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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Ruderriemen aufeinander einschlugen, bis einer der Kontrahenten das Gleichgewicht verlor und ins Wasser fiel. Weder Kälte noch Strömung schienen ihnen etwas auszumachen, und sie waren hervorragende Schwimmer.
    Fretters Soldaten hingegen kauerten anfangs nur ängstlich in ihren Booten. Nachdem sie sich ein bisschen Mut angetrunken hatten, entspannten auch sie sich ein wenig und begannen, auf dem Flickenteppich-Floß umherzustreifen.
    Pinch und Mungo arbeiteten sich bis zu dem Kahn gleich neben den Metfässern durch, und Mungo wurde schließlich sogar die Aufsicht über das Gebräu übertragen – ein Privileg, das er in vollen Zügen genoss.
    Es wurde rauschend gefeiert, bis der Dido sich erhob, um von seiner Reise zu berichten. Brynn und Kraven hatten ihre Sprachkenntnisse inzwischen um einiges erweitert und konnten recht gut übersetzen, wenn auch nicht perfekt. Pinch, der in dieser Hinsicht weniger begabt war, glich den Mangel durch Instinkt und Beobachtungsgabe aus. Fretter rief sie alle auf sein Boot, um die Rede des Dido zu hören, und mit vereinten Fähigkeiten konnten sie das Kommunikationsproblem beinahe ausschalten.
    »Die Ereignisse der letzten zwei Tage waren für uns alle überraschend und verwirrend«, begann der Dido im Schein der Flammen, die ein flimmerndes Abbild seines muskulösen Körpers auf die sanften Wellen des Flusses zeichneten. »Zuerst fällt der Schleier der Dunkelheit über uns, dann folgt ein Sprung im Ablauf der Zeit, der Morgen wird plötzlich zum Abend, und eine schwarze Wand erhebt sich flussabwärts. Ich fahre hin, um sie mit eigenen Augen zu sehen, und als ich zurückkehre, finde ich Fremde in unserem Lager, inmitten der Kinder. Die Fremden kommen geradewegs vom Berg, und weil wir Glück hatten – nicht weil der Verantwortliche die richtige Entscheidung getroffen hatte –, brachten sie uns Freundschaft, nicht Krankheit.« Er warf Blu einen missbilligenden Blick zu. »Und diese Fremden erzählen mir nun, dass die schwarze Wand im Süden womöglich das Gleiche ist wie die Dunkelheit, die uns einhüllte, bis ihr Magier sie Richtung Norden zurückdrängte.«
    Gemurmel erhob sich. Sie reimen sich die Dinge zusammen , dachte Wex, versuchen es zu verstehen, genauso wie wir . Fretter und Kraven hatten ihnen einen Teil erklärt, dabei aber weder Wex noch die Karte erwähnt. Stattdessen beanspruchte Kraven das Verdienst, den Schleier zurückgedrängt zu haben, für sich, was Wex zunächst ärgerte. Es war so typisch für den eingebildeten Zauberer. Als Wex jedoch genauer darüber nachdachte, war es ihm ganz recht, denn so konnten sie ihm weder die Schuld für irgendwelche Unglücke geben, wie die Soldaten es taten, noch Wunder von ihm verlangen, die er nicht kontrollieren konnte.
    »Auch wenn es euch schwerfallen mag, es zu glauben, Brüder und Schwestern«, fuhr der Dido fort, »ich habe diese Wand von so nahem gesehen, wie nur irgendein Mensch sich heranwagen mag, und sie ist schwarz wie ein Loch im Gefüge der Welt. Sie schneidet durch das Land, so weit das Auge reicht, und auch mitten durch unseren geliebten Walther. Als wir uns näherten, wurde die Strömung unnatürlich stark, und die Wand versuchte, uns zu verschlucken. Wir mussten rudern, was wir konnten, um unsere Seelen zu retten, und die Wand mag gut und gerne das Werk von Ebbe sein.«
    Wex zupfte Brynn am Ärmel.
    »Ebbe heißt bei ihnen der Gott des Unglücks«, flüsterte sie, noch bevor er fragen konnte. »Strom ist ihr Gott für alles, das gedeiht. Ihre Religion ist ziemlich primitiv.«
    Wex nickte. Auch ihre Werkzeuge waren uralt. Fretters Schwert war im ganzen Lager der einzige Gegenstand aus geschmiedetem Metall. Sie hatten gute Netze und auch ein paar Speere zum Fischen, aber keine Waffen, die für die Jagd geeignet gewesen wären, keine Bogen und keine Schleudern. Zum Essen benutzten sie Schalen und Löffel aus Holz, und zum Kochen hatten sie nur ein paar plumpe Pfannen aus gegossenem Metall. Kein Vergleich zu Poppys schönem Kupferkessel mit dem beweglichen Griff. Ihre Kleidung war bunt, aber von genauso einfacher Machart, rechteckig geschnittene Oberteile und Pumphosen, alle in der gleichen Weite und an der Hüfte von einem Gürtel zusammengehalten, damit unterschiedlich große Leute sie tragen konnten. Sie waren keine rückständigen Wilden, dachte Wex, aber auch nicht besonders hoch entwickelt, und das verwirrte ihn, denn fahrende Händler waren schon allein aufgrund ihrer Lebensweise immer die Ersten, die sich

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