Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
Vom Netzwerk:
sorgen dafür, dass sie nie verlischt.« Guillem versuchte, sich dafür zu entschuldigen, dass er nichts Näheres wusste, doch die Bastaixos ließen ihn nicht zu Wort kommen. Nachdem sie auf die Inquisition geschimpft hatten, setzten sie ihren Weg fort.
    Die empörten Bastaixos noch vor Augen, war Guillem entschlossenen Schrittes zum königlichen Palast gegangen.
    Nun stand der Maure erneut vor Arnaus Wechselstube, während sich hinter ihm die Umrisse von Santa María vor dem Nachthimmel abzeichneten. Er brauchte die Zahlungsbestätigung, die der Jude Abraham Levi seinerzeit unterschrieben und die er selbst hinter einem Mauerstein versteckt hatte. Die Tür war verriegelt, aber im Erdgeschoss befand sich ein Fenster, das nie richtig geschlossen hatte. Guillem spähte in die Dunkelheit. Es schien niemand da zu sein. Arnau hatte nie von diesem Dokument erfahren. Er hätte dieses Geld nicht angenommen. Das Knarren des Fensters drang durch die nächtliche Stille. Guillem erstarrte. Er war ein Maure, ein Ungläubiger, der mitten in der Nacht in das Haus eines Gefangenen der Inquisition einbrach. Dass er getauft war, würde ihm wenig nutzen, wenn man ihn erwischte. Doch die nächtlichen Geräusche zeigten ihm, dass sich die Welt weiterdrehte. Man hörte das Meer, das Knacken der Gerüste von Santa María, weinende Kinder, Männer, die ihre Frauen anschrien …
    Er öffnete das Fenster und kroch hinein. Mit dem Geld, das angeblich von Abraham Levi stammte, hatte Arnau gehandelt und gute Gewinne gemacht, doch nach jeder getätigten Transaktion hatte er ein Viertel der Einnahmen Abraham Levi, dem Anleger des Geldes, gutgeschrieben. Guillem wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und der Mond aufging. Bevor Abraham Levi Barcelona verlassen hatte, war Hasdai mit ihm zu einem Schreiber gegangen und hatte ihn eine Verzichtserklärung über das angelegte Geld unterschreiben lassen. Das Geld gehörte also Arnau, in den Büchern des Geldwechslers jedoch stand es nach wie vor unter dem Namen des Juden vermerkt.
    Guillem kniete neben der Wand nieder. Es war der zweite Stein in der Ecke des Raumes. Er versuchte ihn herauszuziehen. Er hatte nie den richtigen Moment gefunden, Arnau von diesem ersten Geschäft zu erzählen, das er hinter seinem Rücken, aber in seinem Namen getätigt hatte, und so war Abraham Levis Vermögen immer weiter angewachsen. Der Stein ließ sich nicht bewegen. »Sei unbesorgt«, hatte ihm Hasdai einmal gesagt, als Arnau in seiner Gegenwart den Juden erwähnte. »Ich habe Anweisungen, dass du genauso weitermachen sollst. Mach dir keine Gedanken.« In einem unbeobachteten Moment hatte Hasdai Guillem angesehen, der nur seufzte und mit den Schultern zuckte. Der Stein lockerte sich. Nein, Arnau hätte niemals eingewilligt, mit Geld zu arbeiten, das aus dem Verkauf von Sklaven stammte.
    Der Stein gab nach, und dahinter fand Guillem das sorgfältig in Tuch gewickelte Dokument. Er machte sich nicht die Mühe, es zu lesen. Er wusste, was darin stand. Er setzte den Stein wieder in die Mauerlücke und trat ans Fenster. Als er nichts Ungewöhnliches hörte, schloss er das Fenster und verließ Arnaus Wechselstube.

55
    Die Soldaten der Inquisition mussten in das Verlies kommen, um ihn zu holen. Zwei von ihnen packten ihn unter den Armen und schleiften den stolpernden Arnau hinter sich her. Er stieß mit den Knöcheln gegen die Treppenstufen, die zum Verlies hinabführten, und ließ sich durch die Gänge des Bischofspalasts schleifen. Er hatte nicht geschlafen. Er bemerkte nicht einmal die Mönche und Priester, die zusahen, wie man ihn zu Nicolau brachte. Wie hatte Joan ihn nur verraten können?
    Seit man ihn in den Kerker zurückgebracht hatte, weinte Arnau. Er schrie und schlug den Kopf gegen die Wand. Warum Joan? Und wenn Joan ihn denunziert hatte, was hatte Aledis mit alldem zu tun? Und die gefangene Frau? Aledis hatte allen Grund, ihn zu hassen. Er hatte sie verlassen und war dann vor ihr geflohen. Ob sie mit Joan unter einer Decke steckte? War Joan wirklich zu Mar gegangen? Und falls ja, warum war sie nicht gekommen? War es so schwierig, einen einfachen Kerkermeister zu bestechen?
    Francesca hörte ihn schluchzen und toben. Als sie ihren Sohn so hörte, sank ihr Körper noch mehr in sich zusammen. Zu gerne hätte sie ihn angesehen und mit ihm gesprochen, um ihn zu trösten, und sei es durch Lügen. »Du wirst ihm nicht widerstehen können«, hatte sie Aledis gewarnt. Und sie selbst? Würde sie

Weitere Kostenlose Bücher