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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Wald eingezeichnet war, gab es keinerlei Hinweis auf ein Gebäude, bei dem es sich um Starbrough Folly handeln konnte. Dann entdeckte sie eine Linie, die auf einen öffentlichen Spazierweg durch den Wald hindeutete. Er begann an dieser Straße, es konnte also sein, dass sie auf den Weg stieß, wenn sie den Hügel ein paar Schritte hinaufging.
    Jude schaute auf die Uhr. Fünf. Vor halb sechs würde Claire den Laden nicht verlassen, und dann musste sie erst noch Summer von einer Freundin abholen, sodass Jude vor sechs Uhr gar nicht am Blacksmith Cottage aufzutauchen brauchte. Sie holte ein Paar Sportschuhe aus der Tasche, die sie sich für das Wochenende eingepackt hatte, dachte kurz nach und verwarf dann aber doch die peinliche Idee, sich an der Straße in ihre Jeans zu zwängen. Außerdem würde sie nicht lange bleiben. Also versteckte sie ihre Handtasche unter dem Sitz und schloss den Wagen ab. Sie wechselte auf die andere Straßenseite, um den Gegenverkehr sehen zu können, und marschierte auf der Suche nach dem Pfad weiter die schmale Straße hinauf. Das Waldgebiet war dicht mit Efeu und dornigem Gestrüpp bedeckt. Es wäre verrückt gewesen, sich da hindurchzwängen zu wollen.
    Beinahe hätte Jude den Weg verpasst. Er war nicht als öffentlicher Spazierweg gekennzeichnet. Stattdessen war ein Schild an einen Baum genagelt, das ziemlich neu aussah und auf dem »Privatgelände« stand. Auf der zugegebenermaßen dürftigen Karte hatte es so ausgesehen, als wäre es ein öffentlicher Spazierweg. Sie würde ein paar Schritte gehen und sehen, wohin er führte.
    Anfangs war der Pfad frei und ausgeholzt, aber schon bald wurde er so beschwerlich, dass sie sich wünschte, sie hätte doch ihre Jeans angezogen. Dornen rissen Löcher in ihre Strumpfhose, Brennnesseln strichen über die nackte Haut. Sie schwang einen toten Zweig beiseite, um sich den Weg zu bahnen.
    Sie wollte gerade umkehren, als die Landschaft sich veränderte. Die dürren Ahornbäume und Haselsträucher, die sich aus dem buschigen, aber verkrüppelten Unterholz hervorwagten, machten größeren, weiter auseinanderstehenden Bäumen Platz – Buchen, Eichen und Edelkastanien. Deren dichtes Laubdach schluckte so viel Licht, dass kaum etwas unter ihnen wachsen konnte. Es gab nur ein bisschen Efeu und ein paar helle Flecken mit Waldblumen. Es wurde einfacher, weiterzugehen.
    Manchmal verlor der Baumbewuchs sich auch in Grasflecken, die mit Gestrüpp durchsetzt waren. Es gab keine Anzeichen, dass irgendein Mensch in diese Wildnis eingriff. Die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher. Weiter vorn sprang ein Grauhörnchen den Baum hinauf und klapperte ärgerlich, als sie sich näherte. Plötzlich wurde Jude bewusst, wie einsam und verlassen es hier war. Warum war sie hergekommen? Niemand wusste, wo sie sich aufhielt. Vielleicht würde sie stolpern, sich den Knöchel brechen und die ganze Nacht hier liegen, bis jemand Alarm schlug, und dann konnte es noch Stunden dauern, bis man ihren Wagen fand ... immer verrücktere Gedanken kreisten ihr im Kopf herum.
    Plötzlich war es, als würde die Welt explodieren, so laut knallte es, mehrmals nacheinander, wieder und wieder. Gewehrschüsse. Noch dazu ganz in der Nähe. War sie das Ziel? Sie wusste es nicht. Wie wild blickte sie um sich. Lauf! Das hatte sie irgendwo gelesen. Stolpernd setzte sie sich in Trab, weiter den Hügel hinauf, weg von den Geräuschen. Aber die Schüsse schienen ihr zu folgen.
    Der Pfad führte sie durch dichteres Waldgelände. Immer noch stolpernd bahnte sie sich ihren Weg, atmete in schweren, schluchzenden Stößen, bis sie sich schließlich erschöpft an einen Baum lehnte. Die Schüsse entfernten sich jetzt. Ihre Erleichterung wich der Wut. Wie konnten sie es wagen? Wussten sie nicht, dass hier Leute herumlaufen könnten? Sie erinnerte sich an das Schild mit der Aufschrift »Privatgelände«. Trotzdem, es konnte doch sein, dass Kinder sich hierher verirrten. Jude kauerte sich auf den Waldboden. Der Geruch des verfaulenden Laubs verschlug ihr den Atem. Sie hätte zurückgehen sollen, aber sie hatte Angst, wieder in die Schusslinie zu geraten. Sie versuchte, ruhig nachzudenken.
    Und dann sah sie es. Es war grauenhaft. Ein verrottender Baumstamm war mit toten Tieren in unterschiedlichen Stadien der Verwesung geschmückt: ein junger Fuchs, ein paar Ratten, ein schmutziges Durcheinander aus den schwarzen und weißen Federn einer Elster – mehr war von ihr nicht übrig geblieben. Es musste sich um einen

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