichnete. Blu verstand. Dann zauberte Wex noch das Abbild einer der blutsaugenden Eidechsen in den Kies und daneben einen Pfeil zu ihrer Höhle. Schließlich zeichnete er in Lebensgröße das Gesicht eines der Schimmelbrüder.
    Prompt zuckte Blu zusammen, aber nicht aus Überraschung. Nein, er wusste von ihrer Existenz und fürchtete sie.
    Die drei gingen ein paar Schritte weiter, und jetzt war Blu es, der etwas zeichnete: einen Mann mit Hörnern auf dem Kopf. Arkh. Die Zeichnung war besser als Fretters unbeholfene Kritzeleien, aber bei weitem nicht so gut wie Wex’ improvisierte Kunstwerke. Mit gerunzelter Stirn deutete Blu auf das Bild.
    »Sie mögen Arkh nicht«, sagte Wex.
    »Es ist nur natürlich, wenn sie ihn abstoßend finden.«
    »Nein, ich meine, sie fürchten sich vor ihm.«
    »Zeichne ihm Fesseln und eine Leine. Damit er begreift, dass er in unseren Diensten steht.«
    »Aber er ist doch kein Gefangener wie Pinch, Mungo und Cirilla, oder?«
    Fretter seufzte. »Nein, aber der tatsächliche Sachverhalt ist zu kompliziert, um ihn jetzt zu erklären. Zeichne die Fesseln.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen tat Wex, wie ihm geheißen, doch Blu schien wenig überzeugt und schüttelte den Kopf.
    Da ertönte ein Ruf vom Fluss, und im ganzen Lager erhob sich aufgeregtes Geschrei.
    Wex und Fretter schauten Blu an, er möge bitte übersetzen, doch der Flussmensch gab nur ein paar Handzeichen, spuckte einen hastigen Satz aus und wischte die Zeichnungen vom Boden, um dann selbst in den Jubel mit einzustimmen.
    Wex hatte nur ein einziges Wort verstanden, doch, dank Brynn, genügte das. Blu hatte »Dido« gesagt.
    »Was geht hier vor?«, fragte Fretter.
    »Ich glaube, ihr Häuptling kommt zurück.«

17
    Vill

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