Die Karten des Boesen
noch gestern die Augen ausgeweint hatte!
Als die drei Detektive vorsichtig näher traten, hob Come-In langsam den Kopf und schaute mit benommenem Blick nach den Besuchern. Justus entdeckte an seinem Körper zwei Heftpflaster. Eines klebte am unteren Teil des Halses, das andere quer über den fülligen Bauch. »Wie ist das möglich?«, fragte er fassungslos und beugte sich gemeinsam mit Peter und Bob zum Korb hinunter. Der Zweite Detektiv streckte seine Hand aus, um den Kater zu streicheln.
»Nicht anfassen!«, zischte Mrs Summer. »Come-In braucht absolute Schonung. Sein Kreislauf ist instabil und Professor Steed vermag noch nicht zu sagen, ob sein Zellgewebe einen möglichen Schaden davongetragen hat. Die Hauptsache aber ist, dass mein Liebling wieder lebt! Wir müssen sehr vorsichtig sein.«
»Er war doch tot!«, stieß Peter hervor. »Das haben wir mit eigenen Augen gesehen! Wie kann das angehen?«
»Das werde ich euch nebenan erzählen. Wir sollten Come-In jetzt in Ruhe schlafen lassen. Ich musste ihn euch nur unbedingt zeigen.« Mrs Summer spitzte die Lippen und warf ihrem Kater einen Kuss zu. »Ich liebe ihn! Jetzt hat das Leben für mich wieder einen Sinn! Darauf stoßen wir mit Champagner an. Kommt mit!« Noch ehe die drei Detektive den Vorschlag hätten ablehnen können, war die Astrologin leichtfüßig aus dem Raum getänzelt. Verblüfft folgten sie ihr in die Empfangshalle, in der bereits auf einem Beistelltisch vier Sektgläser und eine eisgekühlte Flasche im Kühler warteten.
Mit geübtem Griff und einem lauten Knall entkorkte sie die Champagnerflasche und schenkte ein.
Bob winkte dankend ab. »Für uns bitte nicht!«
Mrs Summer ließ sich nicht beirren. »Ein kleines Schlückchen – einen Fingerhut voll. Nur symbolisch. Wir haben doch etwas zu feiern!« Sie reichte den drei Detektiven die Gläser. »Prost!«
Justus nippte an seinem Glas, während sein Denkapparat fieberhaft rotierte. Nachdenklich blickte er die Astrologin an. »Sind Sie hundertprozentig sicher, dass der Kater nebenan auch wirklich Ihr Kater Come-In ist? Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber die Situation zwingt mich dazu, Ihnen diese Frage zu stellen.«
Mrs Summer stellte ihr Sektglas ab. »Deine Zweifel sind nachzuvollziehen, Justus. Doch du wirst bald überzeugt sein. Ich habe ja selbst nicht glauben können, dass dieses medizinische Wunder möglich ist. Aber als mir Professor Steed heute Mittag meinen Liebling zurückbrachte, wurde ich eines Besseren belehrt. Im ersten Augenblick witterte ich natürlich – genau wie du – einen geschmacklosen Betrug, als er mit Come-In in seinem Körbchen vor mir stand. Ich nahm an, dass er mir einen frappierend ähnlichen Kater unterschieben wollte. Doch nachdem ich ihn mir genauer ansah – und Come-In hat ein paar unverwechselbare Merkmale –, gab es für mich nicht mehr den geringsten Grund, am Wahrheitsgehalt seiner Darstellung zu zweifeln: Professor Steed hat Come-In nach einem furchtbaren Erstickungstod neues Leben eingehaucht!«
»Wie sollte das funktionieren?«, fragte Peter. »Tot ist tot. Und Tote kann man schließlich nicht wieder lebendig machen.«
»Eben doch. Professor Steed hat der Natur ein bahnbrechendes Schnippchen geschlagen.« Mrs Summer griff nach der Champagnerflasche und schenkte sich noch ein Glas ein. »Der Medizin ist es vor längerer Zeit gelungen, Tiere einzufrieren und diese nach dem Auftauen wieder zu beleben. Das ist keine Weltneuheit und darüber wurde auch schon mehrfach in der Presse berichtet. Der gravierende Unterschied ist nur, dass diese Tiere vor dem Einfrieren noch am Leben waren. Professor Steed hingegen hat diese Hürde überschritten. Come-In ist der lebende Beweis! Und mein Liebling hat unvorstellbares Glück im Unglück gehabt: Der wahnsinnige Mörder hat ihn mit einer Plastiktüte erstickt, anstatt ihn zu vergiften. Dann hätte auch Professor Steed Come-In nicht mehr retten können. Die Tatsache, dass sein Blut und sein Gewebe durch äußerliche Einwirkungen keinen Schaden davongetragen hatten, ermöglichte ihm ein zweites Leben.«
»Aber vorhin meinten Sie doch, dass ich den Kater nicht anfassen dürfe, da sein Zellgewebe möglicherweise angegriffen ist«, erwähnte Peter mit einem skeptischen Unterton. »Welche Äußerung ist denn nun richtig?«
»Beide!« Mrs Summer war offenbar in Champagnerlaune und gönnte sich noch ein Glas. »Professor Steed steht erst am Beginn seiner Forschungen. Soweit ich ihn verstanden habe, könnte
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