Die Karten des Boesen
und fest, der Kurierfahrer, der den Umschlag mit den Horoskopen bei der Zeitung abgeben sollte, hätte das Gebäude nicht gefunden!«
Der Zweite Detektiv grinste. »Das erinnert mich an mein Ausredenrepertoire, wenn ich mal die Hausaufgaben nicht gemacht habe!«
»Du siehst die Sache mit Humor. Doch der Redaktion war gar nicht zum Lachen zumute. Jegliches Zureden vonseiten des Verlags brachte nicht den geringsten Erfolg. Mrs Summer gelobte zwar hoch und heilig Besserung, doch nach einigen Tagen brachte sie uns erneut in Terminschwierigkeiten und immer wieder kam sie mit neuen Ausreden. Dann, eines Tages, zwang sie die Zeitung durch ihre Unzuverlässigkeit zu einer Entscheidung.«
»Wie ist das denn nun wieder gemeint, Dad?«
Mr Andrews erhob sich aus seinem Ledersessel. »Vor vierzehn Tagen, es war ein Dienstag, trafen ihre Horoskope auch nach Redaktionsschluss noch immer nicht ein. Da Mrs Summer per Telefon und Fax nicht zu erreichen war, blieb der Betriebsleitung nur eine Wahl: Entweder man kippte die Astrospalte für den kommenden Mittwoch aus dem Programm oder jemand musste auf die Schnelle gefunden werden, der innerhalb der nächsten halben Stunde in der Lage war, sich zwölf verschiedene Horoskope aus den Fingern zu saugen. Und das möglichst alles in dem unverwechselbaren Schreibstil der Astrologin.«
»Wahnsinn!«, rief Justus. »Dieser Sache hat sich Susan Maywood angenommen, richtig?«
»So war es. Und nach meiner Auffassung hat sie diese Aufgabe mit Bravour bestanden«, urteilte Mr Andrews.
»Und wie hat Mrs Summer auf das Ganze reagiert?«
»Erneut mit Unzuverlässigkeit, Justus. Denn nachdem sie sich mit einer lahmen Ausrede für diese Panne bei der Redaktion entschuldigt hatte, versetzte sie uns ein weiteres Mal und wieder musste Susan Maywood einspringen. Daraus hat der Verlag seine Konsequenzen gezogen. Der Exklusivvertrag mit Mrs Summer läuft zum Ende dieses Quartals aus und wird dann auch nicht mehr verlängert.«
»Das ist ein Ding!«, fand Peter. »Kennt eigentlich jemand den wahren Grund, weshalb es in den letzten Wochen zu Terminschwierigkeiten bei Mrs Summer kam?«
»Darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Doch ich weiß, dass es vor ein paar Monaten einige unangenehme Auseinandersetzungen zwischen ihr und dem Verlag gab. Mrs Summer pokerte um ein höheres Honorar. Jedoch hatte sie eindeutig das schlechtere Blatt. Sie drohte aus dem Vertrag auszusteigen. Die Los Angeles Post war jedoch nicht bereit, auf ihre Forderungen einzugehen, und signalisierte ihr, dass man gegebenenfalls nicht auf sie angewiesen sei.« Mr Andrews machte eine kurze Pause. »Ich nehme an, das hat ihr hart zugesetzt. Das Gefühl, austauschbar zu sein, traf sie schwer und kratzte gehörig an ihrem Selbstbewusstsein. Das war deutlich zu spüren. Denn kurz danach kam es zu den ersten Terminverzögerungen. Und wer Termine nicht einhält, hat immer die schlechteren Karten.«
»Wahr gesprochen, Mr Andrews«, erwiderte Justus. »Hat der Verlag denn inzwischen schon einen passenden Ersatz gefunden?«
»Soweit ich informiert bin, sind schon Verhandlungen mit diversen anderen Astrologen im Gange.« Bobs Vater warf einen nervösen Blick auf seinen Terminkalender. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Jungs, aber in einigen Minuten ist Redaktionskonferenz. Wir bringen eine Titelstory über die ›Atomstromgegner‹. Diese Vereinigung macht derzeit überall Schlagzeilen. Ich darf nicht zu spät kommen.«
»Ist schon klar, Dad.« Dankend schlug Bob seinem Vater auf die Schulter. »Du hast uns mit deinen Informationen sehr geholfen.«
»Keine Ursache. Aber denkt an unsere Abmachung!«
Mr Andrews begleitete die drei ??? noch bis zum Fahrstuhl. Als sich die Lifttüren öffneten und Mr Andrews sich verabschieden wollte, meldete sich Justus noch einmal zu Wort. »Ach, Mr Andrews? Können Sie mir vielleicht noch erklären, weshalb Susan der Auffassung ist, das Foto von Mrs Summer über der Horoskopspalte sei nur das Bild irgendeines Modells?«
Mr Andrews zögerte einen Moment. »Als Susan beauftragt wurde, die Horoskope zu verfassen, erklärte sie uns, dass sie diese Vorgehensweise schon vom Daily Telegraph kenne. Bei dieser Zeitung hatte sie letztes Jahr ihr erstes Praktikum absolviert und dort war man mit einer ähnlichen Aufgabe an sie herangetreten. Mrs Arrow, das ist unsere Redakteurin, die unter anderem die Horoskopspalte betreut, hat daraufhin nichts erwidert. Vermutlich hat Susan daraus den Schluss gezogen, dass
Weitere Kostenlose Bücher