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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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versuchte, ihre Schwester zu beruhigen, wandte sich Euan der Plattform zu. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand da oben war, aber ich sehe trotzdem mal nach.«
    Als er die Luke öffnete, fiel ein Streifen Sonnenlicht auf die beiden Frauen. Wie die Hand Gottes in einem mittelalterlichen Gemälde, dachte Jude verwirrt und fühlte sich, als würde sie plötzlich in eine andere Wirklichkeit befördert. Eine schreckliche andere Wirklichkeit, wenn Summer nicht gefunden wurde. Plötzlich tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, welche Wendung ihr Leben nehmen würde, falls ...
    »Nein, niemand«, brummte Euan. Jude hörte mehr, als dass sie sah, wie er die Luke schloss, und als die goldenen Wirbel aus Licht und Staub aus ihrem Blick verschwanden, starrte sie auf die Stelle in der Mauer hinter dem Bücherregal, wo ein Stein herausgezogen worden war. Das Versteck.
    »Sie war hier!«, rief Jude, stand auf und eilte zu dem Loch. »Wir hatten es doch verschlossen. Aber woher kann sie das alles überhaupt wissen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Euan, stieg die Leiter hinab und kam zu ihnen. »Ich hab es ihr jedenfalls nicht erzählt.«
    Er spähte hinein. »Da ist nichts drin«, sagte er. »Wonach hätte sie suchen sollen?«
    »Und woher wissen wir überhaupt, dass es tatsächlich Summer gewesen ist?«, schrie Claire heftig auf. »Es kann genauso gut jemand anderes gewesen sein. Summer hatte Angst vor dem Turm. Sie würde doch nicht freiwillig und ganz allein hierher ...«
    Ihre Worte hingen in der Luft. Allen dreien war derselbe Gedanke durch den Kopf geschossen – was, wenn sie nicht allein gewesen war? Wenn jemand sie hierhergebracht hatte – gewaltsam?
    »Aberwitzig!«, murmelte Euan atemlos. »Wer sonst wusste über Turm und Versteck Bescheid? Es ist absolut lächerlich, sich vorzustellen, dass jemand ...«
    Jude überlegte. Ja, in der Tat, wer außer Gran könnte noch Bescheid wissen? Angestrengt ließ sie sämtliche Menschen vor ihrem geistigen Auge Revue passieren, die sie in Starbrough Hall kennengelernt hatte. Wer kannte das Versteck? Für wen hatte es irgendeine Bedeutung? Nein, das ergab alles keinen Sinn.
    Offenkundig gingen Claire die gleichen Gedanken durch den Kopf. Aber da sie noch nie oben im Turm gewesen war, war sie in noch größerer Not und noch ratloser als Jude.
    »Wir können noch nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass Summer letzte Nacht hier oben war, oder?«
    »Oder heute Morgen«, sagte Euan wie abwesend. Er marschierte durch das Turmzimmer, zweifellos auf der Suche nach Spuren, wie Jude dachte. Aber er fand nichts. Nicht die geringste Spur von einem kleinen Mädchen in einem rosa Barbie-Pyjama.
    Jude half ihrer Schwester wieder auf die Beine. Claire war still, untröstlich, starrte zu Boden. Als Jude ihr die Hand entgegenstreckte, folgten ihre Augen Claires Blick. Ganz oben an der Treppe neben der Wand war ein kleiner Flecken Mörtelstaub – und in der Mitte befand sich der perfekte Abdruck eines kleinen Schuhs.
    »Nicht anfassen«, flüsterte Jude eindringlich, als Claire die Hand danach ausstreckte. »Wir sollten lieber rausgehen, nur für den Fall, dass die Polizei ...«
    Euan und Jude schauten sie wie durch einen Nebel an. Und der Nebel lichtete sich.
    »Ich denke, Jude hat recht«, sagte Euan bedächtig. »Claire, wir müssen zurück, ohne hier noch mehr durcheinanderzubringen.«
    Beide halfen Claire die Treppe hinunter, fassten sie dann jeder bei einer Hand und führten sie über die Lichtung die Strecke entlang, die Euan bei seiner ersten Begegnung mit Jude gegangen war, dann zur Foxhole Lane und hinunter zur Straße. Judes Blick flackerte hin und her, während sie gingen, auf der Suche nach ... nach irgendetwas, das ihnen verraten konnte, was Summer zugestoßen war. Als sie die Stelle erreichten, wo der Weg auf die Straße traf, fuhr ein Streifenwagen vor, aus dem zwei Polizisten stiegen, einer von ihnen der sehr junge Constable. Euan eilte mit ihnen zum Turm zurück, um ihnen zu zeigen, was sie entdeckt hatten. Die Frauen setzten ihren Weg an der Straße entlang zum Cottage fort.
    Als Jude und Claire am Haus ankamen, fanden sie es in eine Einsatzzentrale verwandelt. Draußen standen ein großer Polizeitransporter, ein weiterer Polizeiwagen, mehrere andere Fahrzeuge. Ein Beamter hielt einen Deutschen Schäferhund an der Leine. Sergeant Bride teilte ein paar Leute ein, die die Gegend durchkämmen sollten, einschließlich Robert und Steve, den Farmer. Fiona war erlaubt worden, mit Darcey nach

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