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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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für ihren kleinen Vortrag machen konnte. Als Robert die Versammlung eröffnete, schaute sie sich nach John Farrell und Marcia Vane um, konnte aber beide nicht entdecken. Ob sie nun von dieser Versammlung wussten oder nicht, Jude merkte, dass die beiden nicht willkommen gewesen wären. Denn kaum hatte die Diskussion begonnen, war klar, dass die meisten Dorfbewohner sich gegen die Planung aussprachen, und ganz bestimmt war allen der Gedanke verhasst, dass der Turm abgerissen werden sollte. »Er ist unsere bekannteste Sehenswürdigkeit«, wie es jemand aus dem Gemeindevorstand ausdrückte.
    An dieser Stelle bat Robert Jude, ein paar Worte zu sagen, und stellte sie als »Expertin für Geschichte« aus London vor. Jude begann zögernd, beschrieb dann aber ausführlich, wie der Turm errichtet worden war, um den Sternenhimmel zu beobachten, und dass von dort aus bedeutende Entdeckungen gemacht worden seien, die den damaligen Wissensstand sehr bereichert hätten.
    »Außerdem dürfen Sie nicht vergessen«, fuhr sie fort, nachdem sie sich für ihr Thema erwärmt hatte, »dass es ein bedeutendes architektonisches Bauwerk ist. Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass follys zu den Besonderheiten großer Anwesen des achtzehnten Jahrhunderts gehörten. Auf diese Weise stellten die Landeigentümer ihren Reichtum und ihre Weltläufigkeit zur Schau. Der Turm von Starbrough Hall ist ein ganz besonders schönes Gebäude und darüber hinaus denkmalgeschützt.«
    Danach sprach Euan sich gegen die Entwicklung aus. »Der vorliegende Antrag ist ein weiteres Beispiel dafür, wie nach und nach etwas zerstört wird, was für uns lebensnotwendig ist, nämlich unser ländliches Erbe«, begann er. »Stück für Stück fressen wir unsere kostbare ungezähmte Wildnis auf. Wenn wir anfangen, uns in den Lebensraum des roten Admirals oder der Bienenragwurz einzumischen, werden wir sie verlieren. Und zwar für immer!«
    Als er fertig war und der Applaus abebbte, begann die allgemeine Aussprache, die Robert leitete. »Es ist unwahrscheinlich«, fasste er zum Schluss zusammen, »dass die Planungsbehörden die Erlaubnis erteilen, die Fläche ausgedehnt zu bebauen, aber darauf dürfen wir uns nicht verlassen. Ich schlage vor, dass wir uns gegen den Abriss des Turmes und den Bebauungsplan insgesamt wehren. Farrell könnte allerdings mit dem Argument zurückschlagen, dass es mit dem Starbrough Folly doch schon ein Gebäude auf dem Gelände gibt.« Es dauerte nicht lange, bis Roberts Vorschlag begeistert angenommen wurde. Er erklärte sich bereit, einen entsprechenden Brief zu entwerfen, und damit war die Versammlung beendet.
    »Soll ich Sie mit dem Auto ein Stück mitnehmen, Euan?«, fragte Robert, als sie das Gemeindehaus verließen.
    »Danke, gern«, erwiderte Euan. Hinten im Wagen streckte er seinen Arm über der Rückenlehne aus, und Jude geriet durch diese Nähe ein wenig außer Fassung.
    Robert freute sich über Euans Beitrag zur Diskussion. »Die Natur ist ein entscheidendes Argument für unsere Verteidigung«, sagte er. »Vielleicht darf ich Sie noch mal um Rat fragen, wenn ich den betreffenden Abschnitt schreibe.«
    »Sicher«, sagte Euan.
    »Wie wäre es, wenn Sie morgen zu uns zum Abendessen kommen? Dann können wir uns schon mal an den Entwurf setzen. In Bienenragwurz und was weiß ich noch alles bin ich nicht so gut wie Sie.«
    »Wenn Sie möchten, kann ich morgen tagsüber reinschauen«, sagte Euan. »Abends hab ich leider schon was vor.«
    Er wandte sich an Jude. »Darcey, Summer und Claire kommen vorbei. Summer hat es endlich geschafft, dass sie bei mir im Wohnwagen übernachten darf, und Claire hat sich mit einem gewissen sportlichen Ehrgeiz freiwillig gemeldet, sich mein Zelt auszuleihen.«
    »Oh, das klingt nach jeder Menge Spaß«, sagte Jude. Ihre Schwester hatte darüber kein Wort verloren, als sie ein paar Stunden zuvor angerufen hatte, und wieder einmal fühlte sie sich merkwürdig ausgeschlossen.
    Euan schien gespürt zu haben, was in ihr vorging. »Im Zelt ist Platz für zwei. Warum kommst du nicht auch?«
    »Ja, danke«, sagte sie, bedauerte es aber gleich wieder, weil sie nicht sicher war, ob sie sie wirklich dabei haben wollten. »Vielleicht doch lieber nicht. Fürs Zelten hab ich nicht besonders viel übrig«, hätte sie antworten sollen. Aber Euan sagte begeistert: »Großartig! Wir werden grillen. Meine Schwester und ihr Mann kommen vielleicht auch.«
    Es ist doch bloß, weil die Kinder da übernachten wollen, sagte sich Jude, als

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