Die Karte Des Himmels
scheußliche Idee, aber immerhin ist es eine. Lasst uns hingehen und nachschauen.«
In diesem Moment traten die Polizisten wieder ins Zimmer. »Ich habe mit der Zentrale telefoniert«, erklärte Sergeant Bride. »Sie haben vorgeschlagen, eine Einheit anzufordern.«
»O Gott«, stieß Claire aus und sank auf ihrem Stuhl zusammen.
»Sir, wir müssen ihre Nachbarn befragen und alle bitten, sich an der Suche zu beteiligen.«
»Ich habe nicht viele Nachbarn«, sagte Euan. »Da gibt es Starbrough Hall und an der Straße zum Dorf den Hof, der zu Starbrough Hall gehört. Und noch ein Cottage zwischen Hof und Dorf. Ich weiß nicht, wie die Leute dort heißen.«
»Ich gehe mit Claire zum Turm«, sagte Jude. »Wir gehen zu Fuß, falls es auf dem Weg ... irgendwas zu entdecken gibt.« Sie hatte das Gefühl, den Polizisten von Summers Albträumen erzählen zu müssen. »Wir befürchten, dass sie schlafgewandelt sein könnte«, sagte sie. Die Beamten schienen ein bisschen skeptisch zu sein, aber Sergeant Bride wies den Constable an, die Frauen zu begleiten. »Es ist die einzige Spur, die wir haben«, erklärte sie ihm.
»Wir haben noch gar nicht nachgesehen, ob irgendwas von ihrer Kleidung fehlt«, sagte Claire plötzlich. »Sie kann doch kaum barfuß unterwegs sein, oder?«
Jude fragte sich kurz, ob Schlafwandler sich die Mühe machen, Schuhe anzuziehen, aber als Claire mit einem Mal voller Energie nach draußen stürmte, folgte sie ihr. Als sie am Wohnwagen ankam, sah sie, dass Claire auf dem Bett saß und Summers Caprihose und ihr T-Shirt auf ihrem Schoß lagen. Sie hielt sich die kleine Strickjacke des Mädchens ans Gesicht und hatte die Augen geschlossen. Als sie Jude hörte, schlug sie sie auf. »Ihre Sandalen sind weg«, sagte sie glücklich. »Ein gutes Zeichen, findest du nicht?« Doch dann sah sie wieder verzweifelt aus.
»Da bin ich mir ganz sicher«, sagte Jude beruhigend. »Komm, lass uns zum Turm gehen und nachschauen.«
Der Constable schien irgendwie verschwunden zu sein, sodass sie allein aufbrachen.
Halb gingen sie, halb rannten sie die Straße hinauf. Jude hielt Claires Hand, bis sie zu dem Schild kamen, wo der Fußweg begann. Jude zögerte. Konnte das Kind wirklich diesen verwilderten und schwierigen Pfad genommen haben? Oder war es weitergegangen, bis es den einfacheren Weg zum Turm gefunden hatte? »Denk nach«, befahl sie sich. Vielleicht wäre es das Beste, auf dem Hinweg den Pfad zu nehmen und über die Straße zurückzukehren.
»Hier entlang«, wies sie Claire an und tauchte in den überwucherten Weg ein.
Er war noch dichter zugewachsen als vor ein paar Wochen, als sie ihn zuletzt entlanggegangen war. Sie schob sich durch Brennnesseln und spitze Dornen und zweifelte immer mehr daran, dass Summer sich hier hätte durchschlagen können.
Claire dachte offensichtlich das Gleiche. »Wir sind falsch hier. Können wir umkehren?« Jude blieb stehen und betrachtete den Weg, der vor ihnen lag. Es sah aus, als sei hier seit Ewigkeiten niemand mehr vorbeigekommen.
Hinter sich hörten sie eine Stimme. Euan brach durch das Gebüsch. »Ihr könnt genauso gut weitergehen«, sagte er. »Dann seid ihr schneller da, als wenn ihr andersrum geht.«
Wie Jude noch vom letzten Mal wusste, wurde es besser, sobald sie bis zu den schattigen Laubbäumen vorgedrungen waren und der lehmige Weg sich vor ihnen öffnete. Als sie den düsteren Jagdgalgen erreicht hatten, schrak Claire entsetzt zurück. »Ach du lieber Gott, ich hoffe, dass sie das nicht gesehen hat«, flüsterte sie. »Das hätte ihr wirklich Angst und Schrecken eingejagt.«
Aber sie konnten nicht den geringsten Hinweis darauf entdecken, dass das kleine Mädchen tatsächlich diesen Weg eingeschlagen hatte. Mutlos und verzagt traten die drei schließlich in die Sonne, als sie die Lichtung erreicht hatten. Aber dann hüpfte Judes Herz vor Hoffnung.
»Seht nur!«, rief Euan.
Die Tür des Starbrough Folly stand offen.
In ihrer komischen hoppelnden Art zu laufen, rannte Claire los und verschwand im Innern. Euan holte sie ein und kletterte als Erster die Treppe hinauf, während Jude ihre Schwester stützte. Sie wusste nicht, ob sie dem, was dort oben auf sie wartete, hoffend oder bangend entgegenblicken sollte. Euans Gesicht sprach Bände, als sie schließlich die letzte Biegung erklommen hatten und oben auf ihn trafen. Keine Spur von Summer.
»Oh, nein«, schrie Claire und brach zusammen. Ihr Atem ging in großen, stockenden Schluchzern.
Während Jude
Weitere Kostenlose Bücher