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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Plötzlich kam ihr die unangenehme Szene vom Abend zuvor in den Sinn, als sie hineingegangen war: Claire müde und seelisch aufgewühlt zusammengekauert auf Euans neuem Sofa, überall leere Gläser und Euan, der, eine Flasche Bier in der Hand, verlegen am Fenster stand. Keiner von beiden hatte gesagt, was passiert war, aber Jude war immer noch überzeugt, dass es etwas gegeben haben musste. Beide Seiten waren offenbar erleichtert gewesen, als Jude beschlossen hatte, zu Bett zu gehen, und waren ihrem Beispiel gefolgt.
    »Darcey, wo steckt Summer?«, hörte sie Claire draußen fragen. »Ist sie aufs Klo gegangen?«
    »Ich weiß nich’«, hörte sie Darcey antworten.
    »Ich seh mal nach.«
    Jude spürte, wie die Sorge in ihr zu nagen begann. Es hatte etwas mit ihrem Traum zu tun. Sie befreite sich aus ihrem Schlafsack, schlüpfte in die Turnschuhe und kroch im Pyjama aus dem Zelt. An der Tür des Wohnwagens stellte sie fest, dass Darcey im Bett saß, den Daumen im Mund.
    »Morgen, hast du gut geschlafen, Schätzchen?«, fragte sie das Mädchen.
    »Mhm«, machte Darcy. »Wo ist Summer?«
    »Ich glaube ...«, fing Jude an, aber Claires Stimme schnitt ihr das Wort ab.
    »Jude, ich kann Summer nicht finden.« Claire rannte über die Wiese auf sie zu.
    »Ist sie nicht im ...?«
    »Nein, im Haus ist sie nicht. Euan hat sie auch nicht gesehen.« Euan tauchte auf, müde und unrasiert, aber in Jeans, und er zog sich gerade das T-Shirt über die gebräunte Brust.
    »Hast du sie gefunden?«
    Claire schüttelte heftig den Kopf. Sie sah besorgt aus.
    »Summer?«, rief Jude und begann, die Wiese abzusuchen. Plötzlich riefen alle Summers Namen und schwärmten auf dem Grundstück aus, um sie zu finden.
    »Die Tiere«, rief Jude und rannte hinüber zu den Käfigen, um nachzusehen, ob Summer vielleicht eine Ringelnatter untersuchte oder mit den Eulen sprach. Nein, das tat sie nicht.
    »Summer? Bitte komm raus, du machst uns Angst.« Claire war blass, ihre Stimme klang zittrig und voller ungeweinter Tränen. Jude spürte den kalten Hauch der Furcht.
    Sie suchten noch einmal im Cottage, dann durchkämmte Euan das Gelände. Darcey zockelte hinter ihm her und weinte quengelnd. Claire war in Panik, hinkte laut rufend den Weg hinauf und hinunter und keuchte schluchzend. Euan telefonierte mit seiner Schwester, die versprach, sofort zu kommen. Dann ging er mit Darcey zurück zum Wohnwagen. Jude brachte ihr etwas zu essen, bevor sie anfingen, sie vorsichtig zu befragen. Hatte sie Summer an diesem Morgen überhaupt schon gesehen? »Nein.« War sie, Darcey, in der Nacht einmal aufgewacht? »Ja, nein, kann sein.« Als Euan auf einer klaren Antwort beharrte, drückte sie das Gesicht an seine Brust und schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß nicht«, schluchzte sie.
    Euan warf Jude einen Blick zu. Er schien in der kurzen Zeit um Jahre gealtert, brachte es aber trotzdem fertig, ruhig zu bleiben. Und versuchte es noch einmal.
    »Darcey«, fragte er sanft, »hast du Summer überhaupt noch mal gesehen, nachdem Jude euch gestern Abend allein gelassen hat? Hat sie irgendwas zu dir gesagt?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, ich kann mich nicht erinnern«, sagte Darcey und begann laut und hemmungslos zu weinen. Euan drückte sie an sich, zog eine Papierserviette aus seiner Jeans und tupfte ihr die Tränen ab.
    »Mach dir keine Sorgen, Süße, wir werden sie finden«, sagte Jude und stand auf. »Euan, ich muss Claire helfen. Meinst du, es ist Zeit, dass wir die Polizei anrufen?«
    Euan nickte einmal und fügte mit leiser Stimme hinzu: »In solchen Fällen darf man keine Zeit verlieren.«
    In solchen Fällen. Jude spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. Das hieß, er hielt es für möglich, dass Summer ... Nein, ausgeschlossen. Bestimmt streunte sie nur ein bisschen in der Gegend herum.
    »Hier ist mein Handy«, brachte sie mühsam hervor. »Würdest du das bitte machen? Ich muss Claire Bescheid sagen.« Sie lief über die Wiese zum Haus, als Fionas Wagen draußen vorfuhr.
    Claire stand am Tor, das Gesicht schmerzverzerrt. Ihr schlanker Körper zitterte. »Claire, du liebe Güte«, rief Fiona und eilte zu ihr.
    »Claire, Euan ruft die Polizei«, sagte Jude ruhig. Wie zart und schmal Claire doch ist, dachte sie, als sie den Arm um ihre Schwester legte. Claire wehrte sich nicht, als die Frauen sie über die Wiese in Richtung Wohnwagen zogen.
    »Die Polizei ist schon auf dem Weg«, sagte Euan knapp. Fiona nahm ihm Darcey ab und umarmte ihre

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