Die Karten des Boesen
verabreichen.«
»Gibt es denn noch andere Laboratorien als Ihres in der Walking Street?«, fragte die Astrologin verwundert.
»Sicher. Eine ganze Menge sogar.« Ein Husten unterbrach Professor Steeds Vortrag. »In Florida, Michigan und selbst hier in Los Angeles. Sollten Sie wirklich sterben, Madam, und ich nicht in Ihrer Nähe sein, werden Sie in einem dieser Laboratorien zwischengelagert, bis ich wieder zurück bin.«
»Warten die eingefrorenen Toten in den anderen Laboratorien auch auf ihre Auferstehung?«
»Gewiss. Es gibt viele Gesellschaften, deren Mitglieder auf ein Weiterleben nach dem Tod hoffen. Deshalb wählen sie den tiefgefrorenen Schlaf. Doch kein Wissenschaftler konnte den Tod bisher bezwingen. – Ich bin zwar nur Tiermediziner, doch ich kenne die rettende Formel. Was mir mit dem Kater geglückt ist, Mrs Summer, wird mir auch mit einem Menschen gelingen. Nun, was sagen Sie?«
Deutlich vernahmen Justus, Peter und Bob, wie die Schublade des Tisches aufgezogen wurde.
»Ich werde die Karten befragen«, entschied die Astrologin entschlossen. »Geben Sie mir eine Minute.«
Die Zeit verstrich. Nichts war zu hören außer das gelegentliche, unruhige Räuspern des Tiermediziners. Schließlich unterbrach Mrs Summer die Stille. »So sei es.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Wo wir unsere inneren Antriebe und äußeren Ziele aufarbeiten und von Zerrbildern befreien, da bestätigt sich auf neuer Stufe der Zauber des ›Magiers‹.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Professor Steed ungeduldig.
»Nicht ich möchte Ihnen etwas sagen, sondern die Karte mir.«
»Und was ist das für eine Karte? Was sehen Sie in ihr?«
»Dies ist das Symbol ›Der Wagen‹. Der Leitsatz dieser Karte ist: ›Seien Sie mutig und wagen Sie einen neuen Kurs.‹ Reichen Sie mir Ihren Federhalter, Professor. Sie sollen Ihre Unterschrift bekommen.«
Der Tod
Justus überlegte fieberhaft, ob er in das Geschehen eingreifen sollte. Die Art und Weise, mit der der Tiermediziner die Astrologin zur Unterschrift drängte, erschien ihm mehr als fragwürdig. Allerdings, es war ihre eigene Entscheidung!
Das Drehen eines Schlüssels im Türschloss ließ die drei Detektive zusammenfahren. Mr Art trat in die Empfangshalle und sah sich suchend um. »Wo sind denn Mrs Summer und der Professor?«
Beschäftigt blätterte Justus im Presseordner der Astrologin und wies beiläufig mit der Hand zum Salon. Der Bodyguard wollte eben an die Tür klopfen, als diese von innen aufgestoßen wurde. Mrs Summer erschien im Türrahmen. »Ja bitte?« Sie kam in die Empfangshalle und überprüfte in einem Wandspiegel ihr Make-up.
Mr Art trat neben sie. »Ich möchte Sie nicht beunruhigen, Madam. Aber vor Ihrem Tor lungert schon seit geraumer Zeit ein Reporter herum. Ich habe mir seinen Presseausweis zeigen lassen und ihm erklärt, Sie seien nicht zu sprechen. Dennoch ließ er sich nicht abwimmeln. Jetzt sitzt er in seinem Wagen. Er scheint eine Menge Zeit zu haben.«
»Wie bitte?« Nun kam auch Professor Steed in die Empfangshalle. »Ich habe es ja gleich gesagt. Dieser Blutegel saugt sich fest!«
Verzweifelt schlug Mrs Summer die Hände zusammen. »Das ist alles meine Schuld! Was mache ich nur? Ich habe doch um achtzehn Uhr den Termin! Wie soll ich unbemerkt vom Grundstück kommen?«
Peter erhob sich aus dem Schneidersitz und steuerte auf den Garderobenständer zu. »Wir werden ihn austricksen.« Ohne um Erlaubnis zu bitten, griff er nach einem weißen Pelzmantel, schlüpfte hinein und zog vom Haken einen breitkrempigen Sonnenhut mit Federn. Die Astrologin schaltete sofort. »Ausgezeichnet! So könnte es klappen. Wenn ich dir noch eine Sonnenbrille verpasse und einen Seidenschal vor das Gesicht lege, wird sich dieser Mike Hanson sicher hinters Licht führen lassen. Was sagen Sie zu diesem Jungen, Professor?«
Der Tiermediziner verzog keine Miene. »Seid ihr mit dem Auto da?«
Peter nickte.
»Dann könnte es vielleicht klappen. Du solltest dein Gesicht aber trotzdem abwenden. Vor allem, wenn ihr die Ausfahrt passiert! Diese Reporter sind äußerst gerissen und haben Adleraugen.« Professor Steed warf einen vorsichtigen Blick aus dem Fenster, während die Astrologin dem Zweiten Detektiv eine verspiegelte Sonnenbrille reichte.
Justus hielt noch immer den Presseordner in der Hand und beobachtete müßig das Geschehen. Gerade wollte er den Ordner zuklappen, da blieb sein Blick an einer seltsamen Fotografie hängen. Beim zweiten Hinsehen begann sein
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