Die Karten des Boesen
nicht wahnsinnig, Justus!« Peter betätigte den Blinker und fuhr auf die Schnellstraße.
»Ich frag mich bloß, weshalb der so hartnäckig ist. Er kann doch gar nicht wissen, worum es geht. Mrs Summer hat ihm doch gar keine Details genannt.«
»Frag mich bitte etwas Leichteres.«
»Kein Problem, Justus.« Bob wandte seinen Kopf zur Rückbank. »Was meinst du, wie lange wollen wir das Spielchen mit dem Reporter treiben? Eine Stunde? Zwei?«
»Auf jeden Fall so lange, bis wir sicher sein können, dass Mrs Summer ihr Grundstück verlassen hat.«
Der Zweite Detektiv konzentrierte sich weiter aufs Fahren. Er ließ den aufdringlichen Verfolger immer nur auf ungefähr zehn Meter heran, dann beschleunigte er, wechselte die Fahrbahn oder schlängelte sich zwischen anderen Autos hindurch. Nach etwa einer Dreiviertelstunde schien der Reporter das Spielchen sattzuhaben. Der BMW fuhr auf die linke Fahrspur und ließ den Abstand zum MG wachsen. Durch die Heckscheibe konnte Justus ihn noch einige Zeit erkennen, dann war er aus dem Blickfeld verschwunden.
Peter betätigte den Blinker. »Ich fahre dort vorn auf den Rastplatz, Kollegen. Ich muss den Mantel loswerden, in diesem Kunstpelz schwitzt man sich zu Tode! Außerdem könnte ich eine Erfrischung gebrauchen.« Entschlossen lenkte er den MG auf den Parkplatz.
»Cola für alle! Der Kiosk da hat geöffnet. Ich spendiere eine Runde.« Bob stieg aus und kam schon nach wenigen Augenblicken zurück. In seinen Händen trug er drei Getränkedosen. »Zwar nicht gerade umweltfreundlich, aber immerhin besser als nichts.«
Peter hatte Mrs Summers Mantel abgestreift und ihn sorgsam auf die hintere Ablagefläche gelegt. Den Sonnenhut und Seidenschal legte er dazu. Der Zweite Detektiv lehnte sich an die Kühlerhaube des Wagens, während er gedankenversunken in den Himmel starrte. Langsam setzte die Abenddämmerung ein. »Das Ganze ist doch ziemlich verrückt«, brach er das minutenlange Schweigen.
»Ich würde gerne ausspannen und mal fünf Minuten nicht über Mrs Summer, Come-In und diesen abgefahrenen Professor sprechen. Ein bisschen Musik gefällig?« Bob setzte sich auf den Fahrersitz und suchte einen passenden Sender. Aus den Lautsprechern ertönte Vivaldi, Die vier Jahreszeiten . Er drehte den Regler etwas lauter, kurbelte die Scheibe herunter und gesellte sich zu seinen Freunden auf den Rastplatz.
»Mich lässt diese Astrologin mit ihrem Katzenfimmel nicht los, Justus.« Mit einem Zischen öffnete Peter die Coladose. »In unserer Detektivlaufbahn haben wir ja schon die haarsträubendsten Dinge erlebt, doch der Fall ›Milva Summer‹ setzt allem die Krone auf!« Durstig setzte er die Cola an die Lippen. »Unsere Wahrnehmung stimmt nicht mit unserer Logik überein. ›Come Ins‹ Wiederauferstehung ist doch paradox! Vorgestern noch haben wir mit eigenen Augen gesehen, wie der Kater tot im Gebüsch hing, und dennoch liegt er seit heute Mittag wieder quicklebendig in seinem Katzenkorb. Und das nur, weil ein gewisser Professor Steed auf eine Formel gestoßen ist, mittels der er durch Einfrieren Tote wieder zum Leben erwecken kann. Das glaube ich einfach nicht!«
»Für viele Menschen scheint diese Vorstellung aber nicht so abwegig zu sein. Erst neulich habe ich einen interessanten Zeitungsartikel darüber gelesen.« Bob ließ sich ins Gras sinken. »Das Tiefkühlen von Verstorbenen wird von einer wachsenden Anzahl von Menschen tatsächlich für erstrebenswert gehalten. Sie glauben daran, dass der wissenschaftliche Fortschritt es eines Tages möglich machen wird, auf diese Weise dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Es gibt auch eine Sekte, die sich die ›Kryonisten‹ nennen …«
»Das sagt mir etwas.« Der Erste Detektiv gesellte sich zu Bob auf den Rasen. »›Kryobiologie‹ ist die Wissenschaft, die sich mit dem Studium des Lebensprozesses bei extrem niedrigen Temperaturen befasst.«
»Stimmt haargenau«, pflichtete ihm Bob bei. »Selbst Walt Disney wartet, laut Presseberichten, tiefgefroren auf sein zweites Leben. Und auch Liz Taylor hat sich schon einen Platz im Eisfach reservieren lassen. Die Berühmten dieser Welt jedenfalls scheinen fest daran zu glauben, dass man mit dem nötigen Kleingeld dem Tod wieder von der Schippe springen kann.«
Justus nickte nachdenklich. »Bisher war ich der Auffassung, das sei alles Humbug. Aber in der letzten Zeit liest man immer häufiger, dass die Medizin in dieser Richtung enorme Erfolge zu verbuchen hat. Ich glaube, wir müssen uns
Weitere Kostenlose Bücher