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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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sich so bald auf die Suche nach Brynn von Zornfleck machen würden.
    »Ich habe gesehen, wie du dich letzte Nacht mit Blu unterhalten hast«, sprach Wex weiter. »Hast du irgendwas Nützliches über ihre Sprache rausgefunden?«
    Brynn trocknete ihre Füße und zog, sehr zu Wex’ Enttäuschung, die Stiefel wieder an.
    »Ein wenig«, erwiderte sie. »Aber es ist nicht leicht, ihre Sprache zu lernen. Jede Sippe hat ihren eigenen Dialekt, und ihrer scheint mir noch antiquierter als das Gebrabbel, das mir bei meinem Vater zu Ohren gekommen ist.«
    Wex kicherte. »Aber sicherlich kannst du mittlerweile wenigstens fragen, wo der Nachttopf ist?«
    »Ja. Wenn du wissen willst, wo du dich erleichtern kannst, frag nach dem Badoon . Ich habe auch herausgefunden, dass ihr Häuptling, oder Dido , heute zurückkommt, also manch . Aber wenn du derart Tidrun clambost , wirst du viel Yarrow yankaen .«
    Wex hörte auf zu kichern. »Und was bedeutet das?«
    Jetzt war es Brynn, die kicherte. »Es bedeutet, dass du mich gerne aufziehen kannst, wenn du möchtest, aber nicht ich es sein werde, die am Schluss ihr Welko pilkt . Der Tarus liegt doch auf der Hand, oder?«
    Sie ist klug , fiel ihm wieder ein. Es war in der Tat erstaunlich, wie viel sie in der kurzen Zeit vor dem Zubettgehen gelernt hatte. Offensichtlich noch mehr als Pinch, auch wenn der weitgereiste Gauner den Schwerpunkt seiner Erkundigungen wahrscheinlich anders gesetzt hatte.
    »Ihr Häuptling? Was passiert, wenn er kommt?«
    »Ihr Dido «, korrigierte sie ihn. »Er wird uns über die von dieser heimtückischen Krankheit befallenen Leute auf dem Berg befragen und nach dem Geheimnis des Schleiers. Fretter hat mir aufgetragen, ihn zu bitten, uns den Weg zurück nach Abrogan zu zeigen. Sie sind Händler, also wird ihr Dido eine Gegenleistung für die Gastfreundschaft verlangen. Aber sie müssen abwarten, bis er wieder da ist, weil sie das ohne ihn nicht entscheiden können.«
    Wex nickte. Fretter hatte recht gehabt: Sie würden noch mehr wollen. Auch der Hauptmann war auf seine Art klug. So wie Pinch, wenn auch wieder auf vollkommen andere Art. Mit einem Mal kam Wex sich ziemlich dumm vor, und er dachte, wenn er nicht so schöne Landschaften zeichnen könnte, wäre er auf dieser Expedition gerade mal als Lastpferd gut genug.
    »Ich werde dich jetzt verlassen«, sagte Brynn. »Ich muss diese schönen Reitstiefel gegen frische Kleidung eintauschen. Und du solltest wissen, dass Fretter dich zu sehen wünscht, nachdem du dich gewaschen hast.«
    »Er will, dass ich mich wasche?«
    »Nein. Er wünschte nur, dich zu sehen. Ich bin es, die denkt, dass du dich waschen solltest.«
    Brynn verneigte sich neckisch und ging in Richtung der Boote, von wo gerade eine Frau mit grellbunten Kleidungsstücken und Stoffen unter dem Arm kam. Mit stockenden und doch selbstsicheren Worten begann sie, die Frau mit Fragen zu bestürmen, und ihr Gegenüber antwortete prompt. Beide gestikulierten wild, aber sie schienen einander zu verstehen. Die Sprache des Handelns und Feilschens hatte Brynn von Zornfleck offensichtlich schon gelernt.
    Der anfangs kühle Frühlingsmorgen wurde schnell wärmer. Keine Wolke trübte den blauen Himmel, nur der geisterhafte Nebel lag nach wie vor über dem Berg in ihrem Rücken. Die milde Brise roch nach wildem Salbei und Holzrauch. Das Stimmengewirr im Lager verschmolz zu einem Summen, und der rauschende Fluss im Hintergrund verlieh dem Ganzen eine urwüchsige Lebendigkeit. Die ständig an- und ablegenden Wassergefährte aller Größen und Bauarten verwandelten das Flussufer in einen Hafen. Sogar die Kinder hatten ihre eigene kleine Flotte, manche mit selbstgeschnitzten Rudern und Paddeln, andere mit Segeln aus Seide, und alle wussten sie geschickt mit ihren Booten umzugehen. Von seinem Standpunkt auf der Lichtung aus konnte Wex beinahe eine Wegstunde weit flussabwärts sehen, bis zu der Stelle, an der der schwarze Schleier sich wieder drohend in den Himmel erhob. Drei Kinder, die gerade auf einem Floß paddelten, starrten den Schleier mit ausgestreckten Fingern an, und auch die Erwachsenen, ob auf ihren Booten oder an Land, schienen in heller Aufregung über den Anblick, woraus Wex schloss, dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatten. Wahrscheinlich war ihr Dido gerade dort, dachte Wex, um das Phänomen in Augenschein zu nehmen. Flussaufwärts war er bestimmt nicht, sonst wären sie ihm zweifellos begegnet, als sie gerade mit Beinaheertrinken beschäftigt gewesen

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