Die Karten des Boesen
auch bei uns in ähnlicher Weise verfahren wird und das Foto über der Horoskopspalte ausschließlich zur Unterstreichung der Glaubwürdigkeit dient.« Mr Andrews schmunzelte. »Nun ja, ich hoffe, deine Frage ist damit beantwortet, Justus. Ich muss mich jetzt aber beeilen, sonst komme ich noch zu spät zu dem Meeting.«
Eilig verabschiedete er sich und verschwand hinter einer der Türen des langen Flures.
Peter drückte auf den Knopf und die Kabine senkte sich langsam in Richtung Erdgeschoss. »Tja, wer hätte das gedacht? So richtig gelogen hat ja weder Susan noch Mrs Summer. Warum müssen wir auch immer in allem ein Geheimnis sehen? Nun haben wir unsere Nasen in Mrs Summers Privatsphäre gesteckt und eine mittlere Tragödie aufgedeckt. Was meint ihr, wie ist es dazu gekommen?«
Justus gab keine Antwort. Er hatte wieder damit begonnen, seine Unterlippe zu kneten. Irgendeine Sache in der Geschichte passte nicht zusammen. Er zermarterte sich den Kopf, doch die erhoffte Eingebung wollte sich nicht einstellen.
Die Liebenden
Nach ihrem Besuch im Verlag der Los Angeles Post suchten die drei Detektive erneut ihre Zentrale auf. Als sie den Capinganhänger betraten und gerade die Tür hinter sich geschlossen hatten, läutete das Telefon. Mit zwei Sätzen sprang Justus an den Apparat und nahm den Hörer ab. Augenblicklich erhellte sich seine Miene, dann drückte er auf die Mithörtaste. Die Stimme aus dem Lautsprecher gehörte unverkennbar Mrs Summer. Sie schien sehr aufgeregt zu sein und suchte stammelnd nach den richtigen Worten.
»Es ist unglaublich! Ich kann es gar nicht fassen … Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde … Es muss ein Traum sein. Ich bin mit meiner Weisheit am Ende …«
»Mrs Summer, langsam und immer der Reihe nach«, versuchte der Erste Detektiv sie zu beruhigen. »Was ist denn vorgefallen?«
»Das kann ich am Telefon nicht sagen. Ihr würdet es mir sowieso nicht glauben!« Die Stimme der Astrologin überschlug sich einige Male, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Ihr müsst vorbeikommen und euch persönlich davon überzeugen, dass ich nicht an Wahnvorstellungen leide! Bitte beeilt euch!« Im Lautsprecher knackte es. Die Verbindung war unterbrochen.
»Was mag da wieder vorgefallen sein?«, wunderte sich Peter. »Und was ist das überhaupt für eine Art, einfach den Hörer aufzulegen, ohne eine Antwort abzuwarten! Wie kann sie davon ausgehen, dass wir alles stehen und liegen lassen und umgehend zu ihr fahren?«
»Eine Dreistigkeit ohne Grenzen!«, bestätigte Justus ironisch. »Sicherlich dreht es sich bei Mrs Summers Anliegen auch nur um eine Bagatelle! Aber ich kann mit Bob alleine nach Westwood fahren. Leihst du uns dein Auto?«
»Nichts da! Nur über meine Leiche!« Peter zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche und klimperte damit provokant vor Justus’ Gesicht herum. »Ich komme mit!«
Dieses Mal drückte Bob an Mrs Summers Toreinfahrt das vereinbarte Klingelzeichen, während Peter und Justus im MG ungeduldig darauf warteten, die Auffahrt zu passieren. Schon nach wenigen Sekunden schwangen die elektrischen Flügel zur Seite und die drei ??? fuhren im Schritttempo auf den kiesbestreuten Vorplatz. Beim Verlassen des Wagens erblickten sie Mr Art, der am Ufer des Teiches stand und mit einem Kescher verblühte Seerosen herausfischte. Er hob kurz die Hand und wandte sich dann wieder seiner Beschäftigung zu. In diesem Moment öffnete sich die Haustür und Mrs Summer winkte Justus, Bob und Peter mit glühendem Gesicht zu sich. Sie schien sehr aufgeregt, von Kummer keine Spur.
»Gut, dass ihr da seid! Schnell, kommt rein!« Ihre Augen leuchteten. »Dies ist der glücklichste Tag meines Lebens!« Sie eilte mit schnellen Schritten voraus und führte die drei ahnungslosen Detektive in das Kaminzimmer. Die dicken samtenen Vorhänge waren zugezogen, kein Sonnenstrahl drang in den Raum. Man konnte kaum die Hand vor den Augen sehen.
Mrs Summer legte den Finger an die Lippen. »Bitte nur flüstern. Wir könnten ihn sonst erschrecken.« Leise ging sie zu einer Stehlampe und zog den Beleuchtungsregler etwas nach oben. Schwaches Licht schien auf den Katzenkorb. »Ein Wunder ist geschehen …«
Justus, Peter und Bob trauten ihren Augen kaum: In dem großen Katzenkorb lag, der Länge nach ausgestreckt, ein Kater mit stahlblauem Fell. Sein pechschwarzer Schwanz bewegte sich träge hin und her. Dies war ganz ohne Zweifel Mrs Summers heiß geliebter Kater Come-In, über dessen Tod sie sich
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