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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sich auf. Sie stürzte, fiel hart auf felsigen Boden und rollte sich ab.
    »Bist du von Sinnen?« zischte sie.
    Tertish achtete nicht darauf. Es mußte ihr schwerfallen, sich mit dem steifen Arm auf dem Pferd zu halten und gleichzeitig eine Waffe zu schwingen. Aber sie schaffte es, beugte sich weit über die Flanke ihres Tieres und stieß abermals zu.
    Burra parierte den Hieb und wich zurück. Doch nur wenige Schritte, denn dann gebot eine feste Mauer ihr Halt.
    Schräg von oben herab schwang Tertish das Schwert, die Klingen prallten heftig aufeinander. Verbissen maßen beide Kriegerinnen ihre Kräfte, bis es Burra gelang, die auf ihren Brustkorb zielende Klinge abzulenken. Ihre Linke zuckte hoch, bekam Tertishs Arm zu fassen und riß die Amazone vom Pferd.
    Im gleichen Atemzug erstarrte Burra.
    Überdeutlich sah sie Tertishs Antlitz vor sich – das einer Greisin.
*
    Die Berge brannten.
    Längst vergessen geglaubte Erinnerungen weckte dieser Anblick. Hatte er, Mythor, nicht oft die überwältigende Schönheit des Morgenrots bewundert, damals, als er in der Nomadenstadt Churkuuhl nach Norden zog, einem unbekannten Ziel entgegen?
    Vieles war inzwischen geschehen – große Schlachten hatten den Lauf der Dinge verändert.
    Die ersten der Traumtänzerinnen erhoben sich. Hunger schien ihnen fremd zu sein, denn sie brachen sofort auf. Mythor hingegen verspürte ein deutliches Nagen in seinen Eingeweiden.
    Wohlweislich hielt er sich zurück. So gelang es ihm, unbemerkt von einigen Sträuchern Beeren abzureißen, von denen er wußte, daß sie genießbar waren. Immerhin stillte er auf diese Weise seinen größten Hunger. Auch enthielten die Früchte genügend Flüssigkeit.
    Mythor verzichtete darauf, erneut seine Gefährten anzusprechen. Er ahnte, daß er damit nur die Gefahr einer Entdeckung heraufbeschworen hätte, ohne jedoch wirklich etwas zu erreichen.
    Der Tag versprach heiß zu werden. Schon zu früher Stunde brannte die Sonne gnadenlos vom Firmament herab.
    Gegen Mittag zeigten die Berge sich in flirrenden Dunst gehüllt. Es war so gut wie unmöglich, nun noch Entfernungen abzuschätzen.
    Später wurde dann die eintönige Landschaft unterbrochen. Ruinen zeigten sich am Horizont. Selbst von weitem wirkten die verbliebenen Mauern trutzig. Wehrhafte Zinnen erhoben sich neben den Überresten schlanker Türme. Manchen davon zierte das Symbol der Mondsichel.
    Mythor sah goldene Dächer im Sonnenlicht aufblitzen. Aber er kam ihnen nicht näher. Fast schien es, als würden sie zurückweichen.
    Eine Luftspiegelung?
    Der Gorganer schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren die Ruinen noch immer da.
    Die Traumtänzerinnen schritten geradewegs darauf zu.
*
    Ein zahnloser Mund öffnete sich zu einem läuten Krächzen. Speichel rann aus den Mundwinkeln und tropfte auf die Rüstung.
    Burra prallte entsetzt zurück. Sie wollte sich von Tertish lösen, konnte es aber nicht.
    Die Kriegerin verfiel zusehends. Es war, als rase die Zeit mit Riesenschritten dahin. Innerhalb weniger erschreckter Atemzüge wuchs Tertishs Haar bis zur Körpermitte und färbte sich schlohweiß. Tiefe Falten gruben sich in ihr Gesicht ein . Gläsern wurde der Blick ihrer Augen.
    »Gaidel!« schrie Burra auf. »Tu etwas! Hilf ihr!«
    Tertish zuckte zusammen. Ihre Lippen öffneten sich zu einem letzten Stöhnen.
    Hilf ihr! hallte aus weiter Ferne ein Echo zurück. Wie Hohn klang es angesichts der Hoffnungslosigkeit, die Burra plötzlich empfand.
    Haltlos sank Tertish zurück, Burra kannte den Tod. Auf dem Schlachtfeld zu sterben, durch die Klinge des Feindes, war ehrenvoll. Doch so…
    Sie schauderte. Tertish war eine ihrer treuesten Gefährtinnen gewesen – seit sie beide gelernt hatten, die Klingen zu führen.
    »Welcher verdammte Zauber…« brauste Burra auf und wirbelte Dämon hoch. Indes verstummte sie abrupt, denn der Leichnam der Kriegerin verfiel weiter, würde in wenigen Augenblicken nur mehr ein Skelett sein, Scheinbar aus dem Nichts heraus packte eine mächtige Pranke zu. Burra konnte nicht ausweichen. Aber sie vollführte eine halbe Drehung und schmetterte ihr Schwert auf den Angreifer. Die Klinge glitt von graubraunem, rissigem Fels ab.
    »Yacub«, ächzte sie.
    »Was ist geschehen?« rief Gudun. »Wir fürchteten schon, du würdest dich nie mehr aus der Starre lösen, in die du verfielst.«
    Burra ließ ihren Blick über die Reihe der Amazonen schweifen. Sie bemerkte sofort, daß Tertish fehlte. Also mußte alles mehr gewesen sein als

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