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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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falls es sich tatsächlich so verhielt, musste es mit seiner regelrechten und schweiflosen Gestalt ein recht ungewöhnlicher sein. Monate verstrichen, bis mir bewusst wurde, was ich entdeckt hatte.
    Jude war unten auf der Seite angekommen und blätterte um. Bestürzt stellte sie fest, dass nichts mehr folgte. Esthers Geschichte war zu Ende! Aber wie konnte das sein? Ja, der Satz war vollständig, die Geschichte aber nicht. Es war grausam. Sie musste mehr erfahren, sie musste es einfach. Es war allgemein bekannt, dass Anthony später im Jahr gestorben war. Aber Jude hatte keine Ahnung, was mit Esther geschehen war und mit diesem merkwürdigen Kometen, an den sie sich aus den Observationstagebüchern erinnerte.
    Sie seufzte. Zum jetzigen Zeitpunkt blieb ihr nichts anderes übrig, als mit dem zufrieden zu sein, was sie in der Hand hielt. Für Bridgets Artikel mochte es reichen – dennoch fühlte sie sich im Stich gelassen. Auf ihrem Laptop schloss Jude den Ordner mit dem letzten transkribierten Abschnitt und schickte ihn per Mail an Cecelia.
    Wie war Paris? Du wirst staunen über den letzten Abschnitt. Welche Entdeckung haben sie Deiner Meinung nach gemacht?
    Freue mich, von Dir zu hören.
    Mit ein bisschen Glück würde Cecelia die Andeutungen verstehen.
    Als Jude sich abends noch einmal einloggte, hörte sie am Ping, dass eine Antwort in ihrem Posteingang gelandet war.
    Jude, vielen Dank für diese Zeilen, sie sind faszinierend. Ich habe jetzt sämtliche Observationstagebücher gelesen und Dir die Briefe geschickt, die Du brauchst, um alles zu verstehen. Dann wirst Du aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Die Briefe sollten morgen bei Dir eintreffen. Ruf mich an, wenn Du sie gelesen hast. Es gibt viel zu besprechen.
    Oh, und Paris war wunderbar!
    Am Freitagmorgen erreichte ein dicker Umschlag, der in Cecelias eleganter Handschrift an Jude adressiert war, Starbrough Hall per Expresszustellung. Darin befanden sich Fotokopien von einem halben Dutzend Briefen in Esthers schräger Handschrift, die Jude mittlerweile sehr vertraut war. »Das sind die Briefe aus der Bibliothek in Cambridge«, erklärte sie Chantal.
    Die beiden Frauen begaben sich damit in die Bibliothek, wo Jude die Briefe auf dem Tisch ausbreitete. Alle waren mit »Esther Wickham« unterschrieben und an einen gewissen »Josiah Bellingham« gerichtet.
    »Helfen Sie mir auf die Sprünge, wer war das noch mal?«, fragte Chantal.
    »Ein Uhrmacher aus London, der auch optische Linsen geschliffen hat«, erklärte Jude, »und ein Amateur-Astronom, der einen guten Ruf genoss. Lebte und arbeitete in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in Whitechapel. Ich vermute, dass Anthony Wickham bei ihm die Ausrüstung für seine Teleskope gekauft hat. Ja, sehen Sie nur, was hier im ersten Brief steht.«
    14. Mai 1778
    Lieber Mr. Bellingham,
    ich schreibe Ihnen auf Betreiben meines Vaters Anthony Wickham von Starbrough Hall. Vielleicht erinnern Sie sich an ihn, denn oft hat er Linsen und Spiegel für Fernrohre bei Ihnen gekauft. Sie werden überrascht sein, dass ich an der Stelle meines Vaters schreibe, und noch dazu, dass es nicht meine Absicht ist, Waren bei Ihnen zu bestellen, sondern weil ich dringend Ihren Rat benötige.
    Möglicherweise sind die traurigen Nachrichten aus Starbrough Hall nicht bis zu Ihnen gedrungen, aber am 28. Januar des Jahres hat mein Vater einen schrecklichen Unfall erlitten, welcher ihn ernstlich niedergestreckt hat. Obwohl er sich inzwischen ein wenig erholen konnte, Gott sei es gedankt, ist er bis jetzt gebrechlich und nicht in der Lage, sich ohne Hilfe aus dem Bett zu erheben oder zu gehen, unfähig zu schreiben oder mehr als ein paar Worte zu sprechen. Wir beten darum, dass die Besserung voranschreiten möge.
    In den letzten Wochen hat er sich als rüstig genug erwiesen, um die Beobachtung der Sterne wieder aufzunehmen, und dies hat er entschlossen getan. Viele Nächte haben wir im Park verbracht, und nun muss ich Ihnen über eine Merkwürdigkeit berichten, derer wir ansichtig geworden sind. Ein seltsames Objekt wie ein Komet, ohne Schweif oder Nebula, aber es bewegt sich und ist im Quartil nahe Tau Tauri sichtbar. Dies haben wir mit Vergrößerung 460 beobachtet, sehr klar umgrenzt, und mit Vergrößerung 278 in der Nähe einen scharfen und kleinen Stern.
    Es war der Vorschlag meines Vaters, Ihnen – als der besten unter seinen Bekanntschaften – zu schreiben, um die Beobachtung weiter zu untersuchen. Mein Vater ist überdies

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