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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sah ihn an. »Dir nicht?«
    Chris zuckte mit den Schultern.
    »Überlegt doch mal, Leute. Am Wochenende wird hier die Hölle los sein. Man wird uns vorführen wie Zuchtpferde. Das allein ist schon ein Grund zu verschwinden. Und dann – Mensch, schaut ihn euch an, diesen Berg. Stellt euch vor, dort oben zu stehen und...«
    »Falls du überhaupt dort oben ankommst«, unterbrach sie David.
    Sie achtete nicht auf ihn. »Der Blick muss überwältigend sein. Die ganze Welt liegt uns zu Füßen und dieses College wird so winzig aussehen, dass wir es nie wieder richtig ernst nehmen können.«
    »Ich nehme es jetzt schon nicht ernst«, lachte Benjamin. Er hatte die ganze Zeit die Kamera auf Katie gehalten.
    »Strengt doch mal eure Fantasie an! Das könnte das ultimative Abenteuer werden. Die ganze Landschaft hier. Soll die nur Kulisse sein? Ein See, in dem man nicht schwimmen darf; ein Wald, der einfach zum Sperrgebiet erklärt wird; Berge, auf die man nicht steigen darf. Ich kann das nicht so einfach akzeptieren. Ihr etwa? Etwas reizt mich, genau das Gegenteil zu tun.«
    Sie war am Ende ihrer Rede angekommen und wusste selbst nicht mehr weiter. Die anderen schwiegen, doch dann war es ausgerechnet Julia, die das Schweigen unterbrach.
    »Ich komme mit!«
    Alle starrten sie an. Julia war noch immer unheimlich blass und für einen Moment erschrak Katie, weil sie plötzlich fürchtete, Julia könnte es gar nicht bis nach oben schaffen. Dann erinnerte sie sich wieder daran, wie durchtrainiert ihre Mitbewohnerin war. Sie joggte so gut wie jeden Morgen eine Stunde und gehörte zum Auswahlteam der Leichtathletikmannschaft des Colleges.
    »Das lässt du schön bleiben«, murmelte Chris.
    »Du hast mir nichts zu sagen«, erwiderte seine Freundin bestimmt. Sie wandte sich an Katie. »Aber damit eins klar ist, ich mach das nicht etwa wegen der guten Aussicht. Ich will wissen, was mit den Studenten passiert ist. Sie waren so alt wie wir und alles, was von ihnen geblieben ist, sind vage Gerüchte. Wenn man nachfragt, dann erntet man nur Schweigen. Die Jahrbücher von damals sind verschwunden, ich habe das nachgeprüft. Angeblich hat man sich dagegen entschieden, die Sachen aufzubewahren, nachdem das College geschlossen wurde.« Julia schüttelte den Kopf. »Es sind nur noch Namen auf einem alten Stein geblieben und das ist nicht richtig.«
    »Du hast dich ja ziemlich mit der Sache beschäftigt.« Rose sah sie kopfschüttelnd an. »Und deswegen kapier ich auch nicht, warum du da unbedingt hochwillst. Dass die Studenten verschwunden sind, bedeutet doch, dass es dort oben verdammt gefährlich sein könnte.« Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Also, wenn ihr mich fragt, könnt ihr euch gern alle Beine brechen – aber bitte ohne mich. Außerdem bin ich fürs Wochenende schon eingetragen.«
    Katie zuckte mit den Achseln. »Mach, was du willst. Aber ich habe keine Lust, der ehrenwerten Eminenz von Generalgouverneurin in den Arsch zu kriechen.«
    Sie sah, wie Robert seine Schwester anstarrte und Julia seinen Blick zurückgab. Schließlich erhob er sich und packte schweigend seine Sachen zusammen. Benjamin richtete die Kamera auf ihn, während Robert vor Katie stehen blieb und sagte: »Was du vorhast, ist Wahnsinn, und was immer du dort oben suchst, du wirst es nicht finden. Die Lösung für dich liegt nicht auf dem Gipfel des Ghost, sondern in dir selbst.«
    »Wow!« Benjamin schwenkte mit der Kamera zurück zu Katie.
    »Hier geht es nur darum, auf einen Berg zu steigen. Kein Grund, Sigmund Freud zu spielen«, erwiderte Katie, obwohl Roberts Worte sie trafen. »Und Julia weiß selbst, was sie will.«
    Erneut wechselten Robert und Julia Blicke. »Tu es nicht!«, sagte Robert leise, doch Julia zuckte anstelle einer Antwort lediglich mit den Schultern.
    »Wenn Julia geht, dann gehe ich auch«, sagte Chris und nahm die Sonnenbrille ab. »Außerdem hat Katie recht. Wir sollten die Grenzen, die man uns setzt, nicht so einfach hinnehmen. Grenzen sind dazu da, überschritten zu werden.«
    »Ihr meint das ernst! Ihr meint das wirklich ernst!« Debbie war überraschend lange still geblieben, aber jetzt überschlug sich ihre Stimme mal wieder.
    »Ihr könnt nicht einfach so losgehen.« David starrte hinüber zu der Kuppe des Ghost. »Das ist kein Spaziergang.« Die tief stehende Sonne tauchte das Bergmassiv auf dem gegenüberliegenden Ufer in ein orangefarbenes Licht. »Ihr braucht eine vernünftige Ausrüstung, Karten und das Wichtigste: Ihr schafft

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