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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Hause zu fahren. Claire wurde aufgefordert, ein Kleidungsstück von Summer zu holen, damit der Hund die Fährte aufnehmen konnte. Dann bat man sie und Jude, sich im Wohnzimmer aufs Sofa zu setzen, damit ein Kriminalbeamter ihnen noch ein paar Fragen stellen konnte. Sie gaben sich Mühe, nicht auf all die Leute um sich herum zu achten, die Landkarten studierten und versuchten, den Ablauf zu rekonstruieren, auf das Knacken der Polizeifunkgeräte, auf die endlose Wiederholung der dürren Informationen, die sie über Summers Bewegungen der letzten Nacht beisteuern konnten.
    Die Stunden verrannen mit betäubender Langsamkeit. Und doch wollte Jude nicht, dass sie schneller verrannen. Je länger Summer vermisst wurde, desto schlechter standen die Chancen, dass sie heil und gesund gefunden wurde. »Warum um alles in der Welt kann die Polizei sie nicht finden?«, sagte Claire wieder und wieder unter Tränen, und Jude stimmte von ganzem Herzen ein.
    Ein paar Stunden später kehrte Euan mit dem jungen Constable zurück. Er berichtete Jude und Claire mit leiser Stimme, dass der Turm inzwischen als Tatort abgesichert worden sei, abgesperrt mit blau-weißem Sicherheitsband und einem Kriminaltechniker in Bereitschaft. Bei dieser Nachricht wich das Blut aus Claires feinen Zügen, und sie saß so bewegungslos auf dem Sofa wie eine Porzellanpuppe.
    Jude hatte zwar fast genauso viel Angst, überlegte aber, was zu tun sei. Sie dachte kurz daran, ihre Mutter anzurufen. Noch nicht, entschied sie, aber als der erste Journalist vom Lokalfernsehen eintraf, war ihr klar, dass sie Valerie benachrichtigen musste, bevor sie aus einer anderen Quelle erfuhr, was hier bei ihnen vorging. Aber als sie die Nummer in Spanien wählte, hörte sie nur den Anrufbeantworter. Sie hinterließ die nichts sagende Bitte, Jude zurückzurufen. Mehr konnte sie im Moment nicht tun.
    Der Kriminalbeamte kehrte zurück, um Jude, Claire und Euan erneut zu befragen, ging die bekannten Tatsachen wieder und wieder durch. Obwohl Claire sie stirnrunzelnd ansah, berichtete Jude stockend über die Albträume, die Summer in letzter Zeit gehabt hatte, und darüber, dass ihre Nichte seltsamerweise von lange zurückliegenden Ereignissen wusste. Der Mann konnte offensichtlich damit nicht viel anfangen, gab aber sein Bestes.
    »Mit anderen Worten, Sie sagen, dass das Mädchen vielleicht verängstigt war, nachdem Sie ihm das Märchen vorgelesen hatten? Dass es vielleicht schlafwandelt oder so was?«, fragte er.
    »Vielleicht. Aber ...« Wenn Jude sich doch nur an ihren eigenen wirren Traum aus der letzten Nacht erinnern könnte ... »Ich weiß, es klingt albern ... aber es kann sein, dass sie weggelaufen ist, weil sie irgendwas sucht, das mit der Geschichte zu tun hat, die ich Ihnen erzählt habe. Summer hat sich da ziemlich hineingesteigert, müssen Sie wissen. Für sie scheint alles sehr real zu sein.«
    »Diese Sache mit dem Mädchen aus dem achtzehnten Jahrhundert«, seufzte der Kriminalbeamte. »Hört sich alles ein bisschen sehr merkwürdig an.« Jude wusste, dass er nicht überzeugt war. Und sie konnte es ihm noch nicht einmal vorwerfen.
    Als er schließlich gegangen war, hatte sich Claire unwirsch ihrer Schwester zugewandt.
    »Ich wünschte, du würdest endlich mit diesem ganzen Unsinn aufhören. Hast du nicht gemerkt, dass er dir kein Wort geglaubt hat? Es ist einfach nur verrückt!«
    »Claire, wir hatten doch vorher darüber gesprochen. Du warst einverstanden ...«
    »Ich war mit gar nichts einverstanden. Wenn du nicht alles aufgerührt hättest, hätte Summer sich nicht aufgeregt.«
    »Ich habe nichts aufgerührt. Es hatte doch schon alles angefangen, als ich herkam. Ihre Träume, meine ich.«
    Claires Blick glitt hinüber zu Euan. Er stand auf und sagte knapp: »Ich helfe draußen bei der Suche. Ich kann einfach nicht hier rumsitzen.«
    »Und das gilt auch für dich«, schrie Claire. »Ihre Träume haben angefangen, nachdem du sie zum Turm mitgenommen hast. Sonst wäre sie gestern Abend nicht hingegangen, das weiß ich genau, jedenfalls nicht freiwillig. Sie hat diesen Ort gehasst! Jemand muss sie dort hingebracht haben.« Sie starrte Euan hart und kalt an. Er zuckte zusammen. »Vielleicht bist du das gewesen. Nach allem, was wir wissen, warst du es!«
    Es herrschte vollkommene Stille. Dann sagte Euan: »Danke für diesen Vertrauensbeweis. Ich geh jetzt raus und suche deine Tochter.« Dann war er verschwunden.
    »Claire, wie konntest du das nur sagen?«, flüsterte Jude

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