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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Spinnen. Dicht behaart, mit fingerdicken, fleischigen Beinen. Auf glänzenden Fäden reitend, erhoben sie sich in die Luft.
    Kreischend wirbelte der Aase herum. Die beiden letzten Brocken die er in Händen hielt, hatten sich ebenfalls verwandelt. Wild fuchtelte er mit den Armen, um die Spinnen von sich abzuschütteln. Aber dabei verfing er sich nur mehr in ihren klebrigen Fäden.
    Das Entsetzen stand Lankohr ins Gesicht geschrieben.
    Weit hatte er die Augen aufgerissen. Sie schienen förmlich aus ihren Höhlen hervorzuquellen. Aber ihr Blick war unstet in die Ferne gerichtet.
    Alles wirkte wie ein Alptraum.
    Bevor Mythor darüber nachdenken konnte, brach der Aase zusammen. Der Spuk verschwand dann so schnell, wie er erschienen war. Zwei der Traumtänzerinnen hoben den Gnomen auf und trugen ihn mit sich.
    Mythor begann sich zu fragen, wo die Wirklichkeit aufhörte und der Schein anfing.
    Die Vermummten waren Dienerinnen einer Träumerin. So jedenfalls hatte Burra es ausgedrückt. Bedeutete das gar, daß die Träume der Hexe Gaidel hier Gestalt annahmen?
    Benutzte sie Scida, Gerrek, Lankohr und die anderen als Werkzeuge, um sich von ihren Ängsten zu befreien? Formten magische Kräfte aus Trug Wirklichkeit?
    Mythor glaubte, daß ein Blick in die irislosen Augen der Traumtänzerinnen ihm die Wahrheit zeigen würde. Aber er wagte nicht, diesen Schritt zu gehen, weil er nicht in denselben Stumpfsinn verfallen wollte wie seine Begleiter.
    Seit acht Monden sollte Gaidel umnachtet sein.
    Der Sohn des Kometen hatte das Gefühl, daß damals etwas geschehen war, wovon auch er wissen mußte.
*
    Die Traumtänzerinnen verschwanden so schnell, daß Burra keine Zeit fand, sie zurückzuhalten oder ihnen zu folgen. Weil sie Yacub beobachtete, hatte sie den rechten Augenblick verpaßt.
    Wütend stampfte die Amazone auf. Sie hatte beileibe nicht vor, ihre zehn Kriegerinnen zu opfern. Nur weil sie annahm, daß die Vermummten sich mit ihnen zu Gaidel begeben würden, war ihr Widerstand nicht größer gewesen. Immerhin hatte sie gehofft, auf diese Weise schnell herauszufinden, welcher der Zugänge zu den Katakomben von Acron wirklich ins Innerste des Labyrinths führte und damit zum Totenorakel, wo die Hexe sich aufhalten sollte. Andernfalls mochte es Tage dauern, bis sie mehr oder weniger durch Zufall den rechten Weg entdeckte.
    Yacub funkelte sie aus seinen seitlich liegenden dunkelroten Augen an. Zum erstenmal glaubte Burra zu bemerken, daß Mordlust aus ihnen sprach.
    Eigentlich hatte sie mit Nachdruck die Herausgabe ihrer Feinde verlangen wollen – wenn es sein mußte, sogar mit Waffengewalt. Inzwischen war so manches anders. Der Grund dafür mochte zum Teil bei ihr selbst zu suchen sein, zum anderen aber in Yacubs Verhalten begründet liegen, das ihr gegen ihn bestehendes Mißtrauen, nachdem es erst einmal erwacht war, stetig schürte.
    Allmählich gelangte Burra zu der Überzeugung, daß sie einen schwerwiegenden Fehler beging, als sie den Vierarmigen zu ihrem Diener machte, ohne wirklich zu wissen, wer er war und woher er kam. Gondaha, die Schwimmende Stadt, konnte nicht seine Heimat sein.
    Es kostete Überwindung, die Verfehlung vor sich selbst einzugestehen. Burra hatte lange gebraucht, bis sie soweit war.
    Hetzte sie den Falschen?
    Je öfter sie darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihr.
    Doch mit wem hätte sie dies besprechen können? Weder Gudun noch Tertish oder Gorma durften es erfahren. Und schon gar keine andere Amazone. Wenn sie sich wirklich mit einer Bestie verbündet hatte, hätte sie zur Wahrung ihrer Ehre selbst das Schwert gegen sich richten müssen.
    »Wohin sind sie verschwunden?« fragte Burra nach einer Weile des Schweigens.
    Yacub hob zwei seiner vier Arme und deutete nach Westen.
    »Wir folgen ihnen«, bestimmte die Amazone.
    »Es wäre besser, wenn wir dem Drachenungeheuer und seinen Helfern hier auflauern und sie töten, bevor weiteres Unheil geschieht.«
    »Du hast gehört, was ich sagte«, fachte Burra und riß Dämon aus der Scheide. »Also…«
    Yacubs Gesicht verzerrte sich zur Fratze. Er ließ seine Faust vorschnellen, der die Amazone aber geschickt auswich. Ihr Schwert klirrte gegen seinen Unterarm, ohne jedoch eine Wunde zu hinterlassen.
    Gleich darauf hatte Yacub sich wieder in der Gewalt. Burra indes war noch nachdenklicher geworden. Hinter ihrem Diener her bewegte sie sich durch die Ruinen, die manchenorts nahezu unpassierbar waren. Obwohl sie sich sagen mußte, daß Yacub sie

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