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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Sie hatten ihre Mutter verloren, genau wie er. Arnau fragte sich, ob sie das mit der Jungfrau Maria wussten. Dann sah er zu seinem Onkel hinüber, der reglos dastand. Arnau war sich sicher, dass Grau Puig seinen Kindern nicht davon erzählen würde. Die Reichen sind anders, hörte er immer wieder. Vielleicht gab es für sie einen anderen Weg, eine neue Mutter zu finden.
    Die Trauerzeit war noch nicht vorüber, als Grau die ersten Ehevorschläge angetragen wurden. Und er hatte keine Bedenken, sie zu prüfen. Schließlich fiel seine Wahl auf Isabel, ein junges und wenig ansehnliches, aber adliges Mädchen. Sie sollte die neue Mutter von Guiamonas Kindern werden. Grau hatte die Vorzüge aller Anwärterinnen abgewägt, entschied sich jedoch letztlich für die einzige Adlige. Ihre Mitgift waren keinerlei Pfründen, Ländereien oder Reichtümer, lediglich ein Titel. Doch dieser würde ihm Zugang zu einer Klasse verschaffen, die ihm bislang verwehrt geblieben war. Was hatte er von der großzügigen Mitgift, die ihm einige Händler boten, weil sie auf eine Teilhabe an Graus Reichtum hofften? Die großen Adelsfamilien der Stadt kümmerte die Witwerschaft eines einfachen Töpfers nicht, so reich er auch sein mochte. Lediglich Isabels Vater, der über keinerlei Vermögen verfügte, erkannte in Graus Persönlichkeit die Möglichkeit zu einer vorteilhaften Allianz für beide Seiten, und er täuschte sich nicht.
    »Du wirst gewiss verstehen«, wandte er sich an seinen zukünftigen Schwiegersohn, »dass meine Tochter nicht in einer Töpferwerkstatt leben kann.« Grau nickte. »Genauso wenig kann sie sich mit einem einfachen Töpfer vermählen.«
    Diesmal wollte Grau etwas erwidern, doch sein Schwiegervater machte eine unwirsche Handbewegung.
    »Grau«, setzte er hinzu, »wir Adligen können uns nicht mit dem Handwerk abgeben, verstehst du? Mag sein, dass wir nicht reich sind, aber wir werden niemals Handwerker werden.«
    Wir Adligen … Grau ließ sich seine Befriedigung darüber, darin mit eingeschlossen zu sein, nicht anmerken. Und sein Schwiegervater hatte recht: Welcher Adlige in der Stadt besaß schon einen Handwerksbetrieb? Von nun an würde er bei seinen Handelsgeschäften und im Rat der Hundert der ›Herr Baron‹ sein. Baron! Wie sollte ein Baron von Katalonien einen Handwerksbetrieb unterhalten?
    Durch Graus Protektion, der nach wie vor Zunftmeister war, hatte Jaume keinerlei Probleme, in den Meisterstand aufzusteigen. Die Angelegenheit wurde in aller Hast erledigt, weil es Grau sehr eilig damit war, Isabel zu heiraten. Ihn plagte die Angst, dass diese stets launischen Adligen es sich noch einmal anders überlegen könnten. Der zukünftige Baron hatte keine Zeit zu verlieren. Jaume würde Meister werden, und Grau würde ihm die Werkstatt und das Haus verkaufen, zahlbar in Raten. Es gab nur ein Problem.
    »Ich habe vier Söhne«, erklärte Jaume. »Es wird schon schwierig genug für mich werden, Euch den Kaufpreis zu zahlen.« Grau forderte ihn auf fortzufahren. »Ich kann nicht alle Beschäftigten halten, die Ihr habt, Sklaven, Gesellen, Lehrlinge … Ich könnte sie nicht einmal ernähren! Wenn ich vorwärtskommen will, muss ich mit meinen vier Söhnen zurechtkommen.« Grau erklärte sich mit allem einverstanden.
    Der Tag der Hochzeit stand bereits fest. Auf Vermittlung von Isabels Vater hatte Grau einen kostspieligen Stadtpalast in der Calle de Monteada erworben, wo die Adelsfamilien Barcelonas lebten.
    Sie hatten jeden Winkel seines neuen Zuhauses inspiziert. Grau überschlug im Kopf, was es ihn kosten würde, all diese Räume zu füllen. Hinter dem großen Portal zur Calle de Monteada lag ein gepflasterter Innenhof. Gegenüber befanden sich die Stallungen, die den größten Teil des Erdgeschosses einnahmen, sowie der Küchentrakt und die Schlafräume der Sklaven. Zur Rechten führte ein großer, steinerner Treppenaufgang in den ersten Stock, wo sich die Salons und weitere Wohnräume befanden. Darüber lagen im zweiten Stock die Schlafräume. Der gesamte Stadtpalast war aus Stein erbaut. Die großzügigen Spitzbogenfenster der Wohnetagen gingen auf den Patio hinaus.
    Noch am selben Tag unterzeichneten sie den Kaufvertrag für die Werkstatt und Grau erschien stolz mit dem Schriftstück bei seinem Schwiegervater.
    »Herr Baron«, antwortete dieser und reichte ihm die Hand.
    »Und nun?«, überlegte Grau, als er wieder alleine war. »Die Sklaven sind kein Problem. Ich behalte die, die ich gebrauchen kann, die anderen

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