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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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töten.«
    »Ja, ich weiß.«
    Arnau betrachtete das Gesicht des Mädchens, das mittlerweile zur Frau geworden war. Genau hier, unter dieser Kirche, hatte er sie vor vielen Jahren versteckt. Raquel weinte nicht. Trotz der Gefahr trug sie die Kleidung mit dem gelben Zeichen, das sie als Jüdin auswies.
    »Wir müssen jetzt stark sein«, sagte ihm das kleine Mädchen, als das er sie in Erinnerung hatte.
    »Warum, Raquel? Warum er?«
    »Er tut es für mich. Für Jucef. Für meine und Jucefs Kinder, seine Enkel. Für seine Freunde. Für alle Juden von Barcelona. Er sagte, er sei schon alt und habe genug gelebt.«
    Arnau ließ sich von Raquel aufhelfen und gemeinsam folgten sie dem Gejohle.
    Sie wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Man hatte sie an Pfähle gebunden, um die herum Reisig und Holz aufgeschichtet war. Diese wurden in Brand gesteckt, ohne dass die Racherufe der Christen auch nur einen Moment verstummten. Als die Flammen seinen Körper erreichten, blickte Hasdai zum Himmel auf. Nun war es Raquel, die sich schluchzend an Arnau klammerte und ihr tränenüberströmtes Gesicht an seiner Brust verbarg. Sie standen etwas abseits der Menge.
    Während er Hasdais Tochter im Arm hielt, konnte Arnau den Blick nicht von dem brennenden Körper seines Freundes abwenden. Es kam ihm vor, als blutete er, doch das Feuer fraß sich rasch in den Körper. Plötzlich hörte er die Schreie der Leute nicht mehr. Er sah nur noch ihre drohend gereckten Fäuste. Dann zwang ihn etwas, nach rechts zu sehen. Etwa fünfzig Meter entfernt standen der Bischof und der Generalinquisitor und neben ihnen Elionor, die mit den beiden sprach und dabei mit ausgestrecktem Arm zu ihm hinüberdeutete. Neben ihr stand eine weitere, vornehm gekleidete Dame, die Arnau zunächst nicht erkannte. Sie wechselte einen Blick mit dem Inquisitor, während Elionor lautstark gestikulierend zu ihm hinüberwies.
    »Die da ist es. Diese Jüdin ist seine Geliebte. Seht sie Euch an. Seht nur, wie er sie umarmt.«
    Genau in diesem Moment schloss Arnau Raquel besonders fest in den Arm, während die Flammen unter dem Toben der Menge in den Himmel loderten. Als Arnau schließlich wegschaute, um dem Horror zu entgehen, begegnete ihm Elionors Blick. Als er den abgrundtiefen Hass in ihren Augen sah, die Boshaftigkeit gelungener Rache, überlief es ihn kalt. Und dann hörte er das Lachen der Frau, die neben Elionor stand. Es war ein unverwechselbares, spöttisches Lachen, das sich seit Kindertagen in Arnaus Gedächtnis eingegraben hatte. Margarida Puigs Lachen.

47
    Es war eine Rache, die von langer Hand geplant war, und Elionor war nicht alleine. Die Beschuldigungen gegen Arnau und die Jüdin Raquel waren erst der Anfang.
    Arnaus Entscheidungen als Baron von Granollers, Sant Vicenç dels Horts und Caldes de Montbui führten zu Aufruhr unter den übrigen Adligen, die bereits den Sturm des Aufstands unter ihren Bauern erwachen sahen. Mehr als einer sah sich genötigt, härter als bisher nötig gegen aufmüpfige Untertanen vorzugehen, die lautstark die Abschaffung gewisser Privilegien forderten, die Arnau, dieser als Leibeigener geborene Baron, für aufgehoben erklärt hatte.
    Unter diesen gedemütigten Adligen befand sich auch Jaume de Bellera, der Sohn des Herrn von Navarcles, den Francesca als Kind gesäugt hatte. Und an seiner Seite stand jemand, dem Arnau sein Zuhause, sein Vermögen und sein Ansehen genommen hatte: Genis Puig, der nach der Enteignung in das alte Haus in Navarcles ziehen musste, das einmal seinem Großvater, Graus Vater, gehört hatte. Diese Hütte hatte wenig Gemeinsamkeiten mit dem Palast in der Calle Monteada, wo er den größten Teil seines Lebens verbracht hatte. Die beiden hatten sich stundenlang ihr Unglück geklagt und Rachepläne geschmiedet. Pläne, die nun, wenn die Briefe seiner Schwester Margarida nicht trogen, Früchte zu tragen schienen …
    Arnau unterbrach den Seemann, der soeben seine Aussage machte, und wandte sich dem Gerichtsdiener des Seekonsulats zu, der die Verhandlung gestört hatte.
    »Ein Hauptmann und mehrere Soldaten der Inquisition wünschen Euch zu sprechen«, flüsterte er ihm zu.
    »Was wollen sie?«, fragte Arnau. Der Gerichtsdiener hob die Schultern. »Sie sollen bis zum Ende der Verhandlung warten«, befahl er, bevor er den Seemann bat, in seinen Erklärungen fortzufahren.
    Ein anderer Matrose war während der Fahrt gestorben, und nun weigerte sich der Besitzer des Schiffes, seinen Hinterbliebenen mehr als zwei Monate

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