Die Karte der Welt (German Edition)
übersetzte stockend, so gut er es mit dem wenigen vermochte, das er vergangene Nacht und am heutigen Morgen gelernt hatte.
Der Dido nickte, dann lächelte er gutgelaunt und breitete mit großer Geste die Arme aus.
»Wir sind willkommen«, erklärte Kraven.
»Übermittle ihm unseren Dank«, wies Fretter ihn an, und Kraven gehorchte.
»Er entschuldigt sich außerdem für die Dummheit seines Botschafters Blu.«
»Erklär ihm mit allem gebotenen Respekt, dass wir seinen Botschafter nie für dumm gehalten haben«, verlangte Fretter.
Kraven übersetzte, und der Dido gab eine kurze, trockene Erwiderung, dann lachte er, und die meisten der Anwesenden lachten mit.
»Was hat er gesagt?«, fragte Fretter.
Kravens Mundwinkel zuckten. »Er sagt, dann müssen wir es sein, die dumm sind.«
Der Dido sprang vom Bug herunter und wurde sofort von jubelndem Volk umringt. Er bedeutete Fretter, ihm zu folgen.
Gehorsam trottete der Hauptmann hinter ihm her, kam aber zwischen den die Rückkehr ihres Oberhaupts feiernden Flussmenschen kaum vorwärts und entschuldigte sich jedes Mal wortreich, wenn er angerempelt wurde.
Blu schlich am Ende der Prozession dahin wie ein geprügelter Hund und versuchte, sich zu der verhüllten Frau durchzuschlagen, die ihn jedoch nicht weiter beachtete und irgendwo in der Menge verschwand.
»Das scheinen mir gute Vorzeichen zu sein«, erklärte Pinch und bestaunte das fröhlich-bunte Treiben.
»Was?«, fragte Wex.
»Es riecht nach einem Fest.«
Mungo nickte lachend.
Cirilla, die gleich daneben stand, nickte ebenfalls. »Ja. Sieht ganz so aus, als würde uns heute Nacht allerlei Narrentreiben erwarten«, brummte sie.
Pinch tätschelte ihr den Kopf. »Etwas mehr Frohsinn, bitte schön. Wir tragen keine Ketten, wir sind nicht tot, und ein kleiner Trunk würde dir mit Sicherheit guttun.«
Cirilla stieß ihn weg und boxte ihn so hart gegen den Oberschenkel, dass Pinch zusammenzuckte. Lachend humpelte der Dieb davon. Auch Wex musste grinsen, gab aber acht, dass Cirilla es nicht sehen konnte. Sie hatte kräftige Arme, und er wollte ihre Boxkünste lieber nicht am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Wex war auf das Ausmaß des Festes der Flussmenschen nicht vorbereitet. Bei Sonnenuntergang wurde alles, was schwimmen konnte, zu Wasser gelassen: Schlafunterkünfte wurden zu Schiffen, Tische zu Flößen, Waschzuber zu Dingis. Kanus, Barken, Kähne und andere, praktisch nicht als Wassergefährte zu erkennende Gebilde wurden mit dünnen Tauen zu einer feierlichen Prozession zusammengebunden und an den Bäumen in Ufernähe vertäut.
Poppy beäugte neugierig drei Holzfässer, die hinter dem Proviantkahn im eiskalten Flusswasser trieben, was Wex auf den Gedanken brachte, dass sich darin wohl ein alkoholisches Gebräu befand – was auch immer das Flussvolk während seiner ständigen Wanderung auf dem »Walther«, wie sie den Fluss liebevoll nannten, als wäre er einer von ihnen, in dieser Hinsicht zustande brachte.
Sobald das Lager abgebrochen war, gingen alle auf ihre Boote und lösten die Leinen. Wex und seine Begleiter wurden auf mehrere Gefährte verteilt, wobei die Ausgestoßenen ein eigenes bekamen, das von einem nervös wirkenden Flussmenschen namens Bello gesteuert wurde, der zwischen Mungo und Arkh verdrießlich am Ruder saß.
Die Kinder paddelten mit ihren kleinen Dingis zwischen den größeren Booten hin und her, während in der Mitte der Flottille auf einem ramponierten Lastkahn ein riesiger Haufen Holz entzündet wurde. Der Kahn, so schien es, sollte am Ende mit verbrennen. Die anderen Boote wurden mit Enterhaken zu einem einzigen großen improvisierten Floß zusammengebunden, dann wurde ein Anker zu Wasser gelassen, um das Gebilde in der Strömung an Ort und Stelle zu halten. Einzelne Boote machten los, ruderten ein Stück, um an anderer Stelle wieder vertäut zu werden, aber der Großteil bewegte sich nicht mehr und diente als Bühne für das rauschende Fest.
Aus hölzernen Krügen tranken die Flussmenschen eine Mischung aus Most und Met, die sie herstellten, indem sie Honig mit Fruchtsaft mischten und, nachdem sie das Ganze vierzig Tage lang der Sonne ausgesetzt hatten, am Feuer erwärmten, um sie schließlich zur Kühlung in die im Wasser treibenden Fässer zu gießen. Sie rauchten Pfeifen mit Tabak aus getrockneten Cakon-Blättern, Lieder wurden gesungen, und die jungen Männer trugen begeistert Kämpfe aus, in denen sie, auf den wackligen Kanus stehend, mit durch Stoff gepolsterte
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