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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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möchte wissen, warum.«
    »Es – ist so – befohlen ...« Seine Augen waren noch offen, aber plötzlich verloren sie jeglichen Glanz. Ich packte ihn an beiden Schultern, schüttelte ihn. »Verdammt! Antworte mir! Du darfst noch nicht sterben! Ich muß wissen ...« Sein Kopf rollte gegen meine Brust. Ich ließ ihn sinken. Er war tot – und ich allein auf weiter Flur.
    Nachdenklich betrachtete ich seinen Klimaanzug. Er war kleiner als ich, aber ich war gern zu Zugeständnissen bereit. Es war eine scheußliche Arbeit, ihn herauszuziehen, und mich hineinzuzwängen. Die Stiefel paßten allerdings überhaupt nicht, ich mußte die billigen Plastikdinger anbehalten. Als ich fertig war, steckte ich die eiserne Ration der Katze ein und kletterte aus dem Wrack. Ich kam mir wie eine Knackwurst in zu enger Haut vor. Aber von den Füßen abgesehen, fühlte ich mich zumindest warm.
    Der andere Wagen brannte noch. Soweit das Auge in dem Zwielicht reichte, war es die einzige Abwechslung in der Eintönigkeit der Eislandschaft. An der Küste würden die netten Männer mittleren Alters bereits meine Spur aufnehmen und ihr folgen, bis sie mich erwischten. Und dann würden sie mich ohne Gefühlsregung in ihr »Nest« bringen, genau wie sie es schon die ganze Zeit beabsichtigten.
    Das war es, was mich am meisten an diesen kaltäugigen Männern beunruhigte. Sie waren wie die Flut am Strand – unaufhaltsam. Man konnte sie mit Maschinengewehren niedermähen, doch dann nahmen ganz einfach andere ihren Platz ein. Sie waren nicht sehr gescheit, nicht sehr stark, aber am Ende bekamen sie doch, was sie wollten.
    Nein, nicht dieses Mal. Sollten sie doch der Spur folgen. Sie würden den brennenden Wagen finden, und den anderen auf dem Kopf, und den Toten. Doch mich nicht. Ein Mann zu Fuß würde nicht mehr Spuren auf dem Eis hinterlassen als ein Fisch im Wasser. Wenn ich ein gutes Tempo vorlegte, konnte ich in drei Stunden bereits etwa vierzehn Kilometer hinter mich gebracht haben. Und wenn sie mich danach noch fanden, würde ich zu steif gefroren sein, als daß Juniors Maschinen noch die Antworten aus mir herausholen könnten.
    Ich wählte aufs Geratewohl eine Richtung und marschierte los.
    Ich weiß nicht, wie lange ich mich dahinschleppte. Ich konnte mich auch nicht erinnern, daß ich mich hingelegt hatte. Aber es war jedenfalls angenehm, so ausgestreckt zu liegen, nicht mehr laufen zu müssen, sondern mich angenehmen Träumen hinzugeben – Träumen von rosenüberwucherten Toren in Gärten mit sonnenwarmem Gras, wo ich unter Blumen schlafen konnte.
    Ich erwachte mit einem mahnenden Gefühl. Ich hatte irgend etwas nicht zu Ende gebracht. Eine Stimme drängte mich – ja, wozu eigentlich? Eine scheußliche Last drückte auf meine Brust. Ich versuchte, mich zu bewegen. Meine Arme und Beine rührten sich zögernd. Mir war fast, als wäre ich in einem Eisblock festgefroren.
    Eis. Ich erinnerte mich. Ich war gegangen, gestolpert, gefallen, weitergetrampt, während der Himmel sich schwarz färbte und die Sterne vor mir funkelten. Dort strahlte ein Stern geradewegs über dem Eis. Er sah ganz nah aus. Ich mußte nur noch ein bißchen weitergehen – noch ein bißchen –, dann würde ich ihn erreichen. Er war so nah, und ich hatte schon einen so weiten Weg hinter mir, es wäre doch schade, wenn ich nicht das kleine Stück auch noch schaffte. Ich hob mich auf Hände und Füße, bemühte mich ganz aufzustehen, und stürzte aufs Gesicht. Der Schmerz schnitt durch den Schleier vor meinen Augen. Ich versuchte es noch einmal, zwinkerte wie der Stern. Ich war jetzt wach, wußte wo ich war, was ich tat ...
    Was tat ich denn?
    Stimmt. Ich erinnerte mich wieder. Ich war den ganzen Tag schon gefahren und schrecklich müde, und dann kam die unerwartete Kurve. Der Wagen prallte gegen einen Baum, ich wurde herausgeschleudert. Dann steckten sie mich in einen Rettungswagen ...
    Nein. Das lag schon viel länger zurück ...
    Jetzt erinnerte ich mich. Berge spuckten Feuer in den Himmel – ein Sturm wie ein Bombardement aus der Hölle – eine Stadt, wo die Häuser zu Trümmern zerfallen auf den Straßen lagen – ein Toter, der mir eine Münze gegeben hatte – und die Fliegen summten und summten, als ich ihn über Bord warf ...
    Aber das stimmte auch nicht. Ich konnte mich einfach nicht erinnern, was geschehen war. Doch das war auch gar nicht so wichtig. Wichtig war das Licht, das durch die Dunkelheit schimmerte und mich rief – rief ...
    Ich war auf den Beinen.

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