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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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hatte sie verpasst und vier Mails von Inigo, jede knapper als die vorhergehende. In der letzten Mail hieß es dann, dass er ganz dringend etwas mit ihr zu besprechen hätte, ob sie bitte baldmöglichst anrufen könne? Sie fragte sich, warum er so ärgerlich klang. Es gab noch ein paar andere Nachrichten. Sie hoffte, eine von Caspar darunter zu finden, aber es gab keine. Seufzend wählte sie Inigos Nummer im Büro und flehte inständig, dass er nicht abnahm. Tat er aber doch, schon nach dem zweiten Klingeln.
    »Wird auch Zeit. Ich habe den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen«, jammerte er in die Leitung. »Lord Madingsfield hat seine Sammlung zu ›Sotheby’s‹ gebracht. Verdammter Mist! Klaus meint, dass ich nicht genug Einsatz gezeigt habe, aber du weißt ja, wie lange ich vor dem verschlagenen alten Fuchs auf den Knien gekrochen bin. Du musst mit Klaus reden und ihn daran erinnern. Er ist wütend. Oh, und Suri kann deine verdammte Kalkulation für Montag auf dem Computer nicht finden. Bist du sicher, dass du sie richtig abgelegt hast?«
    »Ja. Der Ordner ist eindeutig beschriftet. Die Datei muss ›Schätzwerte‹ oder so heißen. Das mit Lord Madingsfield tut mir leid, Inigo, und ich werde ganz bestimmt mit Klaus darüber reden, wenn du wirklich meinst, dass es dir hilft. Am Montag.«
    »Es hat sich herausgestellt, dass Madingsfield einen Cousin bei ›Sotheby’s‹ hat. Kannst du dir das vorstellen? Ganz offensichtlich hat er uns nur als Werkzeug benutzt, zur Tarnung, bis sein Cousin ihm ein Angebot macht.«
    »Wirklich? Aber dann ist das doch nicht dein Fehler. Hast du es Klaus erklärt?«
    »Ja, natürlich habe ich das.«
    »Ich vermute, dass er sich wieder beruhigen wird, sobald er darüber nachgedacht hat. Es hört sich alles danach an, als würde er unter Druck von oben stehen. Wo wir gerade dabei sind, wer außer uns wird noch an dem Meeting am Montag teilnehmen?«
    Als Jude das Telefonat beendete, war es mit der Ruhe vorbei, die ihr der Tag gebracht hatte. Warum war Inigo immer so unter Druck und machte aus allem einen Konkurrenzkampf? Als sie vor zehn Jahren ihre Doktorarbeit abgeschlossen hatte und in die Welt der antiquarischen Bücher eingetaucht war, hatte sie geglaubt, dass es sich um einen ruhigen und zivilisierten Job handelte, in dem sie mit kultivierten, zivilisierten Menschen zu tun hatte. Aber die Atmosphäre bei »Beecham’s« war alles andere als das. Schon längst war sie zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei der oberen Führungsriege und den amerikanischen Eigentümern um eine halsabschneiderische Truppe handelte, die einzig und allein den größtmöglichen Gewinn im Blick hatte. Es ist eben ein Business wie jedes andere auch, dachte sie, stopfte ihr Telefon in die Tasche und drehte den Zündschlüssel um.

5. Kapitel
    Anstatt die Straße zu nehmen, auf der sie am Morgen gekommen war, bog Jude am Ausgang des Parks rechts nach Felbarton ab, dem Dorf, in dem Claire und Summer lebten und das nur ein paar Meilen entfernt lag.
    Die ruhige Schönheit der Landschaft, die in der spätnachmittäglichen Sommersonne badete, ließ ihren inneren Aufruhr ein wenig abklingen. Nebenbei hielt sie Ausschau nach dem Häuschen des Jagdaufsehers, aber sie musste es verpasst haben. Die Straße führte nun durch einen Tunnel von Bäumen, dem Anfang des Waldes, den sie vom Fenster in der Bibliothek aus gesehen hatte. Sie fragte sich, wo genau der Turm lag. Sie fuhr ein bisschen langsamer und spähte durch das dichte Laub auf der rechten Seite, während sie den Hügel hinauffuhr. Aber sie konnte nichts entdecken, was nach einem Gebäude aussah. Als sie um eine Kurve bog, kam ihr auf der anderen Straßenseite ein großer Lieferwagen entgegen, der hupte und das Licht aufblendete. Erschrocken stellte sie fest, dass sie über den Mittelstreifen gefahren war, und bog zitternd auf eine Ausweichstelle ein, um sich wieder zu beruhigen.
    Unter den Bäumen war es kühl und dunkel. Nur wenige Sonnenstrahlen fielen schräg durch das Laub auf das schmale Sträßchen. Irgendwo im Auto musste noch eine Karte der Gegend liegen, die sie bei einem früheren Besuch benutzt hatte. Jude stieg aus und kramte im Kofferraum herum, bis sie gefunden hatte, was sie suchte, stellte aber enttäuscht fest, dass es sich nur um eine Touristenkarte von Norfolk handelte, in der hauptsächlich die Sehenswürdigkeiten verzeichnet waren. Sie fand zwar das Dorf Starbrough, aber Starbrough Hall wurde noch nicht einmal genannt, und obwohl ein

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