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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sich darin.
    »Wir haben noch eine zweite Flasche. Sonst nur Cola und Wasser«, erklärte David und verzog das Gesicht. »Und kein Bier! O’Connors Lagerbestände sind ausgegangen.«
    »Glaubt die Collegeleitung wirklich, wir würden dem Alkohol komplett entsagen, nur weil sie ihn nicht im Supermarkt verkaufen?«, murmelte Chris. »So fordern sie ja nur heraus, dass wir uns selbst darum kümmern. Mann, wir sind alle achtzehn oder neunzehn.«
    Katie schloss die Augen. Die Diskussion hatten sie einmal zu oft geführt. Und im Grunde genommen war sie es leid, darüber zu sprechen. Katie brauchte keinen Alkohol für den ultimativen Kick. »Huhu!« Eine schrille Stimme klang zu ihnen herüber. »David! Chris!«
    Debbie war hochrot und völlig verschwitzt, als sie sich neben Chris fallen ließ.
    Kurz darauf traf Katie ein böser Blick. »Aha, Miss Untouchable ist auch da? Und lässt sich wie immer bedienen.«
    Katie gab keine Antwort. Debbie hatte immer etwas zu meckern.
    Julia, die gleich dahinter kam, stellte die Tüten ab und stemmte empört die Hände in die Seiten. »He, ihr habt ja schon ohne uns angefangen.«
    Chris klopfte auf die Decke neben sich: »Leg dich zu mir.«
    Doch Julia schüttelte den Kopf. »Erst die Arbeit, dann . . .«
    »Was?« Chris grinste süffisant.
    »Essen«, erwiderte Julia. »Wir haben tolle Sachen eingekauft. Ananas, Papayas, Lachs, echte Shrimps. Wir werden uns fühlen wie im Paradies.«
    »Wir sind im Paradies«, rief Debbie. »Ich habe gehört, dass die weiter hinten ein Nacktbaden veranstalten wollen, sobald es dunkel wird.« Sie breitete die Arme weit aus, sodass jeder die riesigen Schweißflecken auf dem orangefarbenen T-Shirt erkennen und riechen konnte. Wann, fragte sich Katie, sagt ihr endlich einmal einer, dass diese Farbe zusammen mit ihren eidotterfarbenen Flusenhaaren ihren Teint aussehen lässt, als hätte sie gerade gekotzt?
    »Was hat es für einen Sinn«, murmelte Chris, »im Dunkeln«, er machte eine Pause, »nackt zu baden.«
    Allgemeines Gelächter ertönte, sogar Robert verzog das Gesicht zu einem Grinsen.
    »Vielleicht weil es einfach toll und ganz natürlich ist, nackt zu sein?«, erwiderte Debbie mit der quiekenden Variante ihrer Stimme, und wie um ihren Ärger zu überspielen, rief sie betont fröhlich: »Okay, habt ihr das Seven Up besorgt?«
    David deutete auf die Decke vor sich, während Rose und Julia das Essen aus den Papiertüten packten.
    »Endlich, das Büfett ist eröffnet«, seufzte Chris und griff nach einer Scheibe kanadischem Wildlachs, »nach dem Mensafraß ist das dringend nötig.«
    Büffet, dachte Katie, mein Gott, haben die sonst nichts zu reden als ewig diese blöden Sprüche? War es das, was sie vom Leben wollten? Gut funktionierende Erwachsene werden? Mit dem perfekten Leben, was nichts anderes bedeutete als den ganzen Tag arbeiten und am Abend dann Happy Hour auf Stehpartys mit Häppchen und Champagner?
    Julia ließ sich neben Chris auf der Decke nieder, legte ihren Kopf auf seinen nackten Oberkörper und schob sich einen Shrimp in den Mund. »Gott, so könnte es von mir aus ewig bleiben.«
    Die friedliche Stille hielt nicht länger als zehn Sekunden. Denn plötzlich rannte ein hübsches Mädchen in einem roten Bikini auf den See zu und stürzte sich ins Wasser, verschwand und tauchte lange Zeit nicht mehr auf. So lange, dass sich ein Schweigen über sie alle legte. Ein Gefühl von Bedrohung lag in der Luft. Bis Benjamin anfing zu lachen und meinte: »Könnt ihr euch noch erinnern, wie viel Schiss wir vor drei Monaten hatten? All die Horrorgeschichten über das Tal? Dass etwas hier nicht stimmt?«
    Die anderen lachten zögernd.
    »Im Grunde warst du es, Robert«, fuhr Ben fort. »Du hast uns echt angesteckt mit deinem ewigen ›Dieser Ort ist böse‹. Aber die letzten drei Monate war wohl Ruhe in deinem Gehirn. Keine bösen Vorahnungen mehr? Keine unheimlichen Zukunftsvisionen?« Robert sah von seiner Zeitschrift auf. Benjamin richtete die Kamera auf ihn. »Dies ist ein Live-Bericht aus dem Gehirn von Robert Frost, der im Übrigen nicht zu verwechseln ist mit dem gleichnamigen Lyriker, von dem die Zeilen stammen
    Bin still gestanden, dass es stille sei Wenn über Straßen, über Häuser weh Im Winde flog ein abgeriss’ner Schrei.«
    »Wow!« Rose lachte. »Ich wusste gar nicht, dass du so gebildet bist.«
    Robert dagegen saß ungerührt im Schneidersitz auf dem Boden, griff zur Flasche, nahm einen Schluck und sagte dann ruhig: »Ich weiß,

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