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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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kommen auf den Markt. Was die Gesellen und Lehrlinge betrifft …«
    Grau sprach mit den Zunftmitgliedern und brachte sein gesamtes Personal gegen Zahlung geringer Summen anderweitig unter. Blieben nur sein Schwager und der Junge. Bernat hatte keinerlei Stand in der Zunft; er war nicht einmal Geselle. Niemand würde ihn in seiner Werkstatt einstellen, abgesehen davon, dass es verboten war. Der Junge hatte noch nicht einmal mit seiner Lehre begonnen, aber es existierte ein Vertrag. Und überhaupt: Wie sollte er jemanden darum bitten, einen Estanyol einzustellen? So würden alle erfahren, dass diese beiden Landflüchtigen mit ihm verwandt waren. Sie hießen Estanyol, wie Guiamona. Alle würden erfahren, dass er zwei Leibeigenen Unterschlupf gewährt hatte, und nun, da er in den Adelsstand aufgenommen werden würde … Waren nicht die Adligen die erbittertsten Feinde der flüchtigen Bauern? Waren es nicht ebendiese Adligen, die den König drängten, die Gesetze so zu ändern, dass solche Fluchten unmöglich wurden? Wie sollte er ein Adliger werden, wenn die Estanyols in aller Munde waren? Und was würde sein Schwiegervater sagen?
    »Ihr kommt mit mir«, sagte er zu Bernat, der schon seit Tagen in Sorge wegen der neuen Ereignisse war.
    Jaume, der als neuer Besitzer der Werkstatt nicht länger Graus Anweisungen befolgen musste, setzte sich zu einem vertraulichen Gespräch mit ihm hin.
    »Er wird es nicht wagen, etwas gegen euch zu unternehmen. Ich weiß es, er hat es mir gesagt. Er will nicht, dass eure Situation bekannt wird. Ich habe ein gutes Geschäft gemacht, Bernat. Er hat es eilig, er muss dringend seine Angelegenheiten regeln, bevor er Isabel heiratet. Du hast einen unterzeichneten Vertrag für deinen Sohn. Nutze ihn, Bernat. Setz diesen Schurken unter Druck. Droh ihm damit, vor Gericht zu gehen. Du bist ein guter Mann. Ich möchte, dass du weißt, dass alles, was in diesen Jahren geschehen ist …«
    Bernat wusste es. Und bestärkt von den Worten des früheren Gesellen wagte er es, seinem Schwager Widerworte zu geben.
    »Was sagst du da?«, brüllte Grau, nachdem Bernat ihn gefragt hatte: »Wozu sollen wir dorthin mitkommen?«
    »Weil ich es will!«, brüllte Grau weiter, während er nervös gestikulierte.
    »Wir sind nicht deine Sklaven, Grau.«
    »Dir bleibt nicht viel anderes übrig.«
    Bernat musste sich räuspern, bevor er Jaumes Ratschläge weiter befolgte. »Ich kann vor Gericht gehen.«
    Außer sich vor Wut, zitternd, klein und dünn, sprang Grau von seinem Stuhl auf. Doch Bernat zuckte nicht einmal mit der Wimper, sosehr es ihn auch drängte, das Weite zu suchen. Die Drohung mit dem Gericht hallte in den Ohren des Witwers wider.
    Sie würden sich um die Pferde kümmern, die Grau sich gezwungenermaßen gemeinsam mit dem Stadtpalast zugelegt hatte. »Du willst doch nicht etwa die Ställe leer stehen lassen?«, hatte sein Schwiegervater beiläufig gesagt, als spräche er mit einem dummen Jungen. Grau überschlug immer neue Summen im Kopf. »Meine Tochter ist von klein auf geritten«, setzte der Adlige hinzu.
    Doch das Wichtigste für Bernat war der gute Lohn, den er für sich und Arnau erhielt. Der Junge sollte ebenfalls im Pferdestall anfangen. Sie würden außerhalb des Palasts leben können, in einem eigenen Zimmer, ohne Sklaven, ohne Lehrlinge. Er und sein Sohn würden genügend Geld haben, um zurechtzukommen.
    Es war Grau selbst, der Bernat drängte, Arnaus Lehrvertrag aufzuheben und einen neuen zu unterschreiben.
    Seit man ihm die Bürgerschaft verliehen hatte, verließ Bernat hin und wieder die Werkstatt. Dabei war er stets allein oder in Begleitung von Arnau. Es schien keine Anzeige gegen ihn vorzuliegen, sonst hätte man ihn schon verhaftet. Schließlich stand sein Name in den Bürgerregistern, dachte er jedes Mal, wenn er auf die Straße trat. Meist ging er zum Strand hinunter und mischte sich unter die Dutzende von Seeleuten. Den Blick auf den Horizont gerichtet, ließ er sich den Wind um die Nase wehen und sog den herben Geruch nach Schiffen und Teer ein, der über dem Strand lag.
    Arnau und Joanet sprangen um ihn herum. Sie liefen voraus, dann kamen sie genauso schnell zu ihm zurückgerannt und sahen ihn mit glänzenden Augen und einem Lächeln an.
    »Unser eigenes Haus!«, rief Arnau. »Lass uns im Ribera-Viertel wohnen, bitte!«
    »Ich fürchte, es wird nur ein Zimmerchen werden«, versuchte Bernat ihm klarzumachen, doch der Junge lächelte weiterhin, als ginge es um den prächtigsten

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