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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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ich, ausgebreitet, unter meiner Matratze.
    Am nächsten Morgen schien mir Junior noch lustloser als sonst. »Kopf hoch, Junge«, munterte ich ihn auf. »Jetzt wirst du ganz sicher zu deiner Fortpflanzung kommen. Ich stelle dir keine Fragen mehr, du bist wieder dir selbst überlassen.« Aber auch das half nicht, seine Stimmung zu bessern. Ich drang nicht weiter in ihn ein.
    In der kommenden Nacht wagte ich mich sogar über den Korridor hinaus und den Niedergang hinauf. Ich fand eine kleine Kammer, in der Kleidungsstücke hingen. Ich eignete mir eine Wollmütze, einen früher einmal weißen Coverall und hohe Plastikstiefel an. In dem Augenblick hörte ich näherkommende Schritte. Hinter dem Kleiderständer war eine dunkle Ecke. Ich verzog mich dorthin, war mir allerdings nur allzu klar, daß meine weißen Füße unter dem Zeug zu sehen sein mußten.
    Die Tür öffnete sich, schwere Schritte stampften herein. »Viel Eis«, erklärte eine Stimme. Eine zweite antwortete in einer Sprache, die ich nicht verstand. »Der Primär befiehlt, das Landungsboot morgen an Deck zu bringen.«
    Mehr Unverständliches. Dem Ton nach ein nicht ernstgemeinter Widerspruch.
    »Es ist notwendig, auf dem Eisfeld umzusteigen. Die Fahrzeuge müssen zur prompten Landung bereit sein.«
    Wieder eine unverständliche, unzufriedene Antwort, länger diesmal. Der Englischsprechende unterbrach sie im Befehlston. »Sieh zu, daß die Fahrzeuge innerhalb der nächsten zwölf Stunden an der Zweierschleuse sind.«
    Kurz darauf entfernten sich die Schritte, die Tür schloß sich von außen. Ich wartete fünf Minuten und erreichte meine Kabine, gerade, als jemand den Gang entlangkam. Ich hatte keine Zeit mehr, meine Neuerwerbungen zu verstecken. Ich warf das Bündel in den Wandschrank, sprang auf die Koje und zog die Decke bis zum Kinn hoch, als die Tür aufgerissen wurde. Junior kam mit einem fetten Mann mittleren Alters herein.
    »Was hat er«, der Fremde deutete auf den Jungen, »dir erzählt?«
    »Mir erzählt?« tat ich erstaunt. »Nichts. Er macht ja nicht einmal den Mund auf, um Guten Abend zu sagen. Ich hielt ihn schon für taub.«
    »Er sagte nicht, wohin wir fahren?«
    »Ihr müßt ganz schön durcheinander sein. Ich habe es ihm gesagt. Ich weiß genau, wohin die Reise geht.«
    »Wohin?«
    »Nach Australien«, erwiderte ich prompt. »Wohin sonst?«
    »Und er hat auch nicht von – anderen Dingen gesprochen?«
    »Wie sollte er? Er kann ja gar nicht Englisch.«
    »Du bist sicher, daß er nichts gesagt hat?«
    »Ich habe versucht, seinen Namen aus ihm herauszubekommen, aber nicht einmal den hat er mir verraten.«
    »Weshalb wolltest du seinen Namen wissen?«
    »Damit ich ihn rufen kann.«
    »Weshalb ist es nötig, ihn bei einem bestimmten Namen zu rufen?«
    »Damit er weiß, daß ich ihn meine.«
    »Aber da er ja allein zu dir kam, konntest du doch nur ihn meinen.«
    »Deshalb nenne ich ihn Junior.«
    »Erklär mir das.«
    »Da er allein zu mir kommt, weiß er, daß ich nur ihn meinen kann.«
    Der Dicke blinzelte verwirrt. Jedenfalls machte er kehrt und Junior mit ihm. Ich konnte nur den Kopf schütteln.
    Meine nächste Mahlzeit brachte ein Mann, der wie ein Buchprüfer aussah, mittleren Alters, wohlgemerkt.
    »Was ist mit Junior?« fragte ich ihn. Er tat, als hörte er mich gar nicht. Ich ließ es dabei beruhen. Vielleicht kam der Junge mit dem nächsten Essen. Aber das brachte wieder ein anderer. Ich fand, dieser sah aus wie ein Briefträger. Ich sagte kein Wort zu ihm, und er brach das Schweigen auch nicht.
    Irgendwann während der Nacht weckte mich ein donnernder Krach und ich flog fast von der Koje. Ich erwartete schon grünes Wasser durch die Tür strömen zu sehen, aber von hastenden Schritten abgesehen, tat sich nichts. Ich nahm an, daß wir mit einem Eisberg zusammengerumpelt waren. Eine halbe Stunde später erfolgte ein zweiter leichterer Zusammenstoß. Nun erst wurde es lebendig auf dem Schiff. Offenbar waren wir irgendwo angekommen, zwei Tage vor Juniors Berechnung. Es war Zeit, daß ich etwas unternahm.
    Ich holte meine Beutestücke hervor und wickelte meine Füße erst in ein Stück Decke vom Bett, ehe ich in die Stiefel schlüpfte. Dann stieg ich in den Coverall, streifte den Mantel über und zog mir die Wollmütze über die Ohren. Meine anderen Kostbarkeiten verstaute ich in den Taschen – die Haarnadeln, den Löffel, den ich von einem Frühstück unterschlagen hatte, die Rasierklingen, und nicht zu vergessen, den Kaugummi. Ich lauschte

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