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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Ohne die Gunst des Königs wären sie längst tot, und nun hat der König beschlossen, dass drei von ihnen für den Hostienfrevel büßen sollen. Das Volk verlangt danach.«
    Seit wann gab der König etwas auf die Meinung seines Volkes?, dachte Arnau.
    »Außerdem wären damit die Probleme des Seekonsulats gelöst«, erklärte der Stadtrichter.
    Der Leichnam des alten Mannes, die ausgedörrten Brüste der Mütter, die weinenden Kinder, das Stöhnen und der Gestank – das alles bewegte Arnau dazu, dem Vorschlag zuzustimmen. Der Stadtrichter lehnte sich in seinem Lehnstuhl zurück.
    »Zwei Bedingungen«, ergänzte Arnau und zwang seinen Gesprächspartner erneut zur Aufmerksamkeit. »Sie wählen die Schuldigen selbst aus.« Der Stadtrichter nickte. »Und der Bischof muss der Vereinbarung zustimmen und zusichern, dass er die Gläubigen beruhigt.«
    »Das habe ich bereits veranlasst, Arnau. Glaubst du, ich sähe gerne ein neuerliches Blutbad im Judenviertel?«
    Die Prozession machte sich im Judenviertel auf den Weg. Die Fenster und Türen der Häuser waren verschlossen und die mit Mobiliar übersäten Straßen menschenleer. Die Stille im Judenviertel stand im Kontrast zu dem Lärm, der vor den Toren herrschte, wo sich eine Menschenmenge um den im Mittelmeerlicht goldschimmernden Bischof und eine Unzahl von Priestern und schwarzen Mönchen drängten. Zwei Reihen Soldaten trennten die Geistlichen vom Volk.
    Ein Schrei erhob sich in den Himmel, als die drei Gestalten vor den Toren des Judenviertels erschienen. Die Leute reckten die geballten Fäuste in die Höhe, und ihre Schmährufe gingen in dem metallischen Geräusch unter, mit dem die Soldaten ihre Schwerter zogen, um den Zug zu schützen. Zwei Reihen schwarzer Mönche nahmen die an Händen und Füßen gefesselten Gestalten in ihre Mitte, und angeführt durch den Bischof von Barcelona, setzte sich die Prozession in Bewegung. Die Gegenwart der Soldaten und der Dominikanermönche konnte nicht verhindern, dass das Volk die drei Beschuldigten, die sich mühsam voranschleppten, mit Steinen bewarf und bespuckte.
    Arnau befand sich in der Kirche Santa María, um zu beten. Er hatte die Nachricht ins Judenviertel gebracht, wo er von Hasdai, den Rabbinern und den Vertretern der Gemeinde vor der Synagoge empfangen wurde.
    »Drei Schuldige«, sagte er und versuchte, ihre Blicke auszuhalten. »Ihr … Ihr könnt sie selbst auswählen.«
    Niemand sagte ein Wort. Sie betrachteten einfach die Gassen des Judenviertels, in Gedanken bei dem Jammern und Klagen, das aus dem Gotteshaus drang. Arnau hatte nicht den Mut, ein weiteres Mal zu verhandeln, und rechtfertigte sich vor dem Stadtrichter, als er aus dem Judenviertel kam.
    »Es sind drei Unschuldige. Du weißt genauso gut wie ich, dass die Sache mit der Hostienschändung nicht stimmt.«
    Arnau hörte das Johlen der Menge entlang der Calle de la Mar. Es erfüllte die Kirche, drang durch die noch unvollendeten Portale und stieg über die hölzernen Gerüste bis in die Gewölbekuppeln hinauf. Drei Unschuldige! Wie mochten sie ihre Wahl getroffen haben? Hatten die Rabbiner entschieden oder hatten sich Freiwillige gefunden? Auf einmal dachte Arnau daran, wie Hasdai die Gassen des Judenviertels betrachtet hatte. Was war es, das er in seinen Augen gesehen hatte? Resignation? War es nicht der Blick eines Menschen gewesen, der … der sich verabschiedete? Arnau zitterte. Seine Beine gaben nach und er musste sich an der Bank festklammern. Die Prozession näherte sich Santa María. Das Johlen wurde lauter. Arnau erhob sich und sah zu dem Portal hinüber, das auf den Vorplatz führte. Die Prozession würde gleich dort eintreffen. Er blieb in der Kirche und sah auf den Platz hinaus, bis die Schmährufe der Leute ganz nah waren.
    Arnau rannte zur Tür. Niemand hörte seinen Schrei. Niemand sah ihn weinen. Niemand sah, wie er auf die Knie fiel, als er Hasdai mit müden Schritten und in Ketten vorüberziehen sah, während Beschimpfungen, Steine und Spucke auf ihn herabregneten. Als Hasdai an der Kirche Santa María vorbeiging, galt sein Blick nur dem Mann, der dort kniete und mit den Fäusten auf den Boden einhieb. Arnau jedoch sah ihn nicht und hieb immer weiter auf die Erde ein, bis die Prozession vorüber war und der Boden sich rot färbte. Da kniete jemand vor ihm nieder und fasste ihn sanft bei den Händen.
    »Mein Vater würde nicht wollen, dass du dich seinetwegen grämst«, sagte Raquel, als Arnau aufblickte.
    »Sie … Sie werden ihn

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