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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Auf den Märkten fehlen die Bauern; ihre Stände bleiben leer. Ich erinnere mich, dass der Marktaufseher vor Jahren zwischen den konkurrierenden Händlern und Bauern schlichten musste.«
    »Heute hat er nichts mehr zu tun«, sagte der Sizilianer lächelnd. »Die Bauern produzieren nichts und kommen nicht mehr auf die Märkte, um ihre Waren zu verkaufen. Seuchen haben die Bevölkerung dezimiert und die Erde gibt nichts mehr her. Selbst die Grundherren verlassen ihr Land und lassen ihre Felder veröden. Das Volk strömt dorthin, wo du gerade herkommst: nach Valencia.«
    »Ich habe einige alte Bekannte besucht.« Der Sizilianer sah ihn über seinen Löffel hinweg an. »Sie riskieren ihr Geld nicht mehr im Handel, sondern kaufen stattdessen Anleihen der Stadt. Sie sind zu Rentiers geworden. Ihnen zufolge war die Stadt vor neun Jahren mit etwa 169.000 Libras verschuldet; heute sind es um die 200.000 Libras, und es wird immer mehr. Die Stadt kann die Auszahlung der Rendite nicht länger garantieren. Sie wird sich ruinieren.«
    Guillem dachte an die ewige Diskussion um das Zinsverbot der Christen. Nach dem Rückgang des Handels und damit der lohnenden Warengeschäfte war es ihnen erneut gelungen, das gesetzliche Verbot zu umgehen, indem sie die Anleihen erfunden hatten. Dabei gaben die Reichen der Stadt eine Summe Geldes, und diese verpflichtete sich zu einer jährlichen Rückzahlung, in der ganz offensichtlich die verbotenen Zinsen enthalten waren. Oft musste bei der Rückzahlung ein Drittel der ursprünglichen Summe zusätzlich gezahlt werden. Zudem barg das Verleihen von Geld an die Stadt wesentlich weniger Risiken als die Handelsschifffahrt … solange Barcelona zahlen konnte.
    »Aber bis es zum Ruin kommt«, riss ihn der Sizilianer aus seinen Gedanken, »ist die Situation im Prinzipat ganz hervorragend, um Geld zu verdienen.«
    »Wenn man verkauft«, warf Guillem ein.
    »Vor allem.« Guillem merkte, dass der Sizilianer Vertrauen fasste. »Aber man kann auch kaufen, solange man auf die richtige Währung setzt. Das Verhältnis des Goldflorins zum Silbercroat ist völlig abwegig und nicht mit den Wechselkursen auf ausländischen Märkten zu vergleichen. Das Silber wird förmlich aus Katalonien herausgeschwemmt, der König indes hält trotzdem gegen den Markt am Wert des Florins fest. Das wird ihn sehr teuer zu stehen kommen.«
    »Weshalb glaubst du, dass er daran festhalten wird?«, fragte Guillem neugierig. »König Pedro ist stets ein kluger Herrscher gewesen …«
    »Aus rein politischem Interesse«, erklärte Jacopo. »Der Florin ist die königliche Münze und wird unter direkter Aufsicht des Königs in Montpellier geprägt. Der Croat hingegen wird mit königlicher Konzession in Städten wie Barcelona oder Valencia geprägt. Der König will den Wert seiner Münze halten, selbst wenn es ein Fehler ist. Für uns jedoch ist es der beste Fehler, den er begehen kann. Der König hat den Wert des Goldes im Vergleich zum Silber dreizehnmal höher angesetzt, als dieses tatsächlich auf anderen Märkten kostet!«
    »Und die königlichen Schatullen?«
    Das war der Punkt, auf den Guillem hinauswollte.
    »Dreizehnfach überbewertet!«, lachte der Sizilianer. »Der König befindet sich nach wie vor im Krieg mit Kastilien, auch wenn es ganz danach aussieht, als wäre er bald beendet. Pedro der Grausame hat Probleme mit seinen Adligen, die sich auf die Seite Heinrich von Trastámaras gestellt haben. Dem hiesigen König halten nur die Städte und, wie es aussieht, die Juden die Treue. Der Krieg gegen Kastilien hat den König ruiniert. Vor vier Jahren gewährten ihm die Cortes von Monzón eine Unterstützung von 270.000 Libras im Gegenzug für weitere Zugeständnisse an Adlige und Städte. Der König steckt dieses Geld in den Krieg, verliert dabei aber immer weitere Privilegien. Nun gibt es auch noch einen neuen Aufstand in Korsika. Solltest du Geld im Königshaus investiert haben – vergiss es.«
    Guillem hörte dem Sizilianer nicht länger zu und beschränkte sich darauf, mit dem Kopf zu nicken oder zu lächeln, wenn es ihm angebracht erschien. Der König war ruiniert und Arnau war einer seiner größten Gläubiger. Als Guillem Barcelona verlassen hatte, hatten die Darlehen an das Königshaus über zehntausend Libras betragen. Wie viel mochte es heute sein? Er konnte nicht einmal die Zinsen bezahlt haben. »Sie werden ihn hinrichten.« Joans Urteil kam ihm wieder in den Sinn. »Nicolau wird Arnau benutzen, um seine Macht zu

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